# taz.de -- Die Wahl in Baden-Württemberg in Zahlen: Kretschmann gewinnt | |
> Am 14. März hat Baden-Württemberg einen neuen Landtag gewählt. Die Grünen | |
> können weiter regieren. Die Wahl in Grafiken. | |
Am 14. März 2021 [1][hat Baden-Württemberg seinen Landtag gewählt]. Die | |
Grünen konnten ihr Wahlergenis von 2016 sogar noch verbesser. Damals wurden | |
die Grünen mit [2][Ministerpräsident Winfried Kretschmann] erstmals in der | |
deutschen Geschichte stärkste Kraft in einem Bundesland, die CDU jedoch | |
verbuchte in ihrem Stammland ihr mit Abstand schlechtestes Ergebnis. | |
Nun hat Kretschmann den Kampf um seine Wiederwahl gewonnen. Der Grüne | |
bekommt eine dritte Amtszeit als Ministerpräsident. Seine stärkste | |
Konkurrentin, [3][CDU-Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann], blieb | |
chancenlos. | |
## Wer hat gewonnen? | |
Laut dem amtlichen Endergebnis liegen die Grünen mit 32,6 Prozent weit vor | |
allen anderen Partein. Die CDU kommt nur auf 24,1 Prozent. AfD, FDP und SPD | |
rangieren zwischen 10 und 11 Prozent. Die Linke bekommt nur 3,6 Prozent der | |
Stimmen. | |
In Umfragen vor der Wahl hatte sich dieses Bild bereits abgezeichnet, auch | |
wenn die Forschungsgruppe Wahlen die Grünen bei 34 Prozent sah. | |
Im Vergleich zur letzten Wahl 2016 gibt es vor allem drei Gewinner: die | |
Freien Wähler, die 3 Prozentpunkte hinzugewonnen haben, sowie die FDP und | |
die Grünen mit rund 2 Prozentpunkte mehr. Der Gewinn bei den Grünen war | |
geringer, als Umfragen vor der Wahl angenommen hatten. Alle anderen | |
Parteien, die 2016 über die Fünf-Prozent-Hürde kamen, fuhren jedoch | |
Verluste ein, am meisten die AfD die über 5 Prozentpunkte weniger erreichte | |
als noch 2016. | |
Ein Vergleich von Umfragen des Instituts infratest dimap, die seit der | |
letzten Wahl durchgeführt worden sind, zeigt, dass die Grünen vor allem im | |
Zeitraum zwischen September 2018 und September 2019 an | |
Wähler*innenzustimmung gewonnen haben. Bei der Sonntagsfrage | |
entschieden sich im September 2018 29 Prozent der Befragten für die Grünen. | |
Ein Jahr später waren es 28 Prozent. Eine Entwicklung, die unter anderem im | |
Entstehen und im großen Zuwachs bei der [4][Bewegung Fridays For Future] | |
begründet sein könnte, die zu diesem Zeitpunkt immer mehr Aufmerksamkeit | |
auf [5][eines der Grünen-Kernthemen lenkte: den Klimawandel]. | |
Während die Grünen in diesem Zeitraum ordentlich dazugewannen, sackte die | |
CDU in Umfragen ganze 5 Prozentpunkte ab. Auch seit Ende des Jahres 2020 | |
sanken die Umfragewerte für die CDU. Kam sie im Dezember 2020 noch auf 30 | |
Prozent, waren es Anfang März 2021 nur noch 25 Prozent. | |
## Welche Kandidat*in liegt vorne? | |
Bei der Direktwahlfrage, wen sie gerne als Ministerpräsident*in | |
hätten, antworteten dem Meinungsforschungsinstitut infratest dimap am 4. | |
März 65 Prozent der Befragten mit: Kretschmann. Nur 17 Prozent entschieden | |
sich für Eisenmann. Bei einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen sah es | |
für die CDU-Frau und aktuelle Kultusministerin sogar noch schlechter aus. | |
Dort kam sie gerade mal auf 11 Prozent, Kretschmann auf 70. | |
Für Kretschmann sah es also bereits so aus, als könnte er auch nach 10 | |
Jahren als Ministerpräsident in Baden-Württemberg weitermachen und in seine | |
dritte Amtszeit starten. „Sie kennen mich“, hatte der Grüne auf einige | |
seiner Wahlplakate drucken lassen. Vertrauen in das Altbewährte – damit | |
konnte er in Zeiten der Coronapandemie punkten. | |
Neben Eisenmann gab es zwar auch andere Herausforder*innen, doch auch die | |
konnten Kretschmann nicht gefährlich werden. Mit dabei waren unter anderem | |
Hans-Ulrich Rülke für die FDP, Andreas Stoch für die SPD, Bernd Gögel für | |
die AfD und Sahra Mirow für die Linke, die es nicht über die | |
Fünf-Prozent-Hürde schaffte. | |
## Wie haben die Wahlkreise entschieden? | |
Auch ein Blick auf die einzelnen Wahlkreise zeigt: Baden-Württemberg bleibt | |
in grüner Hand. Besonders in den Bevölkerungsreichen gebieten in und um | |
Stuttgart, Tübingen, Karlsruhe und Freiburg erzielten sie gute Ergebnisse. | |
Die CDU erreichte ihren höchsten Wert mit 35,9 Prozent in Ehingen. Im | |
direkten Nachbarwahlkreis von Heidenheim, in dem die SPD mit rund 20 | |
Prozent ihr bestes Ergebnis erzielte – und dennoch nur drittstärkste Kraft | |
wurde. Die Klimaliste, lange als Konkurrenz der Grünen gehandelt, schaffte | |
es in keinem der Wahlkreise über 3 Prozent. | |
## Welche Koalition kommt? | |
Nach dem amtlichen Endergebnis zeichnet sich auch ab, wie der Landtag | |
aussehen wird: Die CDU bleibt bei 42 Sitzen, die Grünen jedoch bekommen 11 | |
zusäztliche Plätze und hat in der nächsten Legislaturperiode 58 Sitze. Die | |
AfD muss 6 ihrer 23 Sitze aufgeben, hat einen Sitz weniger als die FDP (18 | |
Sitze). Die SPD hat keine Verluste – aber auch keine Gewinne – im Vergleich | |
zu 2016 und bekommt 19 Sitze. | |
Für eine absolute Mehrheit reicht es für die Grünen nicht. Die | |
erforderlichen 78 Sitze können sie nur mit Partner*innen erreichen: der | |
CDU, mit der die schon in der vorherigen Legislaturperiode regierten. | |
Anfang Mai beschlossen die Parteien den Koalitionsvertrag. Gemeinsam kommen | |
sie auf 100 Sitze. | |
Hinweis der Redaktion: Dieser Text wurde erstmals am 14.03.2021 auf | |
[6][taz.de] veröffentlicht mit dem damaligen Stand der Umfragen vor der | |
Wahl. Seitdem wurde der Text mehrmals von der taz aktualisiert, um Sie | |
aktuell über Hochrechnungen, Prognosen und amtliche Wahlergebnisse zu | |
informieren. Die letzte Aktualisierung fand am 10.05.2021 um 09.05 Uhr | |
statt. Die Aktualisierung der Grafiken wurde durch die Nachrichtenagentur | |
dpa vorgenommen. | |
10 May 2021 | |
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## AUTOREN | |
Johannes Drosdowski | |
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