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# taz.de -- Die Wahrheit: In der Papageien-Szene umstritten
> Die lustige Tierwelt und ihre ernste Erforschung (119): Der Spix-Ara,
> eine seltene und teure Papageienart, ist zum Spekulationsobjekt mutiert.
Bild: Bushido gefällt das: Cyanopsitta Spixii
Es sind blaue Papageien, mit grauweißen Köpfen, oft etwas verwuschelt.
Benannt wurden sie nach dem Naturforscher Johann Baptist von Spix. Sie sind
in ihrem Verbreitungsgebiet in Brasilien ausgestorben, 2000 wurde dort das
letzte Männchen gesehen. Ein für es ausgewildertes Weibchen starb an den
Drähten einer Stromleitung. Aber in Zoos und von privaten Papageienhaltern
werden noch Spix-Aras gehalten. Einer kostet etwa 100.000 Dollar.
2011 meldete die Märkische Oderzeitung: „Die letzten Spix-Aras leben in
Schöneiche. Sie gehören dort zur wertvollen ‚Reservepopulation‘ des Verei…
zur Erhaltung bedrohter Papageien“. In Volieren gehalten, umsorgt von
Pflegerinnen, Tierärzten und Biologen, geschützt „hinter Sicherheitstoren
und Stahlzäunen, überwacht von Kameras und abgeschirmt von blickdichten
Hecken“, ergänzte die Süddeutsche Zeitung 2018. Der Verein Association for
the Conservation of Threatened Parrots (ACTP) ist Teil eines
internationalen Netzwerks von „Schutzprojekten“. Ihm gehörten zunächst 7
Spix-Aras. Der Vereinsvorsitzende war zuvor in der Bau- und
Immobilienwirtschaft tätig und züchtet seit seiner Kindheit Papageien.
2015 wurden in Schöneiche vier Spix-Aras geboren. Der Vorsitzende schickte
zwei Vögel zum Auswildern nach Brasilien. Sie wurden von der
brandenburgischen Umweltministerin am Flughafen Tegel medienwirksam
verabschiedet. Die angloamerikanischen Papageienforscher und
Umweltjournalisten wollten ihn am liebsten aus dem Verkehr ziehen: Ein
US-Zoologe nannte ihn einen „Verbrecher“, der Guardian veröffentlichte ein
Enthüllungsstück voll mit „haltlosen Vorwürfen“, wie die Süddeutsche
Zeitung meinte, die dahinter „Neid und Dünkel“ vermutete.
In dem Buch „Warten auf die Aras“ (2008) schreibt der kanadische
Umweltjournalist Terry Glavin: Naturschützer, Artenschutzorganisationen und
die brasilianische Regierung waren in einem „Dilemma“. Um die Art zu
erhalten, mussten sie eine „Übereinkunft“ mit „einer Handvoll
millionenschwerer Exzentriker und von Sammelwut Besessener treffen, die
Spix-Aras in ihren Privatzoos hielten.“
## Eine halbe Million
Auch das von der brasilianischen Regierung und diversen
Tierschutzorganisationen gegründete internationale Komitee, das diesen
„Pakt“ überwachen sollte, bestand laut Terry Glavin aus „zwielichtigen
Gestalten“, so dem Amerikaner Tony Silva, der wegen des Schmuggels von
Hyazinth-Aras sieben Jahre einsaß, und Antonio de Dios, einem
philippinischen Millionär, „der in seiner schwer bewachten Vogelzuchtanlage
mehrere Tausend Papageien, darunter ein halbes Dutzend Spix-Aras, hielt“,
sowie Wolfgang Kiessling, Besitzer des „Disneyland-Zoos Loropark auf
Teneriffa“ und zweier Spix-Aras, der für die Auswilderung 500.000 Dollar
zur Verfügung stellte.
Der Vereinsvorsitzende vermutet hinter dem geballten „Rufmord“ den
Präsidenten der „Rare Species Conservatory Foundation“ in Florida, Paul
Reillo. Die Bild hatte berichtet, der Rapper Bushido und Abou-Chaker
„spendeten sehr viel Geld“ an einen „Papageienverein in Brandenburg, dess…
Vorsitzender von der Staatsanwaltschaft ebenfalls zur organisierten
Kriminalität gerechnet wird“. Der sagte dazu: „Alles ist sauber, von den
Finanzbehörden bestätigt.“ Die Schweizer Handelszeitung berichtete, dass
der Schweizer Geschäftsmann „R.M.“ im Auftrag von Abou-Chaker und Bushido
mehrere „Unternehmen sanierte und abwickelte“. Was die beiden Genannten
jedoch bestritten.
Anfang 2000 hatte „R.M.„s Firma für „Immobilienhandel und Vogelzucht“ …
Spix-Aras gekauft, etwa ein Fünftel des damaligen weltweiten Bestandes –
als „Sacheinlage“ im Wert von 100.000 Schweizer Franken. 2008 verhaftete
man den Geschäftsmann in Rio de Janeiro mit zehn Papageieneiern in den
Taschen einer speziellen Weste. Er habe die Eier zum Züchten erhalten,
verteidigte „R.M.“ seine „Dummheit“.
## Zuchtzentrum in Katar
Laut Handelszeitung ist er „in der Papageien-Szene umstritten“. Drei seiner
Spix-Aras kaufte der Vereinsvorsitzende, die anderen zwölf erwarb Scheich
Saoud Bin Mohammed Ali Al-Thani aus der Königsfamilie von Katar, der
ebenfalls ein Zuchtzentrum (das „Al Wabra Wildlife Preservation“) besitzt.
Als Al-Thani „überraschend stirbt“, bekommt der Verein von seinen Erben
rund 120 Vögel zur Zucht geliehen. „Er hält damit fast alle Exemplare des
wertvollsten Vogels der Welt.“ Daraufhin bieten auch „andere Regierungen
dem deutschen Wunderzüchter ihre Papageien zur Nachzucht an“, so die
Süddeutsche Zeitung 2019.
Inzwischen hatte sich der „Clan-Boss“ mit seinem Geschäftspartner Bushido
überworfen und wurde von diesem beschuldigt, ihn tätlich angegriffen zu
haben. Vor Gericht nannte Bushido laut Spiegel die Zusammenarbeit mit
seinem Manager Abou-Chaker einen „Pakt mit dem Teufel, freiwillig sei sie
nie gewesen“.
## Als Spende deklariert
Die Süddeutsche Zeitung wusste, dass Abou-Chaker vom Regisseur Bernd
Eichinger 200.000 Euro bekommen hatte, weil man ihn in den Spielfilm über
Bushido eingebaut hatte. Dieses Geld wurde laut Bushido „irgendwie als
Spende an einen Papageienverein deklariert“.
Der Vereinsvorsitzende bestätigte das. In Schöneiche leben inzwischen laut
wissenschaft.de 180 Spix-Aras. Sein Vereinsorgan ACTP e. V. auf der
Spendenplattform „betterplace.org“ teilte mit: „Zum World Wildlife Day 20…
trafen 52 in Berlin gezüchtete Spix-Aras in Brasilien ein. Mit einem eigens
für die Vögel und das sie begleitende Team aus Veterinären, Tierpflegern,
Biologen, Mitgliedern der brasilianischen Regierung und Kameraleuten
gecharterten Flugzeug. Das Gehege befindet sich auf 45 Hektar im
geschützten Caatinga-Gebiet. Dort sollen sie in den nächsten Monaten auf
ihre Wiederansiedlung und das weitere Leben in freier Wildbahn vorbereitet
werden. 2021 soll die erste Gruppe der Spix-Aras in die Freiheit entlassen
werden.“
Anfang dieses Jahres berichtete eine Mitarbeiterin im Vereinsorgan erstens,
dass die „Papageienfreunde“ der Spix-Aras-Zucht in Schöneiche auch 2020
eine „phantastische Unterstützung“ gewährten. Und zweitens, dass „wir m…
21 Nachzuchten einen neuen Rekord aufstellten. Besonders bemerkenswert ist,
dass diese Jungtiere auch von Paaren stammen, die bisher noch nicht
gezüchtet hatten. Dies lässt uns auf eine noch bessere Saison 2021 hoffen.“
Es gibt bereits zwei animierte Familienfilme namens „Rio“ und „Rio 2“, …
dem zivilisationsgeschädigte Spix-Aras die Hauptrolle spielen. Letzterer
handelt bereits von den Intrigen und Abenteuern nach ihrer Auswilderung.
Um sich davon zu erholen, wollen sie ihren Urlaub in Rio verbringen.
19 Apr 2021
## AUTOREN
Helmut Höge
## TAGS
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