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# taz.de -- Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Gedenken, Sucht und Armut
> Die Gefahr von Obdachlosigkeit für Kinder steigt in der Pandemie. In
> Berlin gedenken Menschen der Verstorbenen. Weltweit steigen die
> Infektionszahlen auf Rekordniveau.
Bild: 3082 Menschen sind bisher in der Haupstadt in Folge einer Coronainfektion…
## Neuinfektionen steigen weltweit auf Rekordniveau
Im Gazastreifen ist die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus auf
einen Rekordwert gestiegen. Wie das Gesundheitsministerium in dem von der
islamistischen Hamas beherrschten Palästinensergebiet am Sonntag mitteilte,
wurden binnen 24 Stunden 1628 neue Fälle registriert – so viele wie nie
zuvor an einem Tag. Insgesamt wurden den Angaben zufolge am Samstag 3728
Tests gemacht, von diesen fielen somit rund 44 Prozent positiv aus.
Die Anzahl der Coronavirus-Neuinfektionen in Indien hat den höchsten Stand
seit mehr als sechs Monaten erreicht. Binnen 24 Stunden seien 93 249 neue
Ansteckungen gezählt worden, teilte das Gesundheitsministerium am Sonntag
mit. Das ist der höchste Wert seit dem 19. September vergangenen Jahres.
Premierminister Narendra Modi habe angesichts der Lage ein Treffen mit
seinen Corona-Beratern einberufen, meldete der Sender NDTV.
Kanada hat die symbolische Schwelle von einer Million Corona-Infektionen
seit Pandemie-Beginn überschritten. Wie mehrere kanadische Fernsehsender am
Samstagabend berichteten, wurde diese Marke erreicht, nachdem die Behörden
in der westkanadischen Provinz British Columbia 2000 weitere Neuinfektionen
gemeldet hatten. Seit Beginn der Corona-Krise starben in Kanada 23.000
Menschen an Covid-19. (dpa/afp)
## Astrazeneca: US-Produktionsstätte geht an Konkurrenz
Astrazeneca hat in den USA eine Produktionsstätte für seinen
Corona-Impfstoff an den Konkurrenten Johnson & Johnson verloren. Der
US-Pharmakonzern teilte mit, Johnson & Johnson werde nun die „volle
Verantwortung“ für die Produktionsstätte des Auftragsherstellers Emergent
Biosolutions im Bundesstaat Maryland übernehmen. Dort wurde bislang auch
der Corona-Impfstoff von Astrazeneca hergestellt, der in den USA noch nicht
zugelassen ist. Die Firma erklärte, man werde mit der US-Regierung
kooperieren, um eine alternative Produktionsstätte für den US-Markt zu
finden.
Die Zeitungen „New York Times“ und „Washington Post“ berichteten am
Wochenende, dass die Regierung Johnson & Johnson in einem ungewöhnlichen
Schritt in die Verantwortung gedrängt hatte, nachdem wegen eines
Produktionsfehlers an dem Standort jüngst Millionen Impfdosen des
Herstellers entsorgt werden mussten. Auslöser war den Berichten zufolge,
dass Inhaltsstoffe der beiden Impfstoffe vermischt worden waren. Johnson &
Johnson hatte am Mittwoch nur mitgeteilt, dass ein Inhaltsstoff die
Qualitätskontrolle nicht bestanden habe.
Das Unternehmen betonte nun, es werde weiter am Ziel festgehalten, der
US-Regierung bis Ende Mai 100 Millionen Dosen des Impfstoffs zu liefern.
Der Impfstoff von Johnson & Johnson, der schon nach einer Spritze seine
volle Wirksamkeit entfaltet, spielt eine wichtige Rolle für US-Präsident
Joe Bidens Versprechen, bis Ende Mai genügend Impfstoff für alle
erwachsenen Amerikaner zu haben. Das Präparat von Astrazeneca hingegen ist
noch nicht zugelassen und dürfte daher für die rasch fortschreitende
Impfkampagne zunächst keine Rolle spielen. Die USA haben rund vier
Millionen bereits produzierte Dosen von Astrazeneca an die Nachbarländer
Mexiko und Kanada weitergegeben. (dpa)
## Obdachlosigkeit von Kindern
Von zu Hause abgehauen oder rausgeflogen: Durch die Corona-Pandemie sind
Kinder und Jugendliche nach Beobachtung der Stiftung „Off Road Kids“
verstärkt von Obdachlosigkeit bedroht. „Wo es brodelt in Familien, kann es
im Lockdown zum totalen Zerwürfnis kommen. Das endet dann schon mal mit dem
Rausschmiss“, sagt Markus Seidel, Vorstandssprecher der Stiftung.
Betroffen seien vor allem Jugendliche und Heranwachsende ab 17 Jahren. Das
vergangene Jahr habe bei der bundesweit tätigen Hilfsorganisation alle
traurigen Rekorde gebrochen: „Wir haben 2474 Hilferufe von verzweifelten
Straßenkindern und jungen Menschen erhalten, die in Deutschland akut von
Obdachlosigkeit bedroht sind.
Das waren doppelt so viele wie im Vorjahr“, so Seidel im Gespräch mit der
Nachrichtenagentur dpa. Weil in Corona-Zeiten keine Streetworker unterwegs
sind, versucht die Stiftung, bedrohte Kinder durch das bundesweite
Online-Hilfsangebot „sofahopper.de“ zu erreichen. (dpa)
## Impfkampagne in Geflüchtetenunterkünften
Das Berliner Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) will in diesem
Monat in den Gemeinschaftsunterkünften mit dem Impfen gegen das Coronavirus
beginnen. „Menschen, die in Unterkünften leben, haben natürlich mehr
soziale Kontakte als jemand, der in seiner eigenen Wohnung lebt“, sagte die
stellvertretende LAF-Präsidentin Jana Borkamp dem Evangelischen
Pressedienst (epd). In zwei Dritteln der Unterkünfte teilten sich die
Bewohner und Bewohnerinnen Küchen und Sanitärbereiche.
„Sie haben also – auch wenn sie Maske tragen – mehr soziale Kontakte und
sind insofern auch einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt“, betonte
Borkamp. Es sei daher richtig, dass die Menschen, die dort wohnen, bereits
in der zweiten Stufe der Impfstrategie ein Impfangebot bekommen. „Dies ist
übrigens nicht auf Geflüchtete begrenzt, sondern schließt auch andere
Gruppen ein, die etwa in Einrichtungen für Behinderte oder Wohnungslose
leben“, sagte sie.
Seit Ausbruch der Pandemie vor mehr als einem Jahr wurden laut LAF bis Ende
März in Berlin rund 1.300 Menschen in Flüchtlingsunterkünften positiv auf
das Coronavirus getestet. Vier Bewohner starben an den Folgen der
Infektion. Derzeit leben rund 18.500 Geflüchtete in knapp 80 Unterkünften
des LAF. (epd)
## Niedersachsen: Lockdown gefährlich für Suchtkranke
Für suchtkranke Menschen in Niedersachsen stellt der Lockdown in der
Corona-Krise ein ernsthaftes Problem dar. „Jobängste oder die neue
Situation Home-Office mit gleichzeitiger Kinderbetreuung sind für viele
Menschen eine hohe Belastung“, sagt Tobias Trillmich von der
Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen in Hannover. Suchtmittel wie
beispielsweise Alkohol seien für viele eine Hilfe beim Umgang mit
Depressionen und Einsamkeit. „Gerade für süchtige Menschen ist außerdem ein
geregelter Tagesablauf und Ablenkung wichtig. Wenn Sport oder Hobbys
wegfallen, fehlen oft die Alternativen“, sagte Trillmich.
Zwar würden Gelegenheitstrinker seit dem Lockdown seltener zur Flasche
greifen, weil es so gut wie keine Feste, Feiern oder Veranstaltungen gibt.
Für bereits alkoholkranke Menschen mache es aber keinen großen Unterschied.
Getränke sind in Supermärkten und Getränkemärkten immer verfügbar. „Wer
vorher viel getrunken hat, macht das auch im Lockdown weiter“, sagte
Trillmich.
Alkoholismus sei weit verbreitet, aber nicht die gefährlichste Droge, sagte
der Experte. Auf Platz eins der Todesfälle durch Drogen stehe weiterhin der
Konsum von Tabak. Illegalen Drogen wie Heroin und Kokain haben ein sehr
hohes Abhängigkeitsrisiko. Die Preise dafür auf dem Markt hatten sich laut
Trillmich kaum verändert, der illegale Handel sei vom Lockdown kaum
betroffen und laufe wie vorher weiter. (dpa/Ini)
## Berlin: Corona-Gedenken mit Kerzen auf Tempelhofer Feld
Mit 1.200 Kerzen ist in der Osternacht auf dem Tempelhofer Feld in Berlin
der Toten der Coronavirus-Pandemie gedacht werden. Mit den Kerzen wurde die
aktuelle Zahl der in der Hauptstadt an Corona Gestorbenen als Ziffer
dargestellt (3.082) und mit einem Herz aus Kerzen eingerahmt, wie der
Evangelische Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg am Sonntag mitteilte. Die
Kerzen wurden am Abend des Karsamstags auf dem ehemaligen Flugfeld von
Superintendent Michael Raddatz und Bezirksbürgermeisterin Angelika
Schöttler (SPD) entzündet.
„Hinter jeder Zahl steht ein Mensch, der an Corona verstorben ist, und mit
ihm diejenigen, die um ihn trauern“, betonte die Leiterin der evangelischen
Beratungsstelle für Trauernde, Anna Ziegenhagen: „Neben den politischen
Diskussionen um die Pandemie werden diese Menschen zu wenig gesehen.“ Mit
den Kerzen sollte ein Zeichen des Mitgefühls gesetzt werden, erklärte
Pfarrer Alexander Höner: „Wir denken an die Verstorbenen, ihre Familien und
Freunde und an die Osterbotschaft, dass es nach dem Tod weitergeht und das
Leben gewinnt.“
Der Kirchenkreis wollte damit gemeinsam mit dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg
das Gedenken an die Verstorbenen stärker ins Bewusstsein rücken. Dazu sei
der „momentan öffentlichste Platz Berlins“ am früheren Flughafen Tempelhof
ausgewählt worden, hieß es. (epd)
## AHA-Regeln für Geimpfte trotz Verzicht auf Schnelltest
Auch für vollständig Geimpfte werden in der aktuellen Phase der Pandemie
weiterhin Corona-Regeln wie Abstand, Hygiene und Schutzmasken gelten. „Denn
sowohl der tagesaktuelle Test als auch die vollständige Impfung reduzieren
das Infektionsrisiko zwar deutlich, aber sie geben keine hundertprozentige
Sicherheit davor, andere zu infizieren“, sagte Gesundheitsminister Jens
Spahn (CDU) am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Er betonte
zugleich: „Wer vollständig geimpft wurde, kann beim Reisen oder beim
Einkaufen wie jemand behandelt werden, der ein negatives Testergebnis hat.
Das ist eine wichtige Erkenntnis und erleichtert den Alltag enorm.“
Im jüngsten Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) zum Risiko einer
Weitergabe des Virus durch vollständig Geimpfte an Spahns Ministerium heißt
es: „Nach gegenwärtigem Kenntnisstand ist das Risiko einer Virusübertragung
durch Personen, die vollständig geimpft wurden, spätestens zum Zeitpunkt ab
dem 15. Tag nach Gabe der zweiten Impfdosis geringer als bei Vorliegen
eines negativen Antigen-Schnelltests bei symptomlosen infizierten
Personen.“
Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat keine Einwände gegen einen Verzicht auf
Corona-Schnelltests bei geimpften Menschen. Das Risiko einer
Virusübertragung erscheine nach gegenwärtigem Kenntnisstand so weit
reduziert, „dass Geimpfte bei der Epidemiologie der Erkrankung
wahrscheinlich keine wesentliche Rolle mehr spielen“, erklärt RKI-Chef
Lothar Wieler in einem Bericht für das Bundesgesundheitsministerium.
(dpa/rtr)
## Niederlande als Hochinzidenzgebiet eingestuft
Wegen besonders hoher Corona-Infektionszahlen in den Niederlanden stuft die
Bundesregierung das Nachbarland nach Ostern als Hochinzidenzgebiet ein. Wer
ab Dienstag von dort nach Deutschland einreist, muss bereits bei der
Einreise einen negativen Corona-Test vorweisen können, wie das Robert
Koch-Institut am Sonntag bekanntgab. Die Quarantänepflicht von zehn Tagen
mit der Möglichkeit, sich nach fünf Tagen mit einem zweiten Test zu
befreien, bleibt unverändert. Für Pendler gibt es Ausnahmeregelungen.
Nach Tschechien, Polen und Frankreich sind die an Nordrhein-Westfalen und
Niedersachsen grenzenden Niederlande das vierte Nachbarland, das als
Hochinzidenzgebiet mit mehr als 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner
innerhalb von sieben Tagen (Inzidenz) eingestuft wird. Zuvor galten die
Niederlande laut RKI als Risikogebiet, Einreisende mussten erst nach 48
Stunden ein Corona-Testergebnis vorlegen können.
Von den 26 EU-Partnerländern Deutschlands sind ab Dienstag mit den
Niederlanden 13 als Hochinzidenz- und 13 ganz oder teilweise als
Risikogebiete eingestuft. Die Niederlande mit rund 17 Millionen Einwohnern
befinden sich seit Mitte Dezember in einem Lockdown, seit Ende Januar gilt
auch eine abendliche Ausgangssperre. Dennoch nehmen die Infektionszahlen
weiter zu. Die Regierung hat bereits angekündigt, dass nicht mit einer
schnellen Lockerung der Maßnahmen zu rechnen sei. (dpa)
## Breites Bündnis macht Front gegen Querdenker-Bewegung
Ein breites Verbände-Bündnis macht Front gegen die Proteste von sogenannten
Querdenkern und Corona-Leugnern. „Wir fordern eine solidarische Politik,
die nicht nur die hört, die am lautesten schreien, sondern sich am Wohl
aller Menschen ausrichtet – in der Krise und danach“, hieß es in einer am
Sonntag veröffentlichten Erklärung der Initiative „Unteilbar“. Beteiligt
sind Gewerkschaften, Sozial- und Umweltverbände sowie
Menschenrechtsorganisationen.
„Das Hinterfragen staatlicher Politik, auch der Corona-Maßnahmen, ist
wichtig“, heißt es in dem Text. Dabei seien jedoch
„Verschwörungserzählungen, Rassismus und faschistische Ideologien niemals
legitim“, kritisiert „Unteilbar“ auch das Auftreten von Rechtsextremen und
Rechtspopulisten auf Demonstrationen gegen die staatlichen Maßnahmen zum
Schutz vor der Corona-Pandemie.
„Freiheit geht nur solidarisch“, betonen die Unterzeichnerinnen und
Unterzeichner. Dagegen „zerstören Egoismus und Rücksichtslosigkeit den
gesellschaftlichen Zusammenhalt“. Wer sich Querdenker-Protesten anschließe,
fordere „eine Gesellschaft, in der die gesundheitlichen Gefahren für
Millionen Menschen geleugnet werden und in der antisemitisch konnotierte
Verschwörungserzählungen an die Stelle von überprüfbaren Fakten treten“.
Mit Blick darauf, dass derzeit vor allem aus dem Querdenker-Lager zu
Demonstrationen aufgerufen wird, heißt es in der Erklärung: „Wir verzichten
momentan weitgehend auf den massenhaften Ausdruck unserer Forderungen auf
der Straße, weil Kontaktbeschränkungen und Abstand wichtige Mittel des
Infektionsschutzes sind.“ Allerdings werde es künftig auch wieder „Proteste
für einen klimagerechten, sozialen, antirassistischen und
geschlechtergerechten Weg aus der Krise“ geben, jedoch dann unter
Einhaltung der Corona-Regeln.
Zuletzt hatte es am Samstag eine Großkundgebung von Querdenkern in
Stuttgart gegeben. Dabei wurden Corona-Schutzmaßnahmen systematisch
missachtet, Journalistinnen und Journalisten von Protestierenden
angegriffen sowie behördliche Auflagen vielfach ignoriert. (afp)
## Papst fordert solidarische Verteilung der Impfstoffe
Papst Franziskus hat in seiner Osterbotschaft eine solidarische Verteilung
der Corona-Impfstoffe gefordert. In seiner Ansprache im Petersdom am
Ostersonntag forderte er die internationale Gemeinschaft auf, „in
gemeinsamer Anstrengung die Verzögerungen bei der Impfstoffversorgung zu
überwinden und eine solidarische Verteilung, speziell mit den ärmsten
Ländern, zu fördern“. Das Oberhaupt der 1,3 Milliarden Katholiken weltweit
rief zudem zu einem Ende der Gewalt in Syrien, Libyen sowie im Jemen auf
und verurteilte die anhaltenden bewaffneten Konflikte weltweit als
„skandalös“.
„Christus, unser Friede, gebe es, dass das Getöse der Waffen im geliebten
und gemarterten Syrien endlich aufhöre, wo Millionen von Menschen bereits
unter unmenschlichen Bedingungen leben, ebenso im Jemen, dessen Ereignisse
von einem ohrenbetäubenden und skandalösen Schweigen umhüllt sind, und in
Libyen, wo sich nun ein Ausweg aus einem Jahrzehnt der Auseinandersetzungen
und blutigen Zusammenstöße abzeichnet“, sagte Franziskus in seiner
Osterbotschaft, bevor er den traditionellen Segen „Urbi Et Orbi“ erteilte.
Im Gottesdienst zur Osternacht am Samstagabend hatte der Papst zuvor eine
Botschaft der Hoffnung an die katholischen Gläubigen in der Welt gesandt.
„Es ist immer möglich, neu anzufangen, weil es ein neues Leben gibt, das
Gott in uns neu beginnen lassen kann, jenseits von all unserem Scheitern“,
sagte das Kirchenoberhaupt. Aufgrund der Corona-Pandemie gab es im Vatikan
zu Ostern wie schon im Vorjahr ein reduziertes Programm mit nur wenigen
Gottesdienstbesuchern. (afp)
## Großbritannien will Corona-Ausweis-System testen
Mit speziellen Corona-Status-Ausweisen will die britische Regierung den Weg
zurück in die Normalität ebnen und Großveranstaltungen mit Zuschauern trotz
der Pandemie wieder ermöglichen. Aus der Downing Street hieß es am späten
Samstagabend, das Ausweis-System solle ab Mitte April bei verschiedenen
Großveranstaltungen getestet werden, darunter das Halbfinale und das Finale
des FA Cup im Wembley-Stadion in London.
Offiziell angekündigt werden sollen die Test-Veranstaltungen am Montag.
Premierminister Boris Johnson sagte nach Angaben der Downing Street, die
Regierung werde alles ihr Mögliche tun, damit die Menschen wieder an
Veranstaltungen teilnehmen, reisen und andere „Dinge, die sie lieben, in
größtmöglicher Sicherheit“ tun könnten.
Die von der Regierung in London geplanten Status-Ausweise sollen anzeigen,
ob ihre Inhaber gegen das Coronavirus geimpft wurden, kürzlich eine
Covid-19-Erkrankung überstanden haben oder einen Negativ-Test vorweisen
können. Geplant ist der Ausweis im digitalen und im analogen Format. An dem
Vorhaben gibt es massive Kritik. Die oppositionelle Labour-Partei, aber
auch Abgeordnete von Johnsons konservativer Partei halten solche
„Impf-Ausweise“ für diskriminierend. (afp)
## Keine bundesweiten Regelungen
Bundesinnenminister Horst Seehofer stößt mit seinem Vorstoß, einheitliche
Corona-Maßnahmen per Bundesgesetz zu erzwingen, auf Widerspruch der Linken.
„Einheitliche Corona-Regeln per Bundesgesetz wird es nicht geben, weil
zurecht weder im Bundestag noch im Bundesrat Mehrheiten dafür vorhanden
sind“, sagt Fraktionschef Dietmar Bartsch den Zeitungen der Funke
Mediengruppe. „Alle rechtlichen Möglichkeiten zur Bewältigung der Pandemie
sind vorhanden.“ Zugleich unterstützt Bartsch den Vorstoß von
Gesundheitsminister Jens Spahn, Geimpften mehr Freiheiten zu gewähren.
„Natürlich müssen, wenn die wissenschaftlichen Daten die Unbedenklichkeit
bestätigen, Geimpfte alle Rechte wieder in Anspruch nehmen können.“
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach befürwortet den Vorstoß von
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), vollständig geimpfte Menschen künftig
zu behandeln wie negativ getestete. „Ich unterstütze diesen Vorschlag, weil
es sich gezeigt hat, dass Geimpfte sich nur noch selten anstecken und sie
wahrscheinlich bei Ansteckung nicht mehr ansteckend für andere sind“, sagt
Lauterbach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Allerdings sollte das
jeweils nur nach der zweiten Impfung gelten.“ (rtr)
## Astrazeneca für „60 plus“: In NRW meiste Termine vergeben
Einen Tag nach dem Start der Vergabe von Impfterminen für die Altersgruppe
60 plus mit dem Impfstoff von Astrazenca sind die meisten Termine schon
vergeben. Viele Kreise oder Städte wie Köln, Heinsberg, Mettmann,
Oberhausen, Düren, Bielefeld oder Recklinghausen seien komplett ausgebucht,
meldeten die Kassenärztliche Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe am
Sonntag. Nur noch rund 25 000 Impftermine seien im Bereich Nordrhein frei.
In Westfalen-Lippe seien bereits 90 Prozent oder rund 151 600 der zu
vergebenden Termine belegt, berichtete das Düsseldorfer
Gesundheitsministerium am Sonntag.
Demnach gibt es aber große regionale Unterschiede im Bereich der
Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Während in den Städten
Bielefeld, Hagen, Hamm und Münster oder in den Kreisen Coesfeld, Gütersloh,
Lippe, Recklinghausen, Steinfurt oder Warendorf alles ausgebucht sei, gebe
es andernorts noch freie Termine. In Olpe etwa sei noch die Hälfte der
Termine zu haben. In Lüdenscheid seien 40 Prozent, in Herford 38 Prozent
und in Siegen 35 Prozent der vorhandenen Termine noch frei. (dpa/lnw)
Mehr als 12.000 Corona-Neuinfektionen in Deutschland
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI)
binnen eines Tages 12.196 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zudem wurden
innerhalb von 24 Stunden 68 neue Todesfälle verzeichnet. Das geht aus
Zahlen des RKI von Sonntagmorgen hervor. Vor genau einer Woche hatte das
RKI binnen eines Tages 17.176 Neuinfektionen und 90 neue Todesfälle
verzeichnet. Das RKI weist darauf hin, dass rund um die Osterfeiertage
meist weniger Tests gemacht und gemeldet werden. Zudem könne es sein, dass
nicht alle Gesundheitsämter und zuständigen Landesbehörden an allen Tagen
an das RKI übermitteln. Das kann zur Folge haben, dass die vom RKI
berichteten Fallzahlen eine eingeschränkte Aussagekraft haben.
Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 05:03 Uhr wieder,
nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen des RKI sind möglich. Die Zahl
der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner lag
laut RKI am Sonntagmorgen bundesweit bei 127,0. Am Vortag hatte das RKI
diese Sieben-Tage-Inzidenz mit 131,4 angegeben, vor drei Wochen mit 79,1.
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2.885.386 nachgewiesene Infektionen
mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich
höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der
Genesenen gab das RKI mit etwa 2.569.400 an. Die Gesamtzahl der Menschen,
die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2
gestorben sind, stieg auf 76.963.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht von
Samstagnachmittag bei 1,02 (Vortag: 1,03). Das bedeutet, dass 100
Infizierte rechnerisch 102 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet
jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere
Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber,
steigen die Fallzahlen. (dpa)
Spahn kündigt mehr Freiheiten für Geimpfte an
Geimpfte sollen nach Plänen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU)
bald Freiheiten zurückbekommen. „Wer vollständig geimpft wurde, kann in
Zukunft wie jemand behandelt werden, der negativ getestet wurde“, sagte
Spahn der Bild am Sonntag. Geimpfte könnten dann ohne weiteren Test ins
Geschäft oder zum Friseur. Zudem müssten nach Einschätzung des Robert
Koch-Instituts (RKI) vollständig Geimpfte auch nicht mehr in Quarantäne.
Wenn die dritte Welle der Corona-Pandemie gebrochen sei und weitere auf
Schnelltests beruhende Öffnungsschritte wie beim Einzelhandel umgesetzt
würden, komme diese Grundsatzentscheidung zum Tragen, erklärte Spahn.
Grundlage für diese Ankündigung ist laut der Zeitung eine Auswertung neuer
wissenschaftlicher Erkenntnisse durch das RKI.
In einem RKI-Bericht an das Bundesgesundheitsministerium heißt es laut Bild
am Sonntag: „Nach gegenwärtigem Kenntnisstand ist das Risiko einer
Virusübertragung durch Personen, die vollständig geimpft wurden, spätestens
zum Zeitpunkt ab dem 15. Tag nach Gabe der zweiten Impfdosis geringer als
bei Vorliegen eines negativen Antigen-Schnelltests bei symptomlosen
infizierten Personen.“
Der Bericht wurde am Samstag an die Bundesländer verschickt, wie die
Zeitung meldet. Die Ministerpräsidentenkonferenz hatte demnach das RKI um
eine Analyse gebeten, ob und wann die Einbeziehung Geimpfter in
Testkonzepte „möglicherweise obsolet“ wird. Spahn will die Test- und
Quarantänebefreiung für Geimpfte zügig in den nächsten Wochen umsetzen.
„Wir werden diese Erkenntnisse nun zeitnah in Gesprächen mit den Ländern in
die Praxis bringen“, sagte der Minister. (epd)
Zuvor hatte allerdings der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan
Harbarth, verlautbart, dass er mehr Freiheiten für Geimpfte dann für
geboten hält, wenn diese nicht mehr ansteckend sind. „Wenn ein geimpfter
Mensch niemanden anstecken kann, dürfte das von ihm ausgehende
Infektionsrisiko grundrechtlich anders zu beurteilen sein als wenn er noch
ansteckend ist, nur selbst nicht mehr erkranken kann“,sagte Harbarth in
einem Bericht der Funke Mediengruppe laut Vorabbericht. (epd/rtr)
Polizei: Corona-Ausgangsbeschränkungen eingehalten
In Brandenburg hat die Polizei keine Verstöße gegen die
Corona-Ausgangsbeschränkungen in der Nacht zu Ostersonntag registriert. Es
sei alles ruhig gewesen, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums am
Ostermontag. Ordnungswidrigkeiten seien nicht festgestellt worden.
Die Menschen seien in den eigenen vier Wänden geblieben. Offenbar aufgrund
der sehr kühlen Temperaturen in den Nachtstunden sei der Aufenthalt im
Freien wohl zu ungemütlich gewesen, sagte sie. „Da blieb man lieber in
warmen Räumen.“
Seit Gründonnerstag dürfen die Brandenburgerinnen und Brandenburger
zwischen 22.00 Uhr und 5.00 Uhr nur in Ausnahmen nach draußen, wenn im
Landkreis oder der kreisfreien Stadt die Zahl neuer Infektionen pro 100.000
Einwohner in einer Woche an drei Tagen hintereinander über 100 liegt. Die
Ausgangsbeschränkung gilt bis Dienstag, 5.00 Uhr. (dpa)
4 Apr 2021
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