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# taz.de -- Nyerere Nationalpark in Tansania: Welterbe trotz Stauseebau
> Ein Stauseeprojekt gefährdet den Nyerere Nationalpark. In Tansania
> prallen Wirtschaft und Umweltschutz aufeinander.
Bild: Gute Aussicht: Leopard im Nationalpark
Es war knapp, aber es ist der tansanischen Regierung gelungen, den
[1][Nyerere Nationalpark] auf der Liste der Welterbestätten zu halten. Die
Unesco hatte gedroht, den Park von der Liste zu streichen, weil ein
riesiger Stausee mittendrin gebaut wird. Tansania hat der Unesco nun
zugesichert, mit Naturschutzbehörden zusammenzuarbeiten, um die
Anforderungen doch zu erfüllen. Vor allem die Weltnaturschutzunion (IUCN)
hatte einen sofortigen Stopp der Abholzung für das Staudammprojekt und
einen Stopp des Bauprojekts selbst gefordert. Es habe „katastrophale
Auswirkungen auf die Tierwelt“, so die IUCN als Reaktion auf eine
unabhängige Recherche.
Der tansanische Minister für Tourismus und natürliche Ressourcen, Allan
Kijazi, behauptete, das basiere auf Fehlinformationen. „Als Land sind wir
bereit, mit den jeweiligen Missionen zusammenzuarbeiten, um Fakten vor Ort
zu sammeln“, sagte er auf einer Pressekonferenz. Der riesige Wildpark von
30.000 Quadratkilometern, so groß wie Belgien, beherbergt eine immense
Vielfalt an Vegetationszonen, darunter offenes Grasland, Wälder, Sümpfe und
Seen. Häufig werden Raubtiere wie Löwen, Leoparden und Hyänen gesichtet,
und es gibt eine große Elefantenpopulation.
Drei große Flüsse – Ruaha, Kilombero und Rufiji – fließen aus dem Hochla…
durch den Park, in denen viele Nilpferde und Krokodile leben. Es ist am
Rufiji, wo der Stausee von mehr als 900 Quadratkilometern geplant ist und
nächstes Jahr 2.115 Megawatt Strom liefern soll. Die Wasserkraftkapazität
von Tansania soll dadurch mehr als verdreifacht werden. Nach der
Fertigstellung wird es der viertgrößte Damm in Afrika sein.
Tansania erwägt bereits seit den sechziger Jahren den Bau des Kraftwerkes.
Obwohl immer mehr Haushalte ans Stromnetz angeschlossen sind, sind es immer
noch weniger als 40 Prozent. Für wirtschaftliche Entwicklung braucht das
Land mehr Elektrizität, aber die Frage ist, ob die aus einem
Naturschutzgebiet kommen soll, und [2][wie beide nebeneinander existieren
können].
## Gefährdetes Welterbe
Der Nyerere Nationalpark hieß früher Selous-Wildreservat und erhielt 2019
Nationalparkstatus; es ist der größte in Afrika. Das Reservat wurde 1922
gegründet und nach Fredrick Courtney Selous benannt, einem britischen
Wildjäger und Offizier. Heute trägt der Wildpark den Namen von Julius
Nyerere, dem ersten Präsidenten Tansanias, der weithin als Vater des
modernen Nationalstaats gilt.
2014 hatte die Unesco das Wildreservat schon mal auf ihre Liste des
gefährdeten Welterbes gesetzt, damals aufgrund der schweren
[3][Elefantenwilderei]. Auf dem Höhepunkt der Krise wurden jeden Tag
durchschnittlich sechs Elefanten von Wilderern erschossen. Die Lage hat
sich mittlerweile gebessert.
## Eisenbahnstrecke durch den Park
Nicht nur in Tansania werden Naturerbe und wirtschaftliche
Entwicklungsprojekte zu Konkurrenz gedrängt. So wurde im Nachbarland Kenia
trotz Protesten eine Eisenbahnstrecke quer durch den Nairobi Nationalpark
(NNP) gebaut, weil eine Umleitung der Regierung zu kostspielig war.
Touristen klagen, der Park habe seinen Glanz verloren.
In Uganda wiederum lässt die Regierung Öl im Murchison Wildpark fördern,
der für seine riesige Zahl an Krokodilen und Vogelarten berühmt ist. Dabei
werden wichtige Lebensräume von Elefanten, Löwen und Schimpansen sowie
zwölf Waldreservate und mehr als 200 Flüsse durchquert, bevor die Pipeline
den Indischen Ozean erreicht.
Und im südlichen Afrika machen Natur- und Umweltschützer sich Sorgen, seit
Namibia und Botswana dem kanadischen Öl- und Gasunternehmen ReconAfrica
grünes Licht gegeben haben, um in der Kalahariwüste wie auch im
Okavangodelta Öl zu suchen. Letzteres ist Afrikas letzte intakte
Feuchtgebietswildnis. Wüste und Delta formen eine einzigartige Kombination,
ein wichtiges Ökosystem, in dem zahlreiche Wildtiere leben. Ebenfalls ein
Welterbe der Unesco.
26 Jul 2021
## LINKS
[1] https://www.tanzaniaparks.go.tz/national_parks/nyerere-national-park
[2] /Militarisierter-Naturschutz-in-Afrika/!5667861
[3] /Studie-ueber-Bedrohung-durch-Wilderer/!5447335
## AUTOREN
Ilona Eveleens
## TAGS
Tansania
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Afrika
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