| # taz.de -- NutzerInnendaten von Whatsapp: Datenschützer bremst Facebook | |
| > Facebook darf vorläufig keine Whatsapp-User*innendaten abschöpfen. | |
| > Hamburgs Datenschutzbeauftragter Caspar hat das verhindert. | |
| Bild: Agiert „möglicherweise rechtswidrig“: Whatsapp | |
| Hamburg taz | Die Umsetzung der neuen [1][Datenschutzrichtlinie von | |
| Whatsapp], die am 15. Mai in Kraft treten soll, ist vorläufig gestoppt. | |
| Hamburgs Landesdatenschutzbeauftragter Johannes Caspar leitete am Dienstag | |
| ein Dringlichkeitsverfahren nach Artikel 66 der | |
| EU-Datenschutz-Grundverordnung gegen die umstrittene Richtlinie ein. Sie | |
| zwingt die rund 60 Millionen Nutzer*innen des Messengers in Deutschland, | |
| einem weitgehend ungehinderten Austausch der von Whatsapp über sie | |
| erfassten Daten zwischen allen Diensten des Facebook-Imperiums zuzustimmen, | |
| zu dem seit 2014 auch Whatsapp gehört. | |
| Caspars Anordnung verbietet nun Facebook, personenbezogene Daten von | |
| Whatsapp für eigene Zwecke zu verarbeiten und zu nutzen. „Die Anordnung | |
| soll die Rechte und Freiheiten der vielen Millionen Nutzerinnen und Nutzer | |
| sichern, die deutschlandweit ihre Zustimmung zu den Nutzungsbedingungen | |
| geben“, begründet Caspar seine Anordnung. | |
| [2][Derzeit fordert Whatsapp] seine Nutzer*innen auf, die neuen | |
| Geschäftsbedingungen des Unternehmens zu akzeptieren. Die neuen Richtlinien | |
| stellen dem Messenger einen Blankoscheck zum unbegrenzten Datentransfer mit | |
| allen zum Facebook-Imperium gehörenden Unternehmen aus. Welche | |
| Nutzer*innen-Informationen sie konkret zu welchem Zweck austauschen wollen, | |
| darüber schweigen sich die Unternehmen der Facebook-Gruppe aus. Wer der | |
| Aufforderung nicht nachkommt, soll über den Messenger in Zukunft nur noch | |
| eingeschränkt kommunizieren können, verkündete Whatsapp vor einigen Wochen. | |
| Ein Widerspruchsrecht wird den User*innen nicht eingeräumt. | |
| Da Facebook Deutschland seinen Sitz in Hamburg hat, fällt das Unternehmen | |
| in Caspars Zuständigkeitsbereich. Er kann deshalb nicht die neue | |
| Datenschutzrichtlinie selbst, wohl aber die Datenverarbeitung der im | |
| Messenger ankommenden Daten durch Facebook verhindern. | |
| ## Kein Widerspruchsrecht gegen Datennutzung | |
| Der Datenschützer bezeichnet die geplanten Änderungen der | |
| Datenschutzrichtlinie als „vage und widersprüchlich“ und „möglicherweise | |
| rechtswidrig“. „Die Unternehmen müssen deutlich erklären, was hinter dem | |
| Vorhang passiert. Es geht nicht an, dass Nutzerinnen und Nutzer ihre | |
| Einwilligung zur Datenweitergabe pauschal erklären müssen und der Konzern | |
| dann später darüber entscheidet, zu welchen Zwecken er sie nutzt“, moniert | |
| Caspar. „Zudem muss den Whatsapp-Nutzer*innen auf jeden Fall ein | |
| Widerspruchsrecht eingeräumt werden“, fordert der Datenschützer. | |
| Die Dringlichkeitsanordnung von Caspar gilt ab sofort. Die Erlasse im | |
| Dringlichkeitsverfahren sind für Fälle gedacht, bei denen „unter | |
| außergewöhnlichen Umständen“ sofort Recht und Freiheiten von Personen | |
| geschützt werden müssen. Die Hamburger Datenschutzbehörde kann damit aber | |
| nur für höchstens drei Monate die Umsetzung der neuen Regeln stoppen – und | |
| ausschließlich in Deutschland. | |
| Facebook kann nun gegen den Sofortvollzug der Eilverfügung beim Hamburger | |
| Verwaltungsgericht Beschwerde einlegen. Endgültig entschieden werden müsste | |
| [3][der Fall auf EU-Ebene], vom Europäischen Datenschutzausschuss, den der | |
| Hamburger Datenschutzbeauftragte noch in der kommenden Woche anrufen will. | |
| ## Alternativen Telegram oder Signal | |
| Vorsichtigen Whatsapp-Userinnen empfiehlt Caspar, die Zustimmung zu den | |
| neuen Geschäftsbedingungen „zu verweigern und abzuwarten, wie das | |
| Unternehmen reagiert“. Ansonsten bleibt den User*innen noch die | |
| Möglichkeit, zu anderen Messengern wie Signal oder Telegram zu wechseln. | |
| 11 May 2021 | |
| ## LINKS | |
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| ## AUTOREN | |
| Marco Carini | |
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