Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Aktion #liebegewinnt in der Kirche: „Die Homophobie macht mich w�…
> Die katholische Kirche verbietet Segnungen von homosexuellen Paaren. Bei
> der Aktion #liebegewinnt passiert nun genau das.
Bild: Keine traute Gemeinschaft: die katholische Kirche und die queere Bewegung
taz: Herr Korditschke, Sie segnen nächste Woche in einer Kirche in
Berlin-Charlottenburg im Rahmen der Aktion #liebegewinnt alle Menschen, die
möchten – ausdrücklich auch homosexuelle Paare. Laut dem Vatikan ist aber
genau das [1][weiterhin verboten]. Wieso machen Sie es trotzdem?
Jan Korditschke: Ich bin davon überzeugt, dass weder die homosexuelle
Orientierung noch die homosexuelle Liebe eine Sünde ist. Deshalb möchte ich
mit dem Segen das Gute feiern. Dazu gehört auch die Liebe von homosexuellen
Paaren.
Der Vatikan sieht das anders.
Ja, in Rom hat man sich gegen Segnungen von homosexuellen Paaren
ausgesprochen. In der derzeitigen offiziellen Lehre wird die
gleichgeschlechtliche Orientierung als etwas angesehen, das man sich nicht
aussuchen könne, das aber an und für sich ungut sei. Ich kenne eine Reihe
von homosexuellen Katholik*innen, für die diese Haltung eine enorme
psychische Belastung ist, weil die Kirche ihnen damit sagt, dass ihre Weise
zu lieben nicht in Ordnung sei.
Gibt es für homosexuelle Menschen überhaupt einen Weg, um von der
katholischen Kirche akzeptiert zu werden?
Im Katechismus – also dem Werk, das die grundlegenden Elemente der
katholischen Lehre vermittelt – heißt es, dass homosexuellen Personen mit
„Achtung, Mitleid und Takt“ zu begegnen sei. Ihre Veranlagung könne ihnen
nicht zum Vorwurf gemacht werden, sie auszuleben sei aber schwere Sünde.
Steine und Gebäude dürfen gesegnet werden. Warum nicht zwei Menschen, die
sich lieben und eine Beziehung eingehen?
Segnen schließt ein, etwas gutzuheißen. Es kann also grundsätzlich nur
gesegnet werden, was für gut befunden wird. Dass Steine oder Gebäude
gesegnet werden können, setzt voraus, dass diese Gegenstände zumindest
ethisch neutral sind. Mein Gegenbeispiel wären Waffen für einen
Angriffskrieg. Etwas, das in sich sündhaft ist, kann nicht gesegnet werden.
Im Aufruf von #liebegewinnt heißt es, dass alle Menschen, die sich auf eine
„verbindliche Partnerschaft“ einlassen, gesegnet werden. Bedeutet das, dass
zwar homosexuelle Menschen willkommen sind, aber nur, wenn sie in einer
monogamen, dauerhaften Partnerschaft leben?
Die Kirche betont, dass Liebe verlässlich ist und verlässlich macht.
Deshalb wünscht sie sich für Liebesbeziehungen einen stabilen Rahmen. Was
den Gottesdienst am 16. Mai angeht, so kann ich nur für mich sagen, dass
ich keine Liebenden, die mich um Gottes Segen bitten, wegschicken werde.
Sie positionieren sich klar gegen das Segnungsverbot. In Berlin fällt die
Beteiligung an #liebegewinnt aber gering aus. Hier machen nur drei
katholische Kirchen mit.
Zum einen ist es auch unter Berliner Seelsorger*innen noch umstritten,
ob homosexuelle Paare gesegnet werden sollen. Zum anderen trauen sich viele
nicht, homosexuelle Paare zu segnen, aus Angst, sie könnten ihren Job
verlieren.
Haben Sie keine Angst?
Die Homophobie meiner Kirche macht mich wütend; ich schäme mich dafür. Als
Seelsorger habe ich immer wieder persönliche Gespräche mit gläubigen
LGBTIQ+ Menschen. Auch für sie möchte ich da sein.
Was erhoffen Sie sich von der Aktion?
Langfristig möchte ich dazu beitragen, dass sich LGBTIQ+ Menschen in der
katholischen Kirche zeigen können. Ich will, dass sie so, wie sie sind,
wertgeschätzt werden und sich einbringen können.
Wird der der Vatikan seine Position ändern?
Wenn alle schweigen, wird sich nichts ändern. Mir ist bewusst, dass es
einen langen Atem braucht, bis ein Umdenken an der Spitze stattfindet. Aber
so lange setze ich mich an der Basis dafür ein, dass spürbare Veränderungen
angestoßen werden.
Wie viele homosexuelle Menschen wollen sich bei Ihnen segnen lassen?
Das ist vorab schwer zu sagen. Es gibt keine Voranmeldung, aber wegen der
Coronabeschränkungen dürfen höchstens 80 Personen am Gottesdienst
teilnehmen.
7 May 2021
## LINKS
[1] /Segnung-von-homosexuellen-Paaren/!5759976
## AUTOREN
Jacqueline Dinser
## TAGS
Vatikan
Homophobie
GNS
Katholische Kirche
Schwerpunkt LGBTQIA
katholisch
Schwerpunkt LGBTQIA
GNS
Katholische Priester
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
sexueller Missbrauch
Vatikan
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
## ARTIKEL ZUM THEMA
Priester über Reformen in der Kirche: „Kirche sollte Platz für alle haben“
Früher war Wolfgang Rothe ein Konservativer. Heute segnet er homosexuelle
Paare und klagt in seinem neuen Buch die katholische Sexualmoral an.
Filmdrama „Große Freiheit“ im Kino: Fellatio als Vergehen
Sebastian Meises Kinofilm „Große Freiheit“ erzählt von Liebe unter
Paragraph 175. Franz Rogowski spielt darin sehr eindrücklich.
Gewalttaten in Deutschland: Die Frage des politischen Motivs
In Thüringen ist ein 52-Jähriger von zwei Männern als Pädophiler bezeichnet
und umgebracht worden. Über die Schwierigkeit, solche Taten zu bestimmen.
Priester über Segnungsaktion: „Die Kirche hinkt hinterher“
Die Segnungsaktion #liebegewinnt hat unter katholischen Geistlichen für
Ärger gesorgt. Priester Wolfgang Rothe sieht die Mächtigen an ihre Grenzen
stoßen.
Segnungsverbot für homosexuelle Paare: Homoliebe zählt im Vatikan nicht
Gleichgeschlechtliche Paare dürfen in der katholischen Kirche nicht
gesegnet werden. Viele Betroffene wenden sich deshalb nun von der Kirche
ab.
CDU-Politiker über katholische Kirche: „Der Klerus vertreibt Gläubige“
Will die katholische Kirche sich retten, muss sie sich ändern, glaubt der
Bremer Carl Kau. Er hat die Umfrage „Katholischer Klartext“ gestartet.
Zum Tod von Hans Küng: Ein Katholik der Zukunft
Küng, ein Monument der Religion, war ein friedlicher und kämpferischer
Mann. Er starb, vom Vatikan nie rehabilitiert, im Alter von 93 Jahren.
Segnung von homosexuellen Paaren: Theologie-Profs gegen Vatikan
Mehr als 200 Theolog:innen wenden sich gegen das Segnungsverbot für
gleichgeschlechtliche Paare. Die Entscheidung sei diskriminierend.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.