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# taz.de -- Studie über Corona-Hilfspakete: Schlecht gezielt
> Die Hilfspakete der Pandemie sind ungerecht. Das ergibt eine Studie, die
> René Böhme von der Uni Bremen im Auftrag der Hamburger Linken
> durchführte.
Bild: Von der Corona-Pandemie zusätzlich gebeutelt: Arme stehen am Hamburger H…
Hamburg taz | Die wesentlichen Dimensionen sozialer Ungleichheit – Löhne,
Vermögen, Bildung und Gesundheit – haben sich durch die Coronapandemie und
den Umgang mit ihr verstärkt. Zu diesem Ergebnis kommt René Böhme von der
Universität Bremen in einer Studie für die Fraktion Die Linke in der
Hamburgischen Bürgerschaft. Unter goldenen Kronleuchtern des Bürgersaals im
Rathaus verkündete Böhme am Donnerstag seine Ergebnisse.
Die Linke hatte Böhme beauftragt, die Folgen der Coronapandemie mit Blick
auf die soziale Ungleichheit zu untersuchen. Er beschäftigte sich mit der
Frage, welche sozialen Auswirkungen insbesondere die Coronahilfen auf die
Bevölkerung hatten. Die Quintessenz: Die Armen wurden ärmer und die Reichen
reicher.
Die Fraktionsvorsitzende der Linken, Cansu Özdemir, die sozialpolitische
Sprecherin Stephanie Rose und die wirtschaftspolitische Sprecherin Olga
Fritzsche sahen ihre Befürchtungen bestätigt, dass für die Armen, Alten und
Kranken während der Pandemie zu wenig gemacht wurde.
„Es ist nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine soziale Krise“,
sagte Özdemir zur Eröffnung der Pressekonferenz. Wie die Ergebnisse der
Studie zeigten, säßen nicht alle in einem Boot.
Dass sich das Boot mancher Menschen in der Krise witterungsfester zeigte
als das von anderen, ist nicht überraschend. Die Einkommen in Deutschland
sind in den vergangenen Jahrzehnten immer ungleicher verteilt worden und
der Reichtum hat sich immer stärker konzentriert, wie eine [1][Studie der
Hans-Böckler-Stiftung von 2020] zeigt. Fraktionschefin Özdemir hält es
insbesondere aus diesem Grund für wichtig, die soziale Dimension der Krise
in den Fokus zu rücken.
## Bildungsungleichheit verstärkt
Dass sich die Ungleichheit in der Coronazeit weiter vergrößert hat, liegt
nach den Erkenntnissen des Studienautors Böhme daran, wie die Coronahilfen
verteilt wurden. So seien finanzielle Hilfen, insbesondere die
Mehrwertsteuersenkung, zum einen eher einkommensstärkeren Personen zugute
gekommen. Zum anderen sei die Unterstützung auf „Normalbeschäftigte“
ausgerichtet gewesen. Fatal sei die Entwicklung in Sachen
Bildungsungleichheit gewesen, wie eine Expert:innenbefragung ergeben
habe. „Hier sehen wir bis jetzt nur die Spitze des Eisbergs“, warnte Böhme.
Personen, die bereits vor der Pandemie über ein geringeres Einkommen
verfügten, hätten größere Einbußen in Kauf nehmen müssen als Menschen in
den oberen Gehaltsklassen, stellte Böhme fest. Menschen im
Niedriglohnsektor hätten häufiger ihre Arbeit verloren, auch weil viele
Minijobs wegfielen.
An Menschen, die auf Sozialhilfe angewiesen sind oder die überhaupt kein
Einkommen beziehen, seien die meisten Hilfen ganz vorbeigegangen, wie Olga
Fritzsche kritisierte.
Cansu Özdemir fügte hinzu, dass Frauen in doppelter Hinsicht durch den
Wegfall der Lohnarbeit und die steigende Sorgearbeit belastet gewesen
seien. Auch ein Anstieg von Femiziden sei zu beklagen gewesen.
Die sozialen Auswirkungen der Pandemie seien in Hamburg besonders stark zu
spüren, führte Böhme aus. Entgegen des bundesweiten Trends hätten Führungs-
und Fachkräfte einen leichten Lohnzuwachs verzeichnet, während die
restlichen Hamburger:innen bis zu zehn Prozent weniger verdienten.
Auch die Zahl der Sozialleistungsempfänger:innen sei stärker gestiegen als
in anderen Bundesländern – vor allem aufgrund des ausbleibenden Tourismus
während der Pandemie. Stephanie Rose forderte eine Strategiekonferenz für
Hamburg, damit „sozialer Spaltung ein Riegel vorgeschoben werden kann.“ Am
28. Juli stellt die Linke die Ergebnisse der Studie in einer öffentlichen
Veranstaltung vor.
27 Jul 2021
## LINKS
[1] https://www.boeckler.de/de/auf-einen-blick-17945-20845.htm
## AUTOREN
Arne Matzanke
## TAGS
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