# taz.de -- Streit um die Klimakosten: Merkel will nicht mehr zahlen | |
> Auch wenn die ärmeren Länder mehr fordern: Deutschland sträubt sich, den | |
> globalen Süden im Kampf gegen die Klimakrise stärker zu unterstützen. | |
Bild: Dieses Gesicht sagt Nein: Merkel beim Klimadialog | |
BERLIN taz | Andrea Meza hielt sich sehr wohl ans Protokoll. Die | |
costa-ricanische Umweltministerin gratulierte Bundeskanzlerin Angela Merkel | |
(CDU). „Der Petersberger Klimadialog war ein entscheidender Eckpfeiler bei | |
der Vertrauensbildung der Klimaverhandlungen“, sagte sie [1][am Donnerstag | |
auf besagtem – von Merkel begründeten – Petersberger Klimadialog]. | |
[2][Entwicklungs- und Schwellenländer brauchten jedoch mehr Geld aus dem | |
globalen Norden für Klimaschutz und -anpassung], betonte Meza. An die | |
Kanzlerin gerichtet fragte sie: „Haben Sie eine Idee, wie das geschehen | |
kann?“ | |
Eine gut gesetzte Spitze gegen die Gastgeberin. Merkel hatte einige Minuten | |
zuvor in ihrer Rede deutlich gemacht, dass es aus Deutschland über das | |
bisher Versprochene hinaus kein Geld geben wird. Vier Milliarden Euro | |
sollen von 2020 bis 2025 jährlich aus der deutschen Staatskasse fließen. | |
„Ich glaube, das ist ein fairer Beitrag für Deutschland“, so die Kanzlerin. | |
Die Bundesrepublik habe ihr Versprechen sogar schon leicht übertroffen. | |
Zusammen mit privaten Investments und Krediten seien 2019 etwa 7,6 | |
Milliarden Euro geflossen, das vergangene Jahr habe sich in einer ähnlichen | |
Größenordnung bewegt. Und überhaupt habe die Corona-Pandemie auch bei den | |
Ländern des Nordens Löcher ins Budget gerissen. | |
Mehrere deutsche Umweltorganisationen hatten die Verdopplung der | |
öffentlichen Zahlungen gefordert. Dass es irgendeine Ankündigung geben | |
würde, galt eigentlich fast als sicher – schon allein, weil es Merkels | |
letzter Petersberger Klimadialog ist. Hätte zum Ausklang ihrer Klimapolitik | |
nicht ein finanzieller Paukenschlag gepasst? | |
Im europäischen Vergleich ist Deutschland in absoluten Zahlen allerdings | |
schon die größte Geldgeberin. Setzt man die Summen ins Verhältnis zum | |
Bruttonationaleinkommen, rutscht die Bundesrepublik etwas nach hinten. Für | |
das Jahr 2018 hatten Hilfswerke das [3][in einer Studie] durchgerechnet und | |
platzierten Deutschland auf Platz 3 hinter Schweden und Norwegen. | |
## Privatwirtschaft nicht einbezogen | |
Einbezogen haben sie dabei aber nur die öffentlichen Gelder. Was | |
Deutschland aus der Privatwirtschaft an Geld mobilisiert, wollen die | |
Hilfswerke nicht als Beitrag zur Klimafinanzierung verstanden wissen – | |
unter anderem, weil dabei die finanziell oft weniger lohnenswerte | |
Klimaanpassung gegenüber der Senkung des CO2-Ausstoßes vernachlässigt wird. | |
Laut Pariser Weltklimaabkommen ist aber beides gleich wichtig. | |
Insgesamt haben die Industrieländer bislang den armen Staaten jährliche 100 | |
Milliarden US-Dollar für die Zeit von 2020 bis 2025 versprochen, um ihrer | |
historischen Verantwortung für die Klimakrise gerecht zu werden. Daten der | |
Industrieländer-Organisation OECD, die die Klimafinanzierung dokumentiert, | |
liegen für das vergangene Jahr noch nicht vor. Der britische | |
Premierminister Boris Johnson mahnte in seiner Rede vom Donnerstag aber an, | |
dass diese Summe noch nicht zustande gekommen sei. | |
Auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) findet, dass jetzt erst | |
mal andere Länder dran sind. „Deutschland hat gezeigt, was man da alles tun | |
kann, jetzt müssen auch andere folgen“, sagte sie zum Abschluss des Gipfels | |
am Freitag. | |
Diese Ansicht brachte ihr eine subtile Rüge von Alok Sharma ein, dem | |
Präsidenten der nächsten Weltklimakonferenz in Glasgow. „Ich glaube, ich | |
habe klar und deutlich gesagt, dass alle Geberländer Zugeständnisse machen | |
müssen“, sagte er. Und hofft nun auf neue Zusagen auf dem G7-Gipfel im | |
Juni. „Die Geberländer müssen darüber nachdenken, was es bedeutet, wenn man | |
in den Schuhen der Entwicklungsländer steckt, die an der Front der | |
Klimawandelfolgen stehen.“ | |
9 May 2021 | |
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## AUTOREN | |
Susanne Schwarz | |
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