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# taz.de -- Corona-Impfstoff in Westafrika: Reiche und Mächtige zuerst
> Dank Covax-Programm trifft Impfstoff auch in Westafrika ein. Als Erstes
> werden die Präsidenten damit immunisiert – das soll Gerüchten vorbeugen.
Bild: Soll Vertrauen schaffen: Nigerias Präsident Muhammadu Buhari wird mit As…
Cotonou taz | Als „großen Durchbruch“ im Kampf gegen das Coronavirus hat
Benins Regierung in der vergangenen Woche die Ankunft von 144.000 Dosen des
Impfstoffs AstraZeneca am Flughafen der Wirtschaftsmetropole Cotonou
gefeiert. Bis Mai soll Benin mit seinen 12 Millionen Einwohner*innen
weitere 648.000 Dosen erhalten.
Möglich macht das [1][Covax, die Verteilungsplattform der
Weltgesundheitsorganisation (WHO)], der Impfallianz Gavi sowie der
Forschungsplattform CEPI. Bis Jahresende sollen 2 Milliarden Impfdosen für
die 92 ärmsten der 190 Teilnehmerstaaten bereitgehalten werden, die diese
dann vergünstigt oder kostenfrei erhalten. Wohlhabendere Länder kaufen die
Impfdosen und spenden Kontingente. Das ändert allerdings nichts daran, dass
sie [2][sich selbst zuerst Kontingente sichern] können.
In Nigeria ist Chikwe Ihekweazu, Leiter des Zentrum für Seuchenkontrolle
(CDC) in der Hauptstadt Abuja, dennoch optimistisch. „Generell ist es so
ein progressives Programm, dessen Bedeutung sich in den kommenden Monaten
zeigen wird“, sagt er der taz, „allerdings hätten wir uns gewünscht, dass
nicht nur Länder mit geringen und mittleren Einkommen beliefert werden,
sondern die Verteilung grundsätzlich darüber verläuft. Pandemien sind
Ausnahmesituationen, die eine [3][bessere globale Koordination] verlangen“.
Ein Programm wie Covax könne Modell für andere Bereiche sein, etwa die
Schutzkleidung und Ausstattung für Labore. In diesem Bereich waren
afrikanische Länder ebenfalls lange benachteiligt. Geimpft wird in Afrika
fast ausschließlich mit AstraZeneca. Seitdem der Impfstoff in die Kritik
geraten ist, haben einige Länder seine Verabreichung allerdings gestoppt.
## Impfshow der Präsidenten
Im Rahmen von Covax ist Ghana mit 30 Millionen Einwohner*innen Ende
Februar als erstes afrikanisches Land mit 600.000 Dosen beliefert worden,
die am Serum Institute of India hergestellt wurden. Am 1. März ließen
[4][Präsident Nana Akufo-Addo] und dessen Frau Rebecca sich impfen – im 37.
Militärkrankenhaus in der Hauptstadt Accra in aller Öffentlichkeit.
In Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas mit rund 200 Millionen
Einwohner*innen, war das eine knappe Woche später nicht anders. Die
Impfungen von [5][Präsident Muhammadu Buhari] und seinem Stellvertreter
Yemi Osinbajo wurden im Fernsehen übertragen.
Dass Politiker*innen neben Mitarbeiter*innen im Gesundheitswesen
in vielen Ländern an erster Stelle stehen, hat für CDC-Chef Ihekweazu zwei
Gründe. „Die Gesellschaft fordert, dass die Regierung arbeitsfähig bleibt.
Wichtiger ist jedoch, dass sie sieht, wie die Regierung sich impfen lässt.
So kann sie nicht den Eindruck bekommen, selbst zum Versuchskaninchen zu
werden.“ Neben Politiker*innen gelte das auch für traditionelle
Herrscher sowie religiöse Meinungsführer. Denn Skepsis und Gerüchte
bezüglich der Impfungen halten sich weiter hartnäckig.
Nigeria hat Anfang März gut 3,9 Millionen Impfdosen erhalten. Eine Garantie
für gut 12 Millionen weitere im Rahmen von Covax gibt es bereits.
Zusätzliche 32 Millionen sollen von der Afrikanischen Union kommen, die
ebenfalls AstraZeneca an ihre Mitgliedsstaaten verteilen will. „Ziel ist
es, bis Ende 2022 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung geimpft zu haben“, so
Ihekweazu.
Nicht alle Länder Westafrikas warten auf Covax. Anfang März übergab der
chinesische Botschafter in Sierra Leone 200.000 Dosen des [6][chinesischen
Impfstoffes Sinopharm] an Präsident Maada Bio. Diese Menge erhalten auch
Senegal und Guinea.
21 Mar 2021
## LINKS
[1] /Ungerechte-Impfstoff-Verteilung/!5741644
[2] /Impfstoff-nur-fuer-Industrielaender/!5736607
[3] /Politikwissenschaftlerin-ueber-Patente/!5737846
[4] /Praesidentenwahl-in-Ghana/!5730578
[5] /Nigerias-Praesident-beginnt-neue-Amtszeit/!5598694
[6] /Coronakrise-in-der-Volksrepublik/!5748277
## AUTOREN
Katrin Gänsler
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Schwerpunkt Coronavirus
Impfstoff
Benin
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