# taz.de -- BBU-Wohnungsmarktbericht und Zuzug: Berlin hat weniger mehr | |
> Die Mieten in Berlin steigen weiter, allerdings nicht mehr so stark wie | |
> in den Vorjahren. Es wird mehr gebaut, weniger Menschen ziehen in die | |
> Stadt. | |
Bild: Berlin von oben | |
Berlin taz | Der Verband [1][Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen | |
(BBU)] hat seinen Marktmonitor 2019 vorgelegt. Demnach wurden in Berlin | |
2018 etwa 17.000 Wohnungen neu gebaut, etwa 1.000 mehr als im Vorjahr, aber | |
knapp 3.000 weniger, als der Senat als Ziel formuliert hat. Gleichzeitig | |
ist der Bevölkerungsanstieg mit einem Plus von 30.000 Menschen auf dem | |
geringsten Stand seit 2011. Bei einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von | |
1,9 Personen reicht die Zahl der neuen Wohnungen erstmals seit Jahren | |
wieder, um den zusätzlichen Bedarf abzudecken. | |
Den BBU-Unternehmen, zu denen neben den kommunalen | |
Wohnungsbaugesellschaften auch Genossenschaften und Privatkonzerne wie die | |
Deutsche Wohnen und Vonovia gehören, nennen 43 Prozent aller 1,65 Millionen | |
Mietwohnungen in Berlin ihr Eigen. | |
Die Mieten liegen bei den BBU-Mitgliedern durchschnittlich 17 Prozent unter | |
der vergleichbaren Marktmiete. Bei Neuvermietungspreisen sind sie sogar um | |
29 Prozent günstiger. Laut BBU verzichten die Unternehmen insgesamt auf 664 | |
Millionen Euro an möglichen Mehreinnahmen. Doch das nicht immer freiwillig: | |
Für die kommunalen Gesellschaften, die etwas weniger als die Hälfte der | |
BBU-Wohnungen unterhalten, gelten mietmindernde Vorgaben des Senats. | |
Die Bestandsmieten bei den BBU-Unternehmen stiegen im vergangenen Jahr | |
weniger stark an als zuvor – um 2,7 Prozent; bei den kommunalen | |
Gesellschaften um 1,9 Prozent. Die durchschnittliche Nettokaltmiete beträgt | |
damit 6,14 Euro pro Quadratmeter. Den niedrigsten Mietanstieg verzeichneten | |
Wohnungen in Lichtenberg (2 Prozent), den höchsten in Neukölln (3,4 | |
Prozent). Damit sind Wohnungen in dem ehemaligen Armenbezirk erstmals | |
teurer als im gesamtstädtischen Durchschnitt. | |
Bei Neuvermietungen haben die BBU-Unternehmen im Jahr 2018 durchschnittlich | |
7,80 Euro pro Quadratmeter verlangt – ein Anstieg von 4,7 Prozent im | |
Vergleich zum Vorjahr, der aber geringer ausfällt als in den Jahren davor. | |
In der gesamten Stadt lag der Durchschnitt bei Neuvermietungen bei deutlich | |
mehr als 10 Euro. Klare Preisanstiege gab es beim Verkauf von | |
Eigentumswohnungen. Der Preis für Mehrfamilienhäuser erhöhte sich um 7 | |
Prozent auf 1.990 Euro pro Quadratmeter. | |
## Stimmung gegen den Deckel | |
Der BBU, der mit seiner Chefin Maren Kern seit Monaten den | |
[2][Mietendeckel] ins Visier genommen hat, warnt mit seinem Bericht. | |
Demnach rechnen die Unternehmen aufgrund des geplanten Gesetzes in den | |
kommenden fünf Jahren mit Einnahmeverlusten von 1,1 Milliarden Euro; | |
Neubaupläne müssten um „mindestens ein Viertel“ reduziert werden. 12.000 | |
Wohnungen könnten so nicht gebaut werden, dabei 8.000 bei Privaten. Dabei | |
haben Deutsche Wohnen und Vonovia in der Vergangenheit so gut wie keine | |
Wohnungen neu gebaut. | |
Beim Blick auf die Zahlen zeigt sich, dass sich der BBU mit dem | |
Mietendeckel auch arrangieren könnte. So beträgt die durchschnittliche | |
Bestandsmiete für den Großteil der Wohnungen der BBU-Unternehmen, die | |
zwischen 1949 und 1972 gebaut wurden, mit 6 Euro pro Quadratmeter quasi so | |
viel, wie es die neuen Oberwerte des Mietendeckels festlegen. | |
Bei Neuvermietungen haben die Unternehmen im vergangenen Jahr im Mittel | |
7,05 Euro/Quadratmeter verlangt. Mit einem möglichen Aufschlag von einem | |
Euro für modernisierte Wohnungen dürfte dieser Preis auch nach Einführung | |
des Deckels verlangt werden. Mietabsenkungen in bestehenden Verträgen, die | |
erst ab einer Überschreitung von 20 Prozent des Oberwertes möglich sein | |
sollen, kämen für zuletzt vermietete Wohnungen nicht infrage. | |
10 Dec 2019 | |
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## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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