| # taz.de -- Wahlkampagne der Grünen: Ohne Abteilung Attacke | |
| > Die Grünen stellen ihre Wahlkampagne vor. Endlich soll es mal um Inhalte | |
| > gehen: Klima, Wirtschaft, Europa. Die Ansprache ist nicht härter als | |
| > nötig. | |
| Bild: Wahlplakate in Grün getaucht: Die Ökopartei gibt sich optimistisch | |
| Berlin taz | Der Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, steht | |
| am Montag vor einer grünen Wand, auf der mehrfach der Slogan „Bereit, weil | |
| ihr es seid“ geschrieben steht. Aber so richtig bereit sieht Kellner nicht | |
| aus. Wochenlang standen die Grünen in der Kritik, zu spät gemeldete | |
| Nebeneinkünfte der Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock, ein mehrfach | |
| korrigierter Lebenslauf, zuletzt wurde über Plagiate in ihrem neuen Buch | |
| diskutiert. Die [1][Krisenkommunikation der Grünen machte es nicht besser.] | |
| Die Umfragewerte für die Grünen sinken. | |
| Inmitten dieses Chaos muss nun Kellner die Kampagne für den | |
| Bundestagswahlkampf vorstellen. [2][Und die Frage ist: Gehen die Grünen in | |
| die Offensive?] Schalten sie auf Attacke? Nein. In moderatem Tonfall redet | |
| Kellner zuerst über Schulen, um Kinder und Jugendliche in der Pandemie | |
| besser zu schützen. Dass Armin Laschet (CDU) einen Kita- und Schulgipfel | |
| ablehne, sei „ein schwerer Fehler“. „Rumgetrödel können wir uns nicht | |
| leisten“, kritisiert er. Es ist so ziemlich das Härteste, was ihm über die | |
| Lippen kommt. | |
| In diesem Moment ist eigentlich klar, dass der Wahlkampfmodus der Grünen | |
| weich wird. Kellner sagt es so: „Wo nötig, kritisieren wir hart in der | |
| Sache, aber wir bleiben fair im Ton.“ Bevor er zur neuen Plakatkampagne | |
| kommt, erläutert er detailliert, welche Stellen im ARD-Sommerinterview von | |
| Armin Laschet er problematisch fand: das vage Programm, wie die Klimaziele | |
| erreicht werden können, die unklare Finanzierung. Dann noch ein paar Worte | |
| zur Artenvielfalt. | |
| Es dauert, bis er das erste Plakat vorstellt: Zu sehen ist das Spitzenduo | |
| Robert Habeck und Annalena Baerbock, beide sind in Grün getaucht, sie | |
| lachen. „Darauf steht: Unser Land kann viel, wenn man es lässt.“ Es ist in | |
| gewisser Weise so, wie man es von den Grünen gewohnt ist. Ein nettes Bild, | |
| viel Grün, eine Sonnenblume. „Das ist auch eine Antwort auf 16 Jahre | |
| Regierung der Union“ erklärt Kellner. Es gebe in der Bevölkerung eine hohe | |
| Bereitschaft für Veränderungen und für mehr Klimaschutz. Die Politik sei | |
| aber „überhaupt nicht so weit wie die Menschen im Lande“. Mit einer | |
| „optimistischen Kampagne“ wollen die Grünen nun bei den Wähler:innen | |
| punkten. | |
| Die anderen Plakate sind ähnlich im Design, aber zeigen andere Personen und | |
| Slogans. Mal ist es Baerbock allein, ein Mann mit Kind auf den Schultern, | |
| zwei Kinder neben dem Slogan „Reichtum ist, wenn alle Kinder frei von Armut | |
| sind“. Oder eine Pflegekraft mit dem Slogan: „Ganz einfach: Gleiche Arbeit, | |
| gleiche Bezahlung.“ Klimaschutz, Kinder, Europa, Wirtschaft, Löhne, | |
| Rassismus, thematisch versucht sich die Ökopartei breit aufzustellen. | |
| „Wir sehen eine Verdreifachung der Bestellmenge“ erzählt Kellner und zeigt | |
| dann auch das nachgefragteste Plakat. Darauf zu sehen: Annalena Baerbock | |
| und die Worte „Wirtschaft und Klima ohne Krise“. Besonders ansprechen | |
| möchten die Grünen in diesem Wahlkampf auch die Generation 60 plus. Ein | |
| Plakat zeigt einen älteren Mann, ein Handy in der Hand. „Lädt nicht, gibt�… | |
| nicht“ steht darauf. Manche Wähler:innen seien ja „in den letzten | |
| vierzig Jahren mit uns älter“ geworden, erklärt Kellner. Diese Zielgruppe | |
| sei ein „neuer Fokus“. Denn besonders stark seien sie bei jungen Menschen | |
| und Erstwähler:innen. Deshalb adressieren die Grünen nun auch | |
| „enkeltaugliche Politik“. | |
| Ansonsten soll es auch ein „digitaler Wahlkampf“ werden, soziale Netzwerke, | |
| Videos, eine eigene Wahlkampf-App. Insgesamt wirkt alles so glatt gebügelt, | |
| wie man es vor der Pannenserie von den Grünen gewohnt war. Der Anspruch auf | |
| die Kanzlerschaft wird bislang aber nicht thematisiert. Auf die Frage, ob | |
| das bewusst so sei, weicht Kellner aus. Das werde noch entschieden. | |
| 12 Jul 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jasmin Kalarickal | |
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