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# taz.de -- Impfung von sozial Benachteiligten: Keine falsche Fürsorge
> Sozial benachteiligte Menschen sind schwerer von der Pandemie betroffen
> als andere. Sie müssen deshalb bei der Impfkampagne bevorzugt werden.
Bild: Menschen stehen am Montag im sozialen Brennpunkt Köln-Chorweiler für ei…
Die Furcht davor, etwas Richtiges zu tun und dabei etwas Falsches
auszulösen, kann dazu führen, dass gar nichts getan wird – mit fatalen
Folgen. Im konkreten Fall geht es um die Frage, ob sozial schwächere und
bildungsfernere Bevölkerungsschichten bei der Impfkampagne einer besonderen
Zuwendung bedürfen. Das löst unangenehme Fragen aus: Sind das etwa
Virenschleudern? Womöglich teilweise mit [1][Migrationshintergrund]? Das,
so der Impuls, darf nicht ausgesprochen werden, denn es droht eine
Stigmatisierung, am Ende gar Öl ins Feuer der AfD-Rassisten. Lieber nicht
darüber reden.
Diese Haltung ist gefährlich. Dahinter steckt eine falsch verstandene
Fürsorge, die für die Betroffenen tödlich enden kann. Und doch mussten erst
konkrete Zahlen über turmhohe Inzidenzen in armen Stadtvierteln auf dem
Tisch liegen, bis die Politik zu reagieren beginnt.
Dabei liegt es nahe, dass Menschen, die beengt wohnen müssen und auf
öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, die dazu als Packer, Fahrer
oder Kassiererin mit viel Kundenkontakt arbeiten, schwerer von der Pandemie
betroffen sind als jemand, der am Schreibtisch im Homeoffice verweilt.
Vielleicht kommt dazu, dass die Ärmeren keine Zeitung lesen, das Studium
von RKI-Berichten verschmähen und möglicherweise über nicht ausreichende
Deutschkenntnisse verfügen. Und, ja, manche halten eine [2][Impfung] für
gefährlicher als das Virus.
Deshalb ist es allerhöchste Zeit für das, was derzeit in Köln geschieht:
die Bevorzugung dieser Menschen bei der Impfkampagne. Dabei werden ein paar
Dosen mehr nicht reichen. Wenn man die [3][Benachteiligten] erreichen will,
dann funktioniert das nur über ihre Medienkanäle und mithilfe ihrer
Vorbilder. Dann hilft kein Günther Jauch mit viermal Ja, sondern Tuğçe
Kandemir muss singen. Alles andere als eine groß angelegte Kampagne fürs
Impfen, gerne auch bei kostenlosem Mittagessen, wäre unterlassene
Hilfeleistung, die am Ende auch diejenigen trifft, die im Eigenheim sitzen.
Denn das Virus kennt weder Arme noch Wohlhabende.
3 May 2021
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## AUTOREN
Klaus Hillenbrand
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