# taz.de -- Fischereirechte im Ärmelkanal: How much is the fish? | |
> Die Insel Jersey könnte eine Brücke zwischen Frankreich und | |
> Großbritannien sein. Nun spitzt sich der Streit um Fischereirechte zu. | |
Bild: Sie wollen rein: Französische Fischer sind erbost über mangelnden Zugan… | |
Schauen Sie!“, ruft ein Mann, der gerade leere Krabbenkörbe ordnet. Er | |
zeigt auf ein Boot, das in den kleinen Hafen von Saint Helier einfährt. | |
„Heute waren wieder Franzosen da. Unsere Coast Guards haben sie wieder | |
weggeschickt.“ Eine halbe Stunde später sprechen zwei Personen im | |
militärischen Khaki mit der Crew der Küstenwache. Auch ein Einsatzwagen der | |
Polizei ist da. | |
Saint Helier ist die Hauptstadt von Jersey, der britischen Kanalinsel, die | |
der französischen Küste am nächsten liegt: nur 22 Kilometer trennen Jersey | |
von der Küste der Normandie. Die Sonne tänzelt kilometerweit über den | |
sanften Wellen. In der Ferne sind bunte aneinander liegende Fischkutter zu | |
sehen, vor dem Hintergrund der Festung Elizabeth Castle aus dem 16. | |
Jahrhundert, die nur bei Ebbe zugänglich ist. Das Meer ist ruhig, aber seit | |
dem EU-Austritt Großbritanniens bildet es eine heiße Frontlinie des Brexit. | |
Denn am 6. Mai kam es hier fast zu einer [1][französisch-britischen | |
Marinekonfrontation]. Um die 60 Fischerboote aus Frankreich blockierten die | |
Hafeneinfahrt, um gegen das neue Post-Brexit-Lizenzverfahren zu | |
protestieren. An Land feuerte aus einer Gruppe von Darsteller*innen in | |
historischen Kostümen ein Scharfschütze mit einer alten Büchse in | |
Richtung der Kutter. Die britische Regierung setzte Kriegsschiffe in | |
Bewegung. | |
Hintergrund des Streits: Mit dem [2][Brexit sind die bisherigen Abkommen | |
erloschen], die den Zugang französischer Fischer zu den Gewässern der | |
Kanalinseln regelten. Zwar gilt die im [3][Handelsabkommen von Weihnachten | |
2020] vereinbarte Neuaufteilung der Fischereirechte, doch anders als bisher | |
werden nun die Lizenzen nicht mehr von der Normandie, der Bretagne und | |
Jersey gemeinsam herausgegeben, sondern von Jersey allein. | |
## Showdown auf dem Meer | |
Und Jersey verlangt für eine neue Fischerlaubnis für französische Boote den | |
Nachweis, dass die Boote in den letzten drei Jahren mindestens zehn Tage in | |
Jerseys Gewässern verbracht haben. Für Boote über 12 Meter Länge wurde eine | |
Frist gesetzt, die Ende April ablief. Bis dahin hatte Jersey nur 41 von | |
mehreren hundert beantragten Lizenzen erteilt, mit 14 weiteren in | |
Bearbeitung. | |
Und die neuen Lizenzen gewähren keine generelle Fischerlaubnis mehr. Sie | |
spezifizieren, wie viele Tage welche Fischarten mit welchen Fangmethoden | |
gefischt werden können und welche Schutzgebiete dabei zu meiden sind. Die | |
französischen Fischer fühlten sich betrogen: In den | |
Brexit-Handelsgesprächen war ihnen zugesichert worden, ihre Rechte blieben | |
weitgehend unverändert. | |
Als die Bilder der wütenden Franzosen vor dem Hafen von Saint Helier über | |
die Bildschirme in London flimmerten, entsandte die britische Regierung | |
zwei Marinefregatten – „zur Beobachtung“, wie es hieß. Sie hielten sich | |
zurück, von der Küste aus sah man sie nur am Horizont, erinnern sich viele | |
Bewohner Jerseys. | |
Doch Frankreichs Marineministerin Annick Girardin reagierte mit der | |
Drohung, Jersey den Strom aus dem französischen Unterwasserkabel | |
abzudrehen. Als Frankreich dann auch noch zwei eigene Patrouillenboote nach | |
Jersey schickte, war die Konfrontation komplett. | |
## Muscheln verticken – schwieriger als früher | |
Ein britischer Regierungssprecher ließ sich in der Presse zitieren mit | |
einer Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg, als die Kanalinseln als einziges | |
britisches Territorium deutsch besetzt waren: „Die haben damals wenigstens | |
das Licht auf der Insel angelassen.“ | |
Ein paar Wochen später ist die Vorkriegsstimmung schon wieder Geschichte. | |
Die See ist ruhig, nur wenige Fischkutter sind unterwegs. Am Kai widmet | |
sich Fischer Steph Noel lieber mit Pinsel und Farbeimer seinem Boot. Im | |
T-Shirt und mit Sonnenbrille erzählt der 52-Jährige, das sei derzeit die | |
sinnvollste Nutzung seiner Zeit. | |
Aber der Streit hat Spuren hinterlassen. Nach dem Showdown vom 6. Mai wurde | |
Jerseys Fischern, die in Frankreich ihren Fang abliefern wollten – 80 | |
Prozent geht normalerweise nach Frankreich –, die Einfahrt in französische | |
Häfen verwehrt. | |
Phil Channing legt gerade mit seinem rot-weißen Kutter am Kai an. Der | |
62-Jährige wirkt erschöpft, er trägt eine blaue Regenlatzhose mit | |
Schlammspuren, die von seinem letzten Einsatz zeugen. Er half einem Kumpel, | |
der 400 Kilogramm Muscheln und Seewölfe nicht loswurde. Auch Channing | |
verkauft Muscheln, allerdings derzeit nur in Jersey. | |
## Mehr Privatjachten als Fischkutter | |
Es ist für sie alle nicht das erste Mal. Zuletzt zankten sich 2012, 2018 | |
und 2020 französische und britische Fischer auf hoher See. Im vergangenen | |
März protestierten Jerseys Fischer in Saint Helier gegen angebliche | |
Überfischung durch die Franzosen. | |
Inzwischen dürfen Boote aus Jersey wieder nach Frankreich, aber sie müssen | |
sich drei bis fünf Stunden vorher anmelden und ein bis drei Stunden vorher | |
Fangzertifikate einsenden. Die Fischer aus Jersey fühlen sich in den | |
eigenen Gewässern benachteiligt: So hat ihre Regierung ihnen aus | |
Nachhaltigkeitsgründen verboten, mit Booten von über 12 Meter Länge zu | |
fischen, aber für die Franzosen gibt es diese Möglichkeit weiterhin. | |
Von einer weiteren Ungleichbehandlung erzählt Phil Channing: „Thunfisch, | |
der seit Neuestem plötzlich vor Jersey aufgetaucht ist, dürfen wir nicht | |
fischen, anders als französische Boote.“ | |
Saint Helier ist eigentlich kein Fischerdorf. [4][Es ist ein schläfriger, | |
gut betuchter Ort]. Der Hafen beherbergt mehr Privatjachten als | |
Fischerboote, Luxusbüros von Banken mit Meeresblick dominieren die | |
Hafenpromenade. Höhepunkt des Tages ist die Landung der Versorgungsschiffe | |
aus England, aus denen fast alles kommt, was auf dieser Insel gebraucht | |
wird. | |
## Finanz- statt Fischsektor | |
Es ist wie England vor fünfzig Jahren, nur reicher: Wochentags schließen | |
die Läden um 17 Uhr, sonntags ganztägig, und vor den Pubs und exquisiten | |
Restaurants parken teure und schnelle Sportwagen, trotz einer | |
Geschwindkeitsbegrenzung von nur 64 Stundenkilometern auf der ganzen Insel. | |
Man verbringt seine Zeit mit Surfen, Reiten, Golf und Radfahren. Oder man | |
macht eine Tour mit dem Privatjet. | |
50 Prozent der insgesamt 100.000 Inselbewohner arbeiten im | |
Finanzsektor und sind [5][wegen der Steuervorteile] hergezogen. Die | |
Sichtbarkeit ihres Reichtums steht im schroffen Gegensatz zum harten | |
täglichen Einsatz jener, die im Fischfang arbeiten. Imbisse und Kneipen für | |
Geringverdiener gibt es zwar, aber anders als in gewöhnlichen Hafenstädten | |
Frankreichs oder Englands sind sie in der Minderheit. | |
Der Finanzsektor dominiert die Wirtschaft: umgerechnet 2,3 Milliarden Euro | |
im Jahr 2019 – die Fischerei erwirtschaftete im selben Zeitraum umgerechnet | |
ganze 3,5 Millionen Euro. Nur 140 Personen auf Jersey leben direkt vom | |
Fischfang. | |
Eigentlich müsste Jersey, wie die anderen Kanalinseln auch, eine Brücke | |
zwischen Großbritannien und Frankreich darstellen. Anders als viele | |
glauben, sind die Kanalinseln formell kein Teil des Vereinigten | |
Königreiches und waren auch nie Mitglieder der EU. Sie unterstehen mit | |
eigenen Regierungen der britischen Krone – ein Erbe des Mittelalters, als | |
Teile des heutigen Frankreichs zu England gehörten, dessen Königshaus | |
wiederum aus Frankreich gekommen war. | |
## Testfall statt Brücke | |
In der Außen- und Verteidigungspolitik sowie in der Gerichtsbarkeit | |
unterstellen sich die Kanalinseln London, die Polizei trägt britische | |
Uniformen, das Jersey-Pfund ist dem britischen Pfund gleich, Jersey wird | |
auch, was Reisen und Handel angeht, als Teil des britischen Staatsgebietes | |
behandelt. | |
Sein politisches System aber ist nach dem französischen Modell aufgebaut. | |
Ein Großteil der Straßen-, Orts- und Familiennamen sind normannischen | |
Ursprungs, viele Familien haben sowohl englische als auch französische | |
Vorfahren. Beim Bäcker gibt es französische Baguettes ebenso wie englische | |
Zwiebel-Käse-Pasteten. | |
Aber statt einer Brücke ist Jersey nun ein Testfall für den Brexit, findet | |
der alte Fischer Channing. Er ist stolz darauf, Fischer in vierter | |
Generation zu sein. Aber: „Anders als auf EU- und britischer Seite erhalten | |
wir in Jersey keinerlei staatliche Zuschüsse.“ Egal ob Leute für den Brexit | |
oder dagegen waren, ein Mitspracherecht hatte dabei niemand – die | |
Kanalinseln waren beim Brexit-Referendum nicht stimmberechtigt, da sie | |
sowieso nicht in der EU waren, aber das Ergebnis betrifft auch ihre | |
Fischerei, denn ihre Küstengewässer waren bisher EU-Gewässer. | |
Der lokale Journalist Gary Burgess, der seit Jahren für ITV News von Jersey | |
berichtet, sieht die Fischereiblockade als Warnsignal. „Viele fragen sich, | |
ob es dem Finanzsektor bald genauso wie dem Fisch ergehen könnte“, sagt er. | |
## Französische Übermacht | |
Für Don Thompson, Präsident des Jersey-Fischereiverbands, ist die Frage | |
grundsätzlicher. Beim abendlichen Bier auf der Terrasse der Vereinskneipe | |
am Hafen erzählt der pensionierte Fischer und gebürtige Australier, dass er | |
die Franzosen nicht verstehe. „Frankreich kontrolliert 11 Millionen | |
Quadratkilometer Seegebiet weltweit und die EU hat 28.000 Fischboote rund | |
um die Welt. Und da regen sich Leute auf, weil unsere kleine Insel den | |
Bestand für alle besser regeln möchte“, schimpft er. | |
Als vor einigen Wochen wieder ein französisches Boot unerlaubt in eine | |
Schutzzone Jerseys für Seebrassen eindrang, war er der Erste, der davon | |
hörte und die Behörden alarmierte. Der Besitzer der französischen L'Alize 3 | |
sei unerlaubt in eine Schutzzone für Seebrassen eingetreten. Thompson | |
berichtet, der Fischer hätte angegeben, französische Behörden hätten ihm | |
versichert, er müsste nicht auf Jerseys Vorgaben achten und könne tun, was | |
er wolle. | |
„Frankreich will insgesamt 420 Boote lizenzieren lassen, obwohl wir | |
glauben, dass es sich in der Region selbst nur um etwa 60 bis 70 Boote | |
handelt, die wirklich Lizenzen brauchen, um zu überleben. Jersey selber hat | |
nur 132 Boote.“ Niemandem könne daran gelegen sein, dass sich über 500 | |
Boote in Jerseys kleinen Gewässern drängeln. | |
Seine These ist jedoch, dass Jersey am Ende nachgeben und die stolze | |
Inselkultur der Fischerei opfern wird, um Schaden vom Finanzsektor | |
abzuwehren. | |
## Koloniales Verhalten | |
Jerseys stellvertretender Marineminister weist das von sich. Nicht weit vom | |
Regierungssitz, auf einer Sitzbank im ruhigen Royal Square, in dessen Mitte | |
eine goldene Statue des britischen Königs George II aus dem 18. Jahrhundert | |
steht, erläutert Gregory Guida an einem sonnigen Abend die Situation aus | |
seiner Sicht, im schwarzen Mantel, bebrillt, mit Dreitagebart und blauer | |
Seidenkrawatte auf weißen Hemd. | |
Er ist kein gebürtiger Jersey-Insulaner, sein Geburtsland ist Frankreich. | |
Aber das französische Vorgehen sieht er kritisch. Jersey habe bisher | |
richtig und verantwortlich gehandelt. Die Drohung Frankreichs, der Insel | |
den Strom abzudrehen, sei hingegen „kolonial“. | |
Die Krise schiebt er auf unvollständige Daten auf französischer Seite, die | |
dazu geführt hätten, dass französische Boote, die 300 Tage im Jahr in der | |
Region fischten, plötzlich nur 20 Tage aufwiesen und dementsprechend ihre | |
Lizenzen verloren. „Frankreich war sogar verpflichtet, diese Daten vor | |
Jahren an Jersey weiterzugeben. Trotz wiederholter Anfragen geschah dies | |
nie“, beteuert Guida. | |
Dann zeigt er auf seinem Smartphone einen Bericht über ein Treffen nach der | |
Blockade zwischen der französischen Senatorin Béatrice Gosselin und | |
französischen Fischern. „Da stellt sie klar, dass die Daten über die Fänge | |
der Fischer der letzten Jahre irgendwo verloren gegangen seien und wir | |
alles richtig gemacht haben“, übersetzt Guida aus dem Französischen. | |
## Frankreichs Innenpolitik | |
Pragmatisch habe die französische Parlamentarierin den französischen | |
Fischern geraten, sich direkt an Jersey zu wenden, statt über die eigene | |
Bürokratie zu gehen. | |
Am Tag der Blockade, erzählt Guida, sprach er persönlich mit den | |
französischen Fischern. Das habe die Gemüter beruhigt, schildert er, „bis | |
die Fregatten eintrafen.“ Guida beschreibt die Kriegsschiffe aus London | |
diplomatisch als weder hilfreich noch fehl am Platz, es habe ja das Risiko | |
einer Eskalation bestanden. Guida glaubt, dass den französischen Fischern | |
womöglich ein direkter Draht zur EU fehlt, denn Jersey mache präzise alles | |
nach vertraglicher Vorschrift. | |
Vielleicht gibt es noch andere Gründe. Nicht nur der Minister, auch | |
politische Beobachter spekulieren, dass der wahre Grund für die Eskalation | |
die bevorstehenden Wahlen in Frankreich seien: Regionalwahlen im Juni, | |
Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in einem Jahr. „Macron verteidigt | |
Frankreichs EU-Mitgliedschaft gegen Le Pen“, postuliert er. Eine Krise mit | |
den Briten sei „ein bequemer Sündenbock“, um vor den eigenen Wählern zu | |
punkten. | |
Nicht alle Fischer in Jersey schieben die Schuld auf Frankreich. Luic | |
Farnham, 30, fischt seit Dezember nicht mehr. In einem Café der kleinen | |
Hafenstadt St Aubin, deren Geschichte zum Teil auf Kabeljaufang in | |
Neufundland zurückgeht, glaubt Farnham, dass es die Leute auf der Insel | |
übertreiben. „Die französischen Boote sind zwar größer, aber keineswegs | |
industrielle Boote“, meint er. Und sie hätten keineswegs freie Hand, | |
sondern müssten EU-Quoten einhalten. | |
## Ärger über Ungleichbehandlung | |
Was sich hier abspiele, gehe auf Frankophobie zurück. Der | |
Brexit-Handelsvertrag habe hingegen vieles unmöglich gemacht. So könne kaum | |
jemand mehr aus Jersey Muscheln in Frankreich verkaufen, ohne dass sie vor | |
der Landung in einem speziellen Verfahren gereinigt werden, was Zeit und | |
Geld koste – französische Fischer müssen dies nicht tun. | |
„Unter uns Fischerleuten kann momentan niemand behaupten, dass der Brexit | |
unsere Lage verbessert hätte,“ ist Farnhams Resümee. „Beide Seiten sollten | |
sich zusammentun, um das Problem zu lösen.“ | |
Zufällig ist es eine in Jersey ansässige Französin, die 49-jährige | |
Catherine Bale, die der taz erzählt, dass gerade die Insel Jersey ihr in | |
ihrem Leben half. Wie viele auf der Insel elegant modisch gekleidet und | |
selbstbewusst blickt sie bei einem Treffen in einem Büro in St Helier auf | |
ihre Vergangenheit zurück: „In Frankreich, in Saint Malo, konnte ich als | |
junge Frau keinen Job finden. Dort gibt es anders als hier wenig soziale | |
Mobilität.“ | |
Sie zog nach Jersey, erhielt Arbeit, gründete eine Familie und eröffnete | |
vor einigen Jahren eine französische Schule. Für die politischen Positionen | |
ihres Heimatlandes hat sie kaum Verständnis, sagt sie. Auch andere auf der | |
Insel schildern soziale Aufstiegsmöglichkeiten. | |
## Inselpatriotismus | |
In der Bevölkerung stoßen die Fischer Jerseys auf alle Fälle auf | |
Sympathie. In der Fußgängerzone St. Heliers erzählt der arbeitslose | |
Finanzexperte Neil Bolten, 40, dass er derzeit einem Fischer beim lokalen | |
Verkauf seines Fangs hilft. | |
Die 48-jährige Theresa Jacques, die ein Catering-Unternehmen leitet – zu | |
ihren Kunden gehören von der Öffentlichkeit hinter hohen Mauern | |
abgeschirmte Privatanwesen – beobachtet, dass Menschen in Jersey neuerdings | |
generell mehr auf lokale Produkte achten. | |
Jersey sei auf der Suche nach seiner eigenen Identität, behauptet | |
Journalist Gary Burgess. Darauf verweist nicht nur die Suche nach einer | |
zweiten Nationalhymne neben God Save the Queen, die seit Jahren andauert. | |
Sanfter Inselpatriotismus ist in Jersey unverkennbar, gerade in diesen | |
Tagen, wo man sich an die Befreiung von der deutschen Besatzung 1945 | |
erinnert hat und überall zum Liberation Day kleine Jersey-Fähnchen hängen. | |
Viele Menschen sehen das zunehmende Gewicht des Finanzsektors auf der Insel | |
kritisch. Geldgier bestimme das Leben, sagen so unterschiedliche Insulaner | |
wie der 27-jährige Koch Garry Jeffery und der 77-jährige pensionierte | |
Postbote Cliff Sutton. | |
## Umweltschutz könnte helfen | |
Die 52-jährige Sozialhelferin Yolande McFarlane sagt in ihrer Mittagspause | |
in der Nähe der Markthalle der Insel, neben der sich auch der alte | |
überdachte Fischmarkt befindet: „Wenn Sie mich nach der Identität Jerseys | |
fragen, dann sind das Fruits de mer. Deswegen sollten wir für unsere Rechte | |
kämpfen.“ | |
Immerhin gibt es einen in Jersey, der glaubt, den Fischstreit lösen zu | |
können: Der 65-jährige Umweltschützer Andrew LeQuesne. Sein Rezept: eine | |
internationale Meeresschutzzone für das gesamte Gebiet. | |
Zum Gespräch lässt er sich auf eigenen Wunsch vor der Friedhofmauer einer | |
alten Kirche fotografieren, aus symbolischen Gründen: Die gesamten | |
Hafenanlagen St Heliers von dieser Mauer bis zum Meer gingen auf die | |
Zerstörung und Trockenlegung einer ehemaligen natürlichen Bucht zurück, | |
erklärt er. 2009 habe er schon einmal ein Meeresschutzabkommen | |
vorgeschlagen – vergeblich. | |
Inzwischen aber redeten alle von [6][Klima- und Artenschutz], die Idee sei | |
wieder attraktiv, er habe auch schon versucht, einen Minister davon zu | |
überzeugen. „Die Normandie, die Bretagne und die Kanalinseln würden alle | |
gleichwertige exklusive Fisch- und- Forschungsrechte erhalten, zum | |
Ausschluss aller anderen, und müssten gleichzeitig nachhaltig | |
wirtschaften.“ Die Natur wieder zu achten – damit könnten Jersey und | |
Frankreich den Streit um Fisch beilegen, insistiert er. | |
11 Jun 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.tagesschau.de/ausland/europa/jersey-fischer-103.html | |
[2] /Streit-zwischen-Grossbritannien-und-EU/!5720280 | |
[3] /Brexit-Deal-zwischen-London-und-Bruessel/!5740498 | |
[4] /Jersey/!5159786 | |
[5] https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/kanalinsel-die-britische-i… | |
[6] /Tag-des-Artenschutzes/!5750822 | |
## AUTOREN | |
Daniel Zylbersztajn-Lewandowski | |
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