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# taz.de -- Nach Verbot des Kükenschredderns: O Bruder Hahn, wo gehst du hin?
> Ein Großteil der männlichen Küken wird heute aufgezogen – aber wo landet
> eigentlich ihr Fleisch? Das wissen selbst Geflügelverbände nicht so
> genau.
Bild: Hat sich's gelohnt? Junge Hähne dürfen heute 85 Tage statt einen leben;…
Bremen taz | „Nur eine Nischenlösung“ könne die Aufzucht von männlichen
Küken sein, waren sich Expert*innen noch 2020 sicher. Zu mager blieben
die Brüder von Legehühnern im Vergleich zu Masthühnchen, zu viel Futter
brauchten sie, um überhaupt zuzulegen.
Dabei hatte die „Bruderhahninitiative Deutschland“, einige Jahre zuvor
[1][gegründet von Ökobauern aus Niedersachsen und Bio-Großhändlern,] schon
eines gezeigt: Für die Aufzucht der männlichen Küken waren
Eierkäufer*innen durchaus bereit, ein bisschen mehr zu zahlen.
Gut [2][neun Monate nach Verbot des Kükenschredderns] ist die
Bruderhahnaufzucht alles andere als eine Nische: Zumindest im Legehuhnland
Niedersachsen ist sie bedeutsamer als das [3][Aussortieren von „männlichen“
Eiern] vor dem Schlüpfen. Etwa zwölf Millionen Bruderhähne, so eine
Schätzung, werden bis Ende des Jahres im Bundesland aufgezogen.
Das sind mehr als die rund zehn Millionen männlichen Hühnerembryos, die
hierzulande überhaupt gezeugt werden – Niedersachsen übernimmt noch
männliche Küken aus anderen Bundesländern. Vor allem Betriebe am
Küstenkanal, im Emsland und in der Grafschaft Bentheim haben sich auf die
Bruderhahnmast spezialisiert.
## Ihr Fleisch wird in Deutschland kaum verkauft
Bezahlt wird die Aufzucht immer noch durch eine Art Quersubvention: Die
Eier der Hennen finanzieren die Aufzucht ihrer Brüder. Bei konventionellen,
also Bodenhaltungseiern, macht das einen Preisunterschied von etwa zwei
Cent pro Ei aus.
Auf die geschlüpften Kükenjungs wartet ein kurzes Leben: Nach 85 bis 90
Tagen in der Hähnchenmast ist es schon vorbei, die jungen Hähne werden
geschlachtet. „Nach dieser Zeitspanne verwerten sie das Futter immer
schlechter“, sagt Wolfgang Ehrecke von der Landwirtschaftskammer
Niedersachsen. Gerade mal 1.350 Gramm wiegen die Hähne dann.
Was danach mit ihnen geschieht, ist ein Rätsel: Weder die
Landwirtschaftskammer Niedersachsen noch der Verband der Deutschen
Geflügelwirtschaft kann Auskunft darüber geben. Klar ist nur so viel: Im
deutschen Supermarkt an der Fleischtheke sind die Hähne nicht zu finden.
## Der Verbleib des Fleisches: ungewiss
Nur im Biosegment gibt es ein paar Versuche, ihr Fleisch zu verkaufen.
Ansonsten gilt laut Landwirtschaftskammer: „Bruderhahnfleisch ist ein
Exportartikel“. Ob es im Ausland dann für den menschlichen Verzehr verkauft
wird oder ob es doch einfach zu Tierfutter wird? „Sagen Sie mir Bescheid,
wenn Sie es herausgefunden haben“, so Clemens Dalchau, Sprecher der
Deutschen Geflügelwirtschaft. „Wir hier fragen uns das schon länger.“
Eine Forderung von Tierschützerinnen ist deshalb [4][schon lange der
Einsatz von „Zweinutzungshühnern“] – Hühnerrassen also, die vielleicht
etwas weniger Eier legen, dafür aber etwas mehr Fleisch ansetzen als die
hochgezüchteten Legehennen. In der Praxis ist das aber noch nicht weit
verbreitet: Nur im Ökolandbau gibt es bisher Versuche, solche Rassen zu
züchten und zu vermarkten.
7 Oct 2022
## LINKS
[1] /Landwirte-lassen-maennliche-Kueken-leben/!5049356
[2] /Industrielle-Tierhaltung-in-Deutschland/!5773849
[3] /Umgang-mit-maennlichen-Kueken/!5886286
[4] /Geplantes-Verbot-des-Kuekentoetens/!5707977
## AUTOREN
Lotta Drügemöller
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