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# taz.de -- Wohnungsmarktbericht Berlin: Mietendeckel lässt Mieten schmelzen
> Erstmals verzeichnet der IBB-Wohnungsmarktbericht sinkende Mieten. Der
> Markt entspannt sich auch, weil immer mehr gebaut wird.
Bild: Jetzt auch wieder in etwas günstiger…
Berlin taz | Es ist ein Novum: Im Jahr 2020 sind die Angebotsmieten in der
Stadt gesunken. 16 Jahre lang verzeichnete der [1][Wohnungsmarktbericht],
den die Investitionsbank IBB zusammen mit dem Senat herausgibt, steigende
Mieten. Im neuen Jahresbericht, der am Montag vorgestellt wurde, wird der
Trend nun umgekehrt. Der mittlere Mietpreis liegt bei 10,14 Euro pro
Quadratmeter, 31 Cent weniger als im Jahr zuvor. Betrachtet man einzig den
Bestand – ohne Neubau – sind die Mieten erstmals seit 2017 sogar wieder
unter die 10-Euro-Grenze gefallen; im letzten Quartal auf 9,87 pro
Quadratmeter.
Während sich der Bericht in der Interpretation der Daten zurückhält, sprach
Stadtentwicklungssenator Sebastian Scheel (Linke) bei der Vorstellung von
einem „Erfolg unserer Politik.“ Das Sinken der Angebotsmieten sei eine
dringend benötigte „Atempause.“ Dies sei auch das Ziel des seit Februar
2020 geltenden [2][Mietendeckel-Gesetzes] gewesen.
Dass sich die Entwicklung tatsächlich darauf zurückführen lässt, zeigt der
Vergleich mit den anderen deutschen Großstädten, die allesamt einen
Mietanstieg verzeichnen. Dafür spricht ebenfalls, dass der Rückgang einzig
bei Bestandsbauten zu verzeichnen ist. Im Neubau, der vom Mietendeckel
unberührt, ist, stiegen die Preise weiter kräftig an, von 14,04 auf 15,26
Euro pro Quadratmeter.
„Nicht jede Wohnung hilft uns“, so Scheel. Es brauche eine
„bedarfsorientierte Wohungspolitik“ für Haushalte mit kleinem und mittlerem
Einkommen. Auch aufgrund der niedrigen Leerstandsquote sei der
Wohnungsmarkt weiter angespannt. Um die Verdrängung der Bewohner*innen
zu stoppen, gibt es inzwischen 65 Milieuschutzgebiete für mehr als eine
Million Berliner*innen.
Während 2019 noch mehr als 50.000 Wohnungsinserate ausgewertet wurde, waren
es im vergangenen Jahr nur etwa 33.000. Das rückläufige Angebot an
Mietwohnungen hat, so zeigt es der Städtevergleich, weniger mit Corona und
mehr mit dem Mietendeckel zu tun. Ausgewertet wurden auch die Preise für
den Kauf von Eigentumswohnungen: Durchschnittlich 5.083 Euro pro
Quadratmeter bedeuteten 307 Euro mehr als im Vorjahr, aber eine leichte
Reduzierung der Wachstumsdynamik.
## Mehr Neubau
18.999 Wohnungen wurden 2019 neu gebaut, so viele wie seit 1997 nicht mehr.
2020 könnte, so Scheels Spekulation, gar die 20.000er-Grenze übersprungen
worden sein. Keine Spur also von einem Einbruch durch den Mietendeckel, vor
dem die Immobilienbranche stets warnte. Die Kapazitäten der Baubranche
sind, so sagte es der IBB-Vorstandsvorsitzende Jürgen Allerkamp, „mehr als
ausgelastet.“ Kaum ins Gewicht fällt der leichte Rückgang der neu
genehmigten Wohnungen auf etwa 19.000, angesichts von 65.000 bereits
genehmigten, aber noch nicht gebauten Wohnungen.
Im Zusammenspiel mit der Bevölkerungsentwicklung sei es laut Scheel 2019
erstmals gelungen „mehr Wohnungen zu Verfügung zu stellen, als durch Zuzug
erforderlich gewesen wäre.“ 2019 betrug Berlins Bevölkerungswachstum nur
noch knapp 25.000 Personen, für 2020 wurde nur ein Plus von 467 vermeldet.
Dies sei laut Scheel jedoch auch auf eine bereinigte Statistik
zurückzuführen, im Laufe derer zuletzt etwa 25.000 Menschen von Amts wegen
aus der Stadt abgemeldet wurden.
29 Mar 2021
## LINKS
[1] /Neuer-Wohnungsmarktbericht/!5670819
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## AUTOREN
Erik Peter
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