| # taz.de -- EU und Verteidigung: Ein starker Partner für die Nato | |
| > Brüssel will mehr militärische Aufgaben übernehmen. Bei der Cyberabwehr | |
| > und dem Kampf gegen Desinformation soll die Zusammarbeit ausgebaut | |
| > werden. | |
| Bild: Der Präsident des Europäischen Rates Charles Michel während des EU-Gip… | |
| Brüssel taz | Europa macht mobil: Nach dem Kampf gegen die Coronapandemie | |
| hat sich die Europäische Union nun auch der militärischen Verteidigung | |
| verschrieben. Europa wolle [1][ein starker Partner der | |
| Nordatlantik-Allianz] sein, sagte EU-Ratspräsident Charles Michel am | |
| Freitag nach einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Vor | |
| allem bei der Cyberabwehr und dem Kampf gegen Desinformation soll die | |
| Zusammenarbeit ausgebaut werden, hieß es nach einem zweitägigen | |
| Videogipfel. | |
| Die EU, einst eine rein zivile Organisation und sogar 2012 mit dem | |
| Friedensnobelpreis ausgezeichnet, will zudem mehr Aufgaben bei Rüstung und | |
| Verteidigung übernehmen. Welchen Beitrag sie dabei genau leisten kann und | |
| gegen wen man sich schützen will, soll ein „Strategischer Kompass“ | |
| definieren. Er werde im März 2022 vorgelegt, sagte Michel. Der „Kompass“ | |
| stützt sich auf eine geheime Bedrohungsanalyse, in der Russland und China – | |
| wie in der Nato – als Hauptgegner beschrieben werden. | |
| Das Hauptthema des zweitägigen virtuellen Gipfeltreffens war jedoch Corona. | |
| Die 27 EU-Staaten wollen ihre Zusammenarbeit ausbauen und verstärkt gegen | |
| die verschiedenen Mutationen des Virus vorgehen. So stellten sich die | |
| Staats- und Regierungschefs hinter den Vorschlag der EU-Kommission, nach | |
| dem Vorbild der amerikanischen Barda eine eigene Behörde aufzubauen, die | |
| sich mit der Pandemie beschäftigt. Sie soll Hera heißen und mit privaten | |
| Firmen zusammenarbeiten. | |
| Bundeskanzlerin Angela Merkel lobte auch die [2][neue Coronataskforce der | |
| EU-Kommission]. Sie soll sicherstellen, dass alle für die | |
| Impfstoffproduktion nötigen Produkte in Europa verfügbar sind. Deutschland | |
| und die EU würden hierbei eng zusammenarbeiten, sagte Merkel. | |
| Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bekräftigte ihr Versprechen, | |
| bis zum Ende des Sommers 70 Prozent der EU-Bevölkerung geimpft zu haben. | |
| Bisher geht es mit den Impfungen jedoch nur schleppend voran. | |
| ## Digitaler Ausweis | |
| Kaum Fortschritte brachte die Debatte über Impfausweise. Die EU-Kommission | |
| wurde beauftragt, die technischen Details für einen europaweit einsetzbaren | |
| digitalen Ausweis auszuarbeiten. Dies dürfte drei Monate dauern, sagte | |
| Merkel. Dagegen dämpfte von der Leyen die Erwartungen: Es werde | |
| „mindestens“ drei Monate dauern. Bisher hat es Brüssel nicht einmal | |
| geschafft, eine gemeinsame Coronatracking-App an den Start zu bringen. | |
| Zudem ist unklar, wofür ein solcher Impfpass am Ende gut sein kann. | |
| Österreich, Griechenland und andere stark vom Tourismus abhängige Länder | |
| hatten vor dem EU-Gipfel einen sogenannten grünen Pass nach dem Vorbild | |
| Israels gefordert. Dort erlaubt der Ausweis etwa Besuche in Fitnessstudios, | |
| Schwimmbädern, Theatern, Restaurants oder Hotels. Griechenland brachte auch | |
| eine beschleunigte Abfertigung von Passagieren mit Impfpässen an Flughäfen | |
| ins Spiel. | |
| Andere Länder, darunter Frankreich und Deutschland, stehen diesen Ideen | |
| noch skeptisch gegenüber. „Wir setzen uns sehr dafür ein, dass sich die | |
| Mitgliedstaaten in dieser Frage annähern“, sagte Michel. Dennoch werde es | |
| auch nach einer Einigung nicht so sein, dass der Impfpass alleine darüber | |
| bestimme, wer reisen könne, betonte Merkel. Dazu könnten auch Tests | |
| beitragen. Die Kanzlerin verweist auf Kinder, die sich derzeit gar nicht | |
| impfen lassen könnten. | |
| 26 Feb 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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