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# taz.de -- Umwelthilfe kritisiert Autokonzerne: Noch mehr Abgasschummel
> Messungen der Deutschen Umwelthilfe belegen neue Überschreitungen des
> Stickoxid-Grenzwerts. Sie fordert den Rückruf der betroffenen Modelle.
Bild: Hier wird immer wieder geschummelt: beim Abgas
Berlin taz | An diesem Donnerstag soll die erste rein elektrische S-Klasse
präsentiert werden – laut Mercedes eines der saubersten Autos der Welt.
Doch anderswo [1][bei Daimler geht es nach Angaben der Deutschen
Umwelthilfe (DUH) eher schmutzig zu]. Bei neuen Messungen des
Emissions-Kontroll-Instituts (EKI) der DUH fand sich beim Mercedes C 220 d
eine Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung.
Bei niedrigen Außentemperaturen wird damit die Reinigung heruntergefahren
und der geltende Grenzwert für Stickstoffemissionen laut EKI bis zum
fast Achtfachen überschritten. Damit zeigt sich, dass [2][die Branche aus
dem Dieselskandal offenbar wenig gelernt] war. [3][2015 war bekannt
geworden, dass VW und andere Konzerne mit Abschalteinrichtungen
millionenfach Abgaswerte manipuliert hatten.]
Immer noch nehmen es laut Umwelthilfe die Stuttgarter mit dem CO2-Grenzwert
nicht so genau. Beim Plug-in-Hybrid Mercedes E 300 de, der nach offiziellen
Angaben nur 36 Gramm des Klimagases pro Kilometer ausstößt, ergab der Test
bei leerem Akku den dreifachen Wert, im Sportmodus gefahren sogar den
4,4-fachen. Dabei zeigt gerade dieses Modell, was technisch machbar ist.
Der Stickoxidausstoß des Mercedes nähert sich der Nulllinie.
Das sind nur zwei Beispiele von insgesamt 17 getesteten Modellen. Auch
Fahrzeuge von Audi, Land Rover und VW fielen bei den Testfahrten durch
teils enorm hohe Grenzwertüberschreitungen auf. Der Europäische Gerichtshof
(EuGH) habe 2020 eindeutig festgestellt, dass Abschalteinrichtungen illegal
seien, sofern sie nur der Einhaltung der Grenzwerte auf dem Prüfstand
dienten, sagte DUH-Chef Jürgen Resch. „Wir erwarten, dass das
Kraftfahrtbundesamt diese Fahrzeuge in Ordnung bringt oder aus dem Verkehr
zieht.“
## Hersteller auf Schummelkurs
Die Umwelthilfe wirft der Bundesregierung vor, die Autokonzerne trotz
eindeutiger Rechtslage schützen zu wollen. Damit steht sie nicht alleine.
Auch in anderen Ländern lassen Regierungen die Hersteller gewähren. Als
Beispiel nennt Resch Schweden. Obwohl der Volvo XC60 D5 AWD den
Stickoxid-Grenzwert um mehr als das 18-fache überschreitet, schreite die
Regierung in Stockholm nicht ein.
Die DUH wirft den Herstellern vor, aus reinem Gewinnstreben auf wirksame
Abgasreinigungsanlagen zu verzichten. „Die Technik ist vorhanden“,
erläutert DUH-Experte Axel Friedrich, „sie wird nur nicht eingesetzt.“ Auch
bei Elektroautos sieht er die Hersteller auf Schummelkurs. Der
Stromverbrauch liege bei Messungen oft 30 Prozent bis 40 Prozent über dem
offiziell angegebenen Wert.
Damit geht der Streit zwischen DUH und Bundesregierung um saubere Diesel in
eine neue Runde. In der kommenden Woche rechnet der Verein mit einer
Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts. Dort will die DUH die
Herausgabe von Akten zum Dieselskandal erwirken. Im Juni will der EuGH über
die Maßnahmen zur Luftreinhaltung in Deutschland entscheiden. Je nach
Ausgang will die Umwelthilfe danach per Klage die Stilllegung der Fahrzeuge
mit Abschalteinrichtungen erreichen.
14 Apr 2021
## LINKS
[1] https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/deutsche-umwe…
[2] /Prozess-gegen-Ex-Audiboss-Stadler/!5713114
[3] /Selbstabschaltende-Diesel-Software/!5739739
## AUTOREN
Wolfgang Mulke
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