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# taz.de -- Industrielle Tierhaltung in Deutschland: Bundestag verbietet Küken…
> Das routinemäßige Töten frisch geschlüpfter, männlicher Küken soll in
> Deutschland ab Januar 2022 verboten sein. Tierschützern reicht das nicht
> aus.
Bild: Wenn sie männlich und von Legehennen abstammen würden, wären sie schon…
Berlin dpa/taz | Das millionenfache Kükentöten in der Legehennenhaltung
wird in Deutschland ab Anfang nächsten Jahres verboten. Der Bundestag
verabschiedete am späten Donnerstagabend ein entsprechendes [1][Gesetz von
Agrarministerin Julia Klöckner] (CDU). Bisher werden jährlich mehr als 40
Millionen männliche Küken kurz nach dem Schlüpfen getötet, weil sie keine
Eier legen und nicht so viel Fleisch ansetzen. Das soll laut dem Gesetz ab
1. Januar 2022 untersagt sein. Stattdessen sollen Verfahren zum Einsatz
kommen, mit denen das Geschlecht bereits im Ei bestimmt wird, damit
männliche Küken gar nicht erst schlüpfen.
Klöckner sprach in der Bundestagsdebatte von einem „Meilenstein für den
Tierschutz“. Das Verbot des Kükentötens dürfe aber keinem Berufsverbot
gleichkommen. Deshalb werde der Branche mit einem Spektrum von
Alternativmethoden die Möglichkeit gegeben, „Tierwohl und Ökonomie unter
einen Hut zu bringen“.
Obwohl auch AfD und Grüne für das Gesetz stimmten, kam aus der Opposition
deutliche Kritik: So warnten AfD und FDP, ein nationaler Alleingang führe
zur Abwanderung der Branche ins Ausland. Klöckner konterte: „Wir lagern
Tierschutzfragen nicht einfach ins Ausland aus, sondern bieten hier in
Deutschland eine Lösung an.“ Der Bund habe Millionenbeträge in die
Forschung investiert, um Alternativen zu entwickeln.
Linken und Grünen geht das Gesetz hingegen nicht weit genug.
Linken-Fraktionschefin Amira Mohamed Ali nannte es eine „Scheinlösung“, die
Küken nicht erst nach dem Schlüpfen zu töten, sondern kurz davor.
Der Deutsche Tierschutzbund kritisierte das Verbot als zu spät und zu
schwach. Es sei richtig, „den millionenfachen Mord an männlichen Küken aus
rein ökonomischem Antrieb zu beenden“, sagte Präsident Thomas Schröder. Wer
Tierschutz konsequent denke und gesellschaftliche Akzeptanz wünsche, müsse
aber auch „das Leid der Legehenne als Eierproduktionsmaschine beenden“.
## Besser Zweinutzungshühner?
Die Fördergelder zur Entwicklung der Geschlechtserkennung im Ei wären
besser in die „Praxisreife“ von Zweinutzungshühnern investiert gewesen,
ergänzte Schröder. Dabei sollen weibliche Küken Eier legen, männlichen
Küken werden zur Mast aufgezogen. Auch Bio-Verbände wie Naturland oder
Demeter setzen auf solche Lösungen und lehnen die derzeitigen Verfahren zur
Geschlechtserkennung im Ei ab.
Der Verband der Zoologischen Gärten beklagte unterdessen, das generelle
Verbot des Kükentötens gefährde „die Versorgung von Fleischfressern, die
nicht mit Salat gefüttert werden können“. Denn der Bundestag lehnte eine
vom Bundesrat empfohlene Ausnahme vom Verbot des Kükentötens zu besonderen
Futterzwecken ab. Die Tierrechtsorganisation Peta etwa hatte gegen
Ausnahmen mobilisiert.
## Ab 2024 noch frühere Geschlechtserkennung
Das Gesetz sieht in einer zweiten Stufe ab 1. Januar 2024 weitere
Regelungen vor, um Schmerzen für den Embryo zu vermeiden. Dann müssen
Methoden zur Geschlechtserkennung angewandt werden, die vor dem siebten
Bruttag greifen. Denn ab dem siebten Tag empfänden Hühnerembryonen Schmerz,
heißt es in der Begründung des Gesetzes.
Mit dem Gesetz muss sich abschließend noch der Bundesrat befassen, der das
Vorhaben verzögern, aber nicht stoppen kann.
Das Bundesverwaltungsgericht hatte bereits im Jahr 2019 entschieden, dass
die Praxis des Kükentötens nur noch für eine Übergangszeit zulässig ist,
weil Tierschutzbelange höher zu bewerten seien als wirtschaftliche
Interessen.
21 May 2021
## LINKS
[1] /Plan-von-Agrarministerin-Kloeckner/!5708020
## AUTOREN
Jost Maurin
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