# taz.de -- Verbot des Kükentötens: Nur ein kleiner Fortschritt | |
> Das Schreddern männlicher Küken zu verbieten ist überfällig. Das Problem | |
> der unklaren Herkunft von Eiern für Fertig-Nahrungsmittel dagegen bleibt. | |
Bild: Woher kommen eigentlich die Eier in industriell produzierten Lebensmittel… | |
Es ist ein längst überfälliges Gesetz, mit dem das sogenannte Schreddern | |
vön männlichen Küken in Legehennenbetrieben [1][nun verboten wird]. Wer es | |
nicht begreifen will und Tiere nur als wirtschaftlich nützliche Wesen | |
betrachtet, sollte sich die Bilder von den Massentötungen einmal anschauen. | |
Dabei stellen sich schnell Zweifel an einer ethisch vertretbaren | |
Tierhaltung ein. Allein durch ökonomische Interessen ist diese Praxis nicht | |
zu rechtfertigen. Gut, dass damit bald Schluss ist. | |
Es ist jedoch nur ein Schritt in die richtige Richtung. Denn „ausgemustert“ | |
werden männliche Küken nur schon etwas früher und vermutlich schmerzfreier | |
noch im Ei. Unter ethischen Gesichtspunkten wäre es besser, es käme erst | |
gar nicht zu dieser Option. Eine Alternative gibt es mit den | |
[2][Zweinutzungshühnern]. Die weiblichen Nachkommen produzieren Eier, die | |
männlichen Fleisch. Tötungen werden unnötig. | |
Nur leider ist die diese Nutzungsform für die Landwirtschaftsbetriebe nicht | |
– oder noch nicht – profitabel. Womöglich ließe sich das durch spezielle | |
Züchtungen ändern. Es wäre bei aller Skepsis gegen die Nutztierhaltung | |
insgesamt ein Fortschritt. Ob mit dem Verbot des Kükenschredderns am Ende | |
tatsächlich weniger Leid im Stall erzeugt wird, ist fraglich. | |
Eier sind in sehr vielen Nahrungsmitteln enthalten, von [3][Eiernudeln] bis | |
hin zur Mayonnaise. Über die Herkunft dieser Eier erfahren die Kund*innen | |
im Supermarkt beim Kauf dieser Produkte nichts – anders als bei Eiern im | |
Originalzustand. Die Hersteller kaufen die Eier dort ein, wo es in ihr | |
wirtschaftliches Kalkül passt. Wenn mehr Tierwohl die Eierproduktion in | |
Deutschland verteuert, bedienen sie sich dann eventuell eher in Ländern, | |
die es mit einer besseren Tierhaltung nicht so genau nehmen. | |
Insofern ist der schrittweise Übergang zu einer anderen Praxis | |
nachvollziehbar. Zugleich ist die nächste Bundesregierung gefordert, sich | |
international für das Tierwohl stark zu machen. Auch eine | |
Herkunftskennzeichnung für Eier bei fertigen Nahrungsmitteln könnte zu | |
einer Veränderung der Haltungspraxis beitragen, wenn sich | |
Verbraucher*innen bewusst für ethisch besser erzeugte Produkte | |
entscheiden können. Bis dahin bleibt es beim kleinen Fortschritt. | |
21 May 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Industrielle-Tierhaltung-in-Deutschland/!5773849 | |
[2] https://www.naturland.de/de/erzeuger/betriebszweige/gefl%C3%BCgelhaltung/zw… | |
[3] /Tierquaelerei-fuer-Nudelfirmen/!5490712 | |
## AUTOREN | |
Wolfgang Mulke | |
## TAGS | |
Tierzucht | |
Küken | |
Küken | |
Tierhaltung | |
Landwirtschaft | |
Landwirtschaft | |
Küken | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Umgang mit männlichen Küken: Tod im Ei | |
Niedersachsens Agrarministerin verkündet eine neue Methode, um männliche | |
Küken früher aussortieren zu können. Kritiker:innen überzeugt das | |
nicht. | |
Staatliches Tierwohllabel: Kommt nicht mehr | |
Agrarministerin Klöckner hatte eine Lebensmittel-Kennzeichnung für bessere | |
Tierhaltung versprochen, doch die steckt fest. Vor der Wahl wird es nichts. | |
Industrielle Tierhaltung in Deutschland: Bundestag verbietet Kükentöten | |
Das routinemäßige Töten frisch geschlüpfter, männlicher Küken soll in | |
Deutschland ab Januar 2022 verboten sein. Tierschützern reicht das nicht | |
aus. | |
Plan von Agrarministerin Klöckner: Noch gut ein Jahr Kükentöten | |
Lange hatte Agrarministerin Klöckner auf einen freiwilligen Verzicht vom | |
Kükentöten gesetzt. Nun soll ein Gesetz das Töten von Hahnenküken | |
verbieten. | |
Urteil zum Kükenschreddern: Schicksal vorläufig besiegelt | |
Die millionenfache Tötung männlicher Küken ist auch weiterhin in | |
Deutschland akzeptiert. Doch nur so lange, bis es Alternativen gibt. |