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# taz.de -- SPD-Kampagne zur Bundestagswahl: Scholz groß, Partei klein
> Die SPD will im Wahlkampf mit einem entschlossen dreinblickenden
> Kandidaten punkten. Zudem fährt sie deftige Angriffe gegen die Union.
Bild: Ganz schön ruppig: Lars Klingbeil, SPD Generalsekretär, stellt die Kamp…
Berlin taz | Der Wahlkampf hat sich bislang auf die Ungeschicklichkeit der
KandidatInnen von Union und Grünen beschränkt. Die SPD will nun Schwung in
die etwas lahmende und diffuse Auseinandersetzung bringen. Sie setzt erst
mal, wenig überraschend, [1][auf Olaf Scholz.] „Scholz packt das an“, steht
auf einem Plakat neben dem entschlossen dreinblickenden Kanzlerkandidaten.
Die drei Buchstaben „SPD“ sind eher dezent in der Ecke zu erkennen. Scholz
groß, die Partei klein, so lautet eine Botschaft. Die Ortsvereine haben
schon 120.000 Plakate mit dem Scholz-Konterfei bestellt.
Die PolitikerInnen-Plakate sind alle gleich gestylt. Der Hintergrund ist
rot, die Gesichter sind in hartkontrastigem Schwarz-Weiß gehalten und mit
einem dreidimensional wirkenden Weitwinkel fotografiert. Das soll markig
und konzentriert wirken, läuft aber Gefahr, etwas leblos rüberzukommen.
„Wir sind rot in einer bunten Welt“, so SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil,
der sich von der Kampagne Erkennbarkeit verspricht.
Prägnant sind vor allem deftige personalisierte Angriffe der
Sozialdemokraten gegen die Union. So zeigt ein SPD-Spot eine Holzfigur,
eine Matrjoschka, mit dem leicht verzerrten Antlitz des
Union-Kanzlerkandidaten Armin Laschet. Ihn zu wählen, so der Off-Kommentar,
heiße „Reiche reicher und Arme ärmer“ zu machen.
Danach sieht man, was in Laschet steckt: der Ex-Verfassungsschutzchef
[2][Hans-Georg Maaßen], der „die CDU an den rechten Rand“ rücke. Als letz…
Figur ist [3][Nathanael Liminski] zu sehen, Chef der Staatskanzlei in
Düsseldorf und, so O-Ton SPD, der „erzkatholische Laschet-Vertraute, für
den Sex vor der Ehe ein Tabu ist“. Die Union sei, letztes Bild, „leer“.
## „Während zwei sich streiten, arbeitet der Dritte“
Klingbeil zeigt diesen Spot am Ende der dreiviertelstündigen Präsentation
der SPD-Wahlkampagne in einem Berliner Kino. Eine Kampfansage – Schluss mit
Harmonie. Klingbeil gibt sich, trotz der anhaltend bescheidenen
Umfragewerte, naturgemäß optimistisch. Zum ersten Mal seit 1949 hätten drei
KandidatInnen Aussicht, das Kanzleramt zu erobern. „So spannend war bislang
kein Wahlkampf“, so Klingbeil.
Die SPD lässt sich den Wahlkampf 15 Millionen Euro kosten, weniger als
2017. Die Kampagne, die durchdacht und klar wirkt, hat die Agentur
BrinkertLück entworfen. Die hat bislang wenig Erfahrung mit Wahlwerbung und
sich einen Namen mit Aufträgen für Sportler wie Leon Goretzka, die
Robert-Enke-Stiftung und Organisationen wie den DFB gemacht. Der TV-Spot
für Scholz ist noch in Arbeit.
Zudem will das Willy-Brandt- Haus, die Parteizentrale in Berlin, auch
spontan mit neuen Plakaten und Spots arbeiten, wenn sich Aktuelles ergibt.
Ein Social-Media-Motiv zeigt Scholz zwischen Laschet und Annalena Baerbock.
„Während zwei sich streiten, arbeitet der Dritte“, so der Slogan. Das Foto
zeigt den Finanzminister, ganz verantwortungsvoller Staatsmann, auf dem Weg
nach Washington. Dieses Bild versucht die beiden Schlüsselbotschaften zu
fusionieren: den Angriff auf die Konkurrenz und die Inszenierung von Scholz
als erfahrenen, vertrauenswürdigen und verlässlichen Politiker. Allerdings
ist Scholz bislang nicht durch Angriffe auf die Union oder die Grünen
aufgefallen.
Das soll sich ändern. Nicht nur Generalsekretär und die Parteichefs sollen
die Union unter Feuer nehmen, auch der Kanzlerkandidat werde dies tun, wie
Klingbeil ankündigte.
Laschet scheint auf diese Konfrontation wenig Lust zu haben. Der
angeschlagene Kanzlerkandidat der Union hat zwei verabredete gemeinsame
Auftritte mit Scholz – einen bei ProSieben und einen bei der IG Metall –
abgesagt.
4 Aug 2021
## LINKS
[1] /SPD-bei-der-Bundestagswahl/!5786250
[2] /Hans-Georg-Maassen/!t5007569
[3] /Nathanael-Liminski-in-NRW/!5752330
## AUTOREN
Stefan Reinecke
## TAGS
Kanzlerkandidatur
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
SPD
Olaf Scholz
Armin Laschet
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Lesestück Recherche und Reportage
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