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# taz.de -- Biometrische Gesichtserkennung: Berliner Zoo rudert zurück
> Der Zoo will die biometrischen Daten von
> Dauerkartenbesitzer*innen erfassen. Nach massiver Kritik wird der
> Plan aufgeschoben – vorerst.
Bild: Dieser Bartkauz im Zoo sieht alles. Der Berliner Zoo will bald nachziehen
Berlin taz | Die Kritik war zu massiv: Der Berliner Zoo legt seine Pläne,
die [1][biometrischen Daten von Dauerkartenbesitzer*innen] zu
speichern, vorerst auf Eis. „Erst wenn alle Unsicherheiten ausgeräumt sind,
werden wir das neue System einführen“, teilte Zoo-Sprecher Maximilian Jäger
am Dienstag auf taz-Anfrage mit. Grund seien die „an uns herangetragenen
Bedenken“. Der Zoo habe sich deswegen „dazu entschlossen, den Sachverhalt
transparent mit der Datenschutzbehörde zu beleuchten“.
Der Zoo wollte an einem Eingang Kameras installieren, die beim erstmaligen
Besuch von Dauerkarteninhaber*innen deren biometrische Daten
erfassen. Diese Daten sollten der jeweiligen Karte zugeordnet werden, so
dass – so die Begründung des Zoos – künftig der Einlass der
Dauerkarteninhaber*innen schneller und kontaktlos erfolgen könne.
Bisher werden die auf den Karten aufgedruckten Fotos der Inhaber*innen
händisch kontrolliert. Die Erfassung sollte ab dem 20. April starten. Die
Teilnahme sei „natürlich freiwillig“, hatte Jäger auf taz-Anfrage betont.
In dem Schreiben an alle Dauerkarteninhaber*innen, in dem die Pläne
vorgestellt wurden, war von dieser Freiwilligkeit allerdings keine Rede.
Zudem hatte der Zoo, immerhin eine landeseigene Einrichtung, Berlins
Datenschutzbeauftragte nicht vorab über die Pläne informiert. Die
Verabreitung biometrischer Daten ist laut der Datenschutz-Grundverordung
(DGSVO) untersagt und nur in Ausnahmefällen möglich.
Nachdem die taz am vergangenen Donnerstag die Pläne öffentlich gemacht
hatte, brach [2][ein Sturm der Entrüstung unter Abgeordneten los]. Die
Datenschutzexperten von Linken und SPD lehnen das Vorgehen des Zoos
grundsätzlich ab. „Das geht gar nicht“, erklärte Sebastian Schlüsselburg
(Linke). „Eine Software zur Gesichtserkennung einzuführen wäre wohl das
Letzte gewesen, was mir eingefallen wäre, wenn es um einen beschleunigten
Einlass in den Zoo geht“, sagte Sven Kohlmeier (SPD).
Dieser Eingriff in die Grundrechte sei durch das Ziel in keinster Weise zu
rechtfertigen, so beide Abgeordnete. Am kommenden Montag wollen sie deshalb
Zoo-Chef Andreas Knierim im Datenschutzausschuss des Abgeordnetenhauses zu
den Plänen befragen.
Auch das Übergehen von Berlins oberster Datenschützerin Maja Smoltczyk
durch den Zoo kam nicht gut an. Landesunternehmen müssten Vorreiter sein
beim Datenschutz, hatte Kohlmeier erklärt. „Wie sollen wir das sonst von
privaten Firmen einfordern?“ Smoltczyk hat inzwischen angekündigt, dass sie
dem Zoo einen „ausführlichen Fragenkatalog“ übersandt habe und das Vorhab…
prüfen werde.
## Zoo sieht keinen Fehler beim Vorgehen
Der Zoo will in seinem Vorgehen allerdings keinen Fehler erkennen. Die
Einführung des neuen Systems erfolge nicht nur in enger Abstimmung mit dem
zoo-internen Datenschutzbeauftragten, sondern „zusätzlich auch mit einem
externen Datenschutz-Berater“, so Sprecher Jäger am Dienstag. Dieser habe
auch geprüft, „inwieweit hier im Vorfeld der Berliner Beauftragte für
Datenschutz und Informationsfreiheit einzubeziehen“ sei.
Das Ergebnis laut dem Zoo-Sprecher: Es „liegen keine hohen Risiken vor, die
eine Konsultation der Aufsichtsbehörde notwendig gemacht hätten“. Doch der
öffentliche Druck zeigt nun Wirkung: „Dennoch haben wir uns dazu
entschlossen, den Sachverhalt transparent mit der Datenschutzbehörde zu
beleuchten.“
Auch am Ziel, also der Speicherung der biometrischen Daten, will der Zoo
festhalten: „Da andere deutsche Zoos und Freizeiteinrichtungen bereits seit
mehreren Jahren mit einem derartigen Kontrollsystem arbeiten, sind wir
zuversichtlich, zeitnah auch hier in Berlin eine Lösung zu finden und
unseren Jahreskarten-Inhaber*innen einen schnelleren, kontaktlosen Einlass
ermöglichen zu können.“
Der SPD-Abgeordnete Kohlmeier hatte zu dem Vergleich mit anderen
Einrichtungen erklärt: „Ich möchte diese Technik nicht eingesetzt wissen.
In einem freiheitlichen Staat muss man nicht alles machen, was technisch
möglich ist.“
13 Apr 2021
## LINKS
[1] /Biometrische-Datenerfassung-im-Zoo/!5759072
[2] /Berlins-Zoo-plant-Gesichtserkennung/!5760527
## AUTOREN
Bert Schulz
## TAGS
Gesichtserkennung
Berliner Zoo
Datenschutz
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Gesichtserkennung
Biometrie
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