# taz.de -- Biometrische Datenerfassung im Zoo: Auch Besucher werden fotografie… | |
> Der Zoo will mit Gesichtserkennung den Einlass von Besitzern von | |
> Jahreskarten beschleunigen. Berlins Datenschützerin prüft das nun. | |
Bild: Beliebtes Fotomotiv: Zoobewohner mit markanten Gesichtsmerkmalen | |
BERLIN taz | Nur wenige Wochen nach einem massiven Datendiebstahl wagt sich | |
der Zoo Berlin auf datenschutzrechtlich umstrittenes Terrain: Ab dem 20. | |
April sollen biometrische Daten von Jahreskarten-Besitzer*innen erfasst | |
und gespeichert werden, um deren Kontrolle zu vereinfachen und | |
beschleunigen. | |
Dafür werden laut Zoosprecher Maximilian Jäger am Löwentor-Eingang | |
spezielle Kameras installiert: Sie sollen beim erstmaligen Besuch der | |
Inhaber*in einer Jahreskarte bestimmte Gesichtsmerkmale registrieren und | |
der entsprechenden Karte zuordnen. Bei folgenden Besuchen soll das System | |
die Daten dann automatisch abgleichen. | |
Die Nutzung ist zwar freiwillig, das Projekt wurde allerdings bisher kaum | |
öffentlich bekannt gemacht. Nur eine englischsprachige Seite auf der | |
Webseite des Zoos informiert darüber. Auch Berlins Datenschutzbeauftragte | |
war über die Planungen nicht informiert, erklärt ihr Sprecher auf | |
taz-Anfrage. Deswegen wurde nun eine Prüfung des Vorhabens eingeleitet und | |
dem Zoo ein „ausführlicher Fragenkatalog“ übersandt. | |
Der Zoo arbeitet nach eigener Aussage bereits seit über einem Jahr an der | |
Modernisierung seines Einlasssystems. Ziel sei, „viele unserer alltäglichen | |
Abläufe zu digitalisieren und dadurch letztlich zu vereinfachen“, erklärte | |
Zoo-Sprecher Jäger auf Anfrage. Eine Veränderung in diesem Zuge: Am Eingang | |
Löwentor soll eine neue Drehkreuzanlage „samt speziellem Einlasssystem für | |
Jahreskarteninhaber*innen“ aufgebaut werden. | |
Bisher musste einzeln und von Hand kontrolliert werden, ob die auf den | |
Jahrestickets aufgedruckten Fotos mit den Besucher*innen | |
übereinstimmten. Mit dem neuen System soll nun auch an sehr gut besuchten | |
Tagen ein „schnellstmöglicher Einlass“ sichergestellt werden. Die Technik | |
der Paderborner Firma HKS Systeme werde auch von anderen deutschen Zoos | |
eingesetzt; das Unternehmen habe „umfangreiche Expertise“ unter anderem im | |
Umgang mit der Datenschutz-Grundverordnung DGSVO. Die Einführung des neuen | |
System erfolge „selbstverständlich in enger Abstimmung mit der | |
Datenschutzbeauftragten“ des Zoos. | |
## „Nutzung ist freiwillig“ | |
Dennoch müssen Inhaber*innen von Jahreskarten ihre biometrischen Daten | |
nicht erfassen lassen. „Die Nutzung ist natürlich freiwillig“, betont der | |
Zoo-Sprecher; es handle sich um ein „Serviceangebot“, über das die | |
Inhaber*innen „in diesen Tagen postalisch“ informiert würden. Wer es | |
nicht nutzen möchte, könne weiterhin die Jahreskarte an einem Schalter | |
vorzeigen. Am Zoo-Eingang Elefantentor sei dies sogar weiterhin notwendig: | |
Auch dort sei zwar eine Umbau geplant; wann das passiere, sei jedoch | |
„derzeit nicht absehbar“. | |
Vielleicht kommt es auch gar nicht dazu. Denn der Sprecher von Berlins | |
Datenschutzbeauftragter Maja Smoltczyk weist darauf hin, dass die | |
automatisierte Erkennung biometrischer Daten „nur in Ausnahmefällen möglich | |
ist“. | |
Es stelle sich grundsätzlich die Frage, „ob diese hier wirklich | |
erforderlich ist und nicht ein milderes Mittel zur Verfügung steht“. Für | |
die Verarbeitung biometrischer Daten zur eindeutigen Identifizierung einer | |
Person gelten laut der DGSVO strenge Auflagen; eigentlich ist sie | |
untersagt. | |
Der Zeitpunkt für die Einführung eines datenschutzrechtlich so sensiblen | |
Systems ist zudem wenig glücklich: Erst Anfang März war bekannt geworden, | |
dass Daten von Besucher*innen des Zoos, darunter Namen und | |
E-Mail-Adressen, geklaut worden waren. | |
Sie hatten online Eintrittskarten erworben, deren Vertrieb der Zoo bisher | |
über das niederländische Unternehmen Ticketcounter abwickelt. Diese Firma | |
wurde Opfer eines Hackerangriffs. Insgesamt handelt es sich um Daten von | |
200.000 Personen. Sie seien inzwischen alle informiert worden, so der | |
Zoo-Sprecher. Mit dem neuen Ticketsystem sollen künftig „jegliche | |
Verkaufsvorgänge“ vom Zoo selbst durchgeführt werden können. | |
Der Berliner Zoo gehört zu den meistbesuchten Zoos Deutschlands. Im | |
vergangenen Jahr ist die Besucherzahl allerdings wegen der Coronapandemie | |
von rund 3,7 Millionen im Jahr 2019 auf rund 2,3 Millionen Besucher | |
gesunken. Der Zoo hat wegen der Millionenverluste durch den Besuchermangel | |
zuletzt zwölf Mitarbeitern gekündigt, die im Kassendienst und bei der | |
Ticketkontrolle arbeiteten. | |
8 Apr 2021 | |
## AUTOREN | |
Bert Schulz | |
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