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# taz.de -- Neue Koalitionen brauchen neue Kürzel: Von Wanderwegen und Sportgy…
> Bei veränderten Machtverhältnissen im Abgeordnetenhaus nach der Wahl in
> genau vier Monaten hätte das aktuelle Koalitionskürzel R2G ausgedient.
Bild: R2G gefällt nicht jedem – jedenfalls nicht bei einer Demo gegen eine K…
Genau vier Monate sind noch bis zur Abgeordnetenhauswahl am 26. September,
in deren Schatten eine Bundestagswahl angesetzt ist. Vier Monate noch mit
einer Koalition, die seit dem Dezember 2016 unter R2G läuft, kurz für
Rot-Rot-Grün, also das Regierungsbündnis von SPD, Linkspartei und Grünen.
Zu erfinden brauchte man das Kürzel damals nicht, bloß aus Thüringen zu
übernehmen, wo seit Ende 2014 schon eine solche Farbkonstellation regierte.
Nur, dass dort statt der SPD die andere rote Partei am stärksten war. Die
Thüringer waren bei Weitem nicht die Ersten mit einer Dreier-Koalition –
das gab es schon 1990 in Brandenburg. Aber sie waren die Ersten, deren
Bündnis abgekürzt so klang, als wäre man bei R2D2 und C3PO in einem alten
„Star Wars“-Film gelandet.
Nach dem 26. September wird es mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ein
neues Kürzel brauchen, weil sich im Abgeordnetenhaus mutmaßlich
Kräfteverhältnisse oder Allianzen deutlich ändern werden. Denn werden die
Grünen stärkste Partei, würden sie, so hat das ihre Spitzenkandidatin
Bettina Jarasch mehrfach gesagt, am liebsten mit den jetzigen Partnern
weitermachen – bloß mit ihnen selbst vorne dran.
In Kürzel umgesetzt wäre das aber eben nicht G2R, in einfacher Umdrehung
des jetzigen R2G, wie das vor einigen Wochen schon mal bei einer Diskussion
bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu hören war. Denn fürs Kürzel
gilt wie bei chemischen Formeln: Die Zahl hinter dem Buchstaben gibt an,
wie viele es von ebenjener Sorte gibt – so wie H20 bedeutet, dass Wasser
aus zwei Teilen Wasserstoff und einem Teil Sauerstoff besteht.
## Nicht G2R, sondern GR2
G2R würde dementsprechend für ein Bündnis stehen, bei dem linke Grüne
Schnappatmung bekämen – Kreuzbergs Noch-Bürgermeisterin Monika Herrmann
etwa überkam dazu auf Twitter nach der IHK-Veranstaltung merklich das
Schaudern. Denn zweimal G und einmal R hieße: Grün, Gelb und Rot, also eine
grün geführte Ampelkoalition mit SPD – und der FDP.
Richtig für das von Jarasch angestrebte Bündnis mit SPD und Linkspartei
wäre GR2 – eine G(rün)-Partei, zwei R(ot)-Parteien. GR2 klingt allerdings
eher nach dem berühmtesten der französischen Fernwanderwege, [1][dem GR20
auf Korsika,] bloß so, als hätte einer die Null vergessen.
Bleibt die Frage: Wie kürzt sich was ab, wenn am 26. September doch die SPD
mit ihrer Spitzenkandidatin Franziska Giffey vorne liegen sollte, [2][trotz
Abschieds von Ministerinamt und Doktortitel]? Nach einem Weiter-so mit
Linkspartei und Grünen klingt nicht, was Giffey zu zentralen Themen wie
Sicherheit, Wohnungsbau und Enteignung sagt. Folglich tippen nun viele
darauf, dass sie mit CDU und FDP zusammengehen könnte. Diese drei Parteien
kommen zwar in der jüngsten Umfrage nur auf 45 Prozent der Stimmen – aber
noch liegt ja auch die SPD selbst hinter den Grünen.
RSG hieße das dann für Rot-Schwarz-Gelb. Ein Kürzel, das die Welt bislang
eher für „Radio Remscheid Solingen“ kennt, für die Rhythmische
Sportgymnastik oder das [3][Reinoldus-Schiller-Gymnasium] in Dortmund und
diverse Radsport-Gemeinschaften. Alles profaner als R2D2 in „Star Wars“,
aber dafür natürlich auch friedlicher.
25 May 2021
## LINKS
[1] https://www.korsika.com/gr20-wanderweg-grande-randonnee-20-auf-korsika/
[2] /Debatte-um-SPD-Landesvorsitzende/!5767870
[3] https://www.rsg-gym.org/
## AUTOREN
Stefan Alberti
## TAGS
R2G
Bettina Jarasch
Franziska Giffey
IG
Wochenkommentar
Grüne Berlin
Katina Schubert
Grüne Berlin
Schwerpunkt Landtagswahlen
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