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# taz.de -- Giftanschlag auf kremlkritische Zeitung: „Gefährlich für Leib u…
> Der Anschlag auf die Moskauer Zeitung hat Ähnlichkeiten mit jenen aus der
> Vergangenheit. Chefredakteur Muratow fordert eine schnelle Aufklärung.
Bild: Von konservativen Kräften kritisch beäugt: „Nowaja Gazeta“-Chefreda…
MOSKAU taz | Auf die Redaktion der [1][unabhängigen kremlkritischen
Zeitung] Nowaja Gaseta wurde am vergangenen Montag in Moskau ein Anschlag
verübt. Ein starker chemischer Gestank breitete sich in den
Redaktionsräumen aus.
Mitarbeiter von Innenministerium und Geheimdienst konnten vor Ort die
Zusammensetzung der chemischen Substanz jedoch nicht sofort ermitteln.
Angeblich bewegen sich die giftigen Werte unterhalb des Grenzbereichs.
Bislang hat auch kein Mitarbeiter Schaden genommen. Chefredakteur Dmitri
Muratow forderte alle staatlichen Stellen der Hauptstadt auf, zusammen mit
der Zeitung die Hintermänner des Anschlags zu ermitteln.
Die Mitarbeiter wurden aus Sicherheitsgründen am Montag nach Hause
geschickt. Eine erste Spur wurde auf einem Video vor dem Redaktionsgebäude
bereits entdeckt. Ein Fahrradkurier schob vor der Redaktion sein Fahrrad
ganz langsam vorbei, hielt kurzzeitig inne, während mehrere Wolken eines
Gemischs aus dem Bereich des Hinterrads austraten.
Danach verschwand der in eine gelbe Regenhaut gekleidete Kurier aus dem
Bild. „Sind die Sicherheitsdienste und IT-Experten mit Zehntausenden
Kameras in der Lage, den potenziellen Terroristen zu fassen?“, fragt das
Blatt auf seiner Website skeptisch.
## Ähnlichkeiten mit Anschlag auf Journalistin Julia Latynina
Das oppositionelle Blatt, zu dessen Eigentümern auch [2][der ehemalige
sowjetische Präsident Michail Gorbatschow] gehört, war schon häufiger Ziel
von Angriffen. 2006 wurde die bekannte Journalistin Anna Politkowskaja von
tschetschenischen Mördern in ihrem Hausflur erschossen. Auch andere
investigative Journalisten bezahlten mit dem Leben.
2018 stand ein Korb mit abgetrenntem Hammelkopf vor der Tür. „Mit besten
Grüßen an den Chefredakteur“, so das Begleitschreiben. Es ging um einen der
Stellvertreter Muratows, der Jewgeni Prigoschin, einem Vertrauten des
Kreml, unangenehm aufgefallen war. Prigoschin ist auch Finanzier der
Söldnergruppe Wagner, gegen deren Mitarbeiter [3][die russische NGO
„Memorial“] wegen des Mordes an einem gefangenen Syrer gerade klagt. Die
Nowaja hatte sich soeben des Themas angenommen.
Mitarbeiter der Zeitung wollen Ähnlichkeiten mit dem Anschlag auf die
Nowaja-Journalistin Julia Latynina 2017 auf ihrer Datscha vor den Toren
Moskaus entdeckt haben, die daraufhin für einige Monate das Land verließ.
Der Gestank soll ähnlich sein. Der Stoff wurde von einem unabhängigen Labor
als „hochgradig gefährlich für Leib und Leben“ bewertet.
16 Mar 2021
## LINKS
[1] /Pressefreiheit-in-Russland/!5636718
[2] /Letzter-sowjetischer-Praesident-wird-90/!5749609
[3] /Menschenrechte-in-Russland/!5640701
## AUTOREN
Klaus-Helge Donath
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Russland
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