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# taz.de -- Lastenrad als Auto-Alternative: Es boomt und boomt
> Die Zahl der Lastenräder in Deutschland hat enorm zugenommen. Auch für
> Transporte sind sie eine Alternative zum Auto – und dabei emissionsfrei.
Bild: Da passt ordentlich was rein: Lastenräder in Deutschland
Berlin taz | Die Zahl der Lastenräder auf deutschen Straßen hat enorm
zugenommen. Seit 2016 hat sich der Absatz der Räder für große oder schwere
Transporte versechsfacht. Nach Angaben des Zweirad-Industrieverbands wurden
im Jahr 2020 in Deutschland erstmals mehr als 100.000 Stück verkauft, davon
hatten 78.000 einen elektrischen Antrieb. Im Vorjahr waren es nur 54.400.
Bei den nicht elektrisch betriebenen Lastenrädern stieg der Verkauf von
21.150 auf 25.200.
[1][Die Radbranche in Deutschland boomt – nicht nur, aber auch wegen der
Coronakrise]. Sichtbar ist das auch an immer mehr Branchenverbänden, die
die Interessen der Hersteller, Logistiker und Dienstleister vertreten. In
der verbandsübergreifenden „Arbeitsgruppe Lastenrad“ sind mittlerweile vier
Organisationen vertreten.
„Wir gehen davon aus, dass auch in den kommenden Jahren die Zahl der
verkaufen Lastenräder um 50 bis 70 Prozent pro Jahr wächst“, sagt Jonas
Kremer vom Berliner Unternehmen Citkar, der die Arbeitsgruppe koordiniert.
Das Bundesverkehrsministerium geht davon aus, dass perspektivisch 30
Prozent [2][der Zustellung von Gütern] auf der sogenannten letzten Meile –
also den letzten Metern bis zum Endkunden – per Lastenrad erfolgen können.
Wie viele der Lastenräder in Deutschland gewerblich und wie viele privat
gebraucht werden, sei unbekannt, sagt Kremer. Er will auch keine Schätzung
abgeben. Von seinen Kund:innen wisse er, dass der gewerbliche und private
Gebrauch der Fahrzeuge oft ineinander übergehe. So wie bei dem Laborkurier,
der mit dem Gefährt in der Woche Lieferungen erledige. „Und am Wochenende
fährt er damit zum Golfplatz“, sagt Kremer.
## Staat gibt bis zu 2.500 Euro Zuschuss
Die Branche sieht Lastenräder als Beitrag, um Verkehrsprobleme wie Staus in
den Innenstädten zu lösen und emissionsfreie Lieferungen zu gewährleisten.
Das Bundesumweltministerium fördert den Kauf von gewerblichen
E-Lastenrädern und E-Anhängern mit einer Nutzlast ab 120 Kilogramm mit
einer Prämie von 25 Prozent der Kaufsumme bis maximal 2.500 Euro.
Auch viele Länder und Kommunen bezuschussen die Anschaffung, allerdings zu
sehr unterschiedlichen Konditionen – manche fördern auch private
Lastenräder, andere nicht. Der Staat solle die Anschaffung nicht nur mit
mehr Geld, sondern auch in anderer Form fördern, fordert Kremer. „Heute ist
Leasing von der Förderung ausgeschlossen“, kritisiert er. Für Unternehmen
sei das ein großes Problem, denn die bevorzugen Leasing.
Die Arbeitsgruppe Lastenräder setzt sich auch für den Ausbau der
Infrastruktur ein. [3][Länder wie Dänemark oder die Niederlande hätten
bessere Konzepte] als Deutschland, sagt Kremer. Dort sind die Radwege
vielfach entkoppelt vom Straßenverkehr. „Vor allem gibt es eigene Räume für
den Wirtschaftsverkehr“, sagt er.
Den Manager:innen der Branche ist klar, dass es angesichts der Enge auf
Straßen und Radwegen zwangsläufig zu Konflikten kommt. Der
Radlogistikverband Deutschland hat einen Verhaltenskodex für
Nutzer:innen gewerblicher Lastenräder und Gespanne herausgegeben. Darin
werden Fahrer:innen gehalten, sich „besonders defensiv“ und
rücksichtsvoll gegenüber schwächeren Verkehrsteilnehmer:innen zu
verhalten. „Wir fahren immer, wenn möglich, auf der Fahrbahn und nicht auf
eng dimensionierter und hoch frequentierter Radverkehrsinfrastruktur“,
heißt es. Geparkt werden soll „immer, wenn möglich“, auf der Fahrbahn,
nicht auf dem Gehweg.
7 Jul 2021
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## AUTOREN
Anja Krüger
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