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# taz.de -- Ermordung des Lehrers Samuel Paty: Lüge mit dramatischen Folgen
> Die Ausrede einer Schülerin hat in Frankreich offenbar die
> Hass-Eskalation gegen Samuel Paty ausgelöst. Ihr Vater hatte ein
> Hetzvideo veröffentlicht.
Bild: Parlamentsmitglieder gedenken des ermordeten Lehrers Samuel Paty am 20. O…
Paris taz | Hat eine faule Ausrede einer 13-Jährigen eine Hass-Eskalation
in den sozialen Netzwerken ausgelöst, die am 16. Oktober zur Ermordung des
Lehrers Samuel Paty führte? Das legt ein [1][Bericht der französischen
Zeitung Le Parisien] nahe, der sich auf Aussagen der Schülerin stützt.
Die Mittelschülerin Z. hat demnach bei der Befragung durch den
Untersuchungsrichter gestanden, dass sie gelogen habe, als sie wenige Tage
vor dem mörderischen Attentat ihrem Vater eine Ausrede für ihren
zweitägigen disziplinarischen Ausschluss aus dem Unterricht aufgetischt
hatte.
Sie hatte nämlich zu Hause erzählt, der Lehrer habe in einer
Unterrichtsstunde zum Thema Meinungsfreiheit in ihrer Klasse die
Mohammed-Karikaturen von Charlie Hebdo gezeigt und dabei die muslimischen
Schülerinnen und Schüler aufgefordert, das Klassenzimmer zu verlassen. Sie
sei daraufhin wegen ihrer Proteste von ihm für zwei Tage vom Unterricht
ausgeschlossen worden.
Jetzt räumte sie ein, dass die disziplinarische Maßnahme mit den
Mohammed-Karikaturen gar nichts zu tun hatte: Die Jugendliche Z. saß an
diesem Tag gar nicht im Unterricht, wie sie zugegeben hat. Man habe ihr nur
erzählt, [2][dass Paty diese Karikaturen gezeigt hatte].
## Gehässiges Video ging viral
Doch ihrem Vater hatte sie geschworen, dass ihre Version von der
Diskriminierung der Muslime in der Klasse die Wahrheit sei. Dieser zögerte
nicht, mit seiner Tochter bei der Polizei auch noch eine Strafklage gegen
Paty wegen „pornografischer Darstellung des Propheten“ einzureichen.
Vor allem aber publizierte er im Internet ein Video, das schnell die Runde
machte. In dieser gehässigen Polemik wurde der Lehrer mit vollem Namen
angeprangert und auch seine Schule in Conflans, im Nordwesten von Paris,
genannt. Zehn Tage später enthauptete [3][ein junger Islamist] den Lehrer
auf dessen Heimweg.
Gegen die Schülerin Z. ermittelt die Justiz nun wegen böswilliger
Verleumdung. In der richterlichen Befragung habe sie ihre Lüge bereut,
heißt es: „Niemals hätte das eine solche Dimension annehmen können, wenn
ich das meinem Vater nicht gesagt hätte.“ Sie habe geweint, als sie vom
mörderischen [4][Anschlag auf ihren Lehrer] erfuhr.
Ihr Anwalt, Mbeko Tabula, möchte ihre Verantwortung für die Ereignisse
relativieren: „Nie und nimmer hätte sie sich vorstellen können, dass das in
dieser Weise ausarten könnte. Es ist unglaublich und sogar niederträchtig,
heute die Verantwortung für diese Tragödie auf die schmalen Schultern eines
13-jährigen Kindes laden zu wollen.“ Virginie Le Roy, die Anwältin der
Angehörigen Patys, erklärte, der Vater müsse von der Lüge gewusst haben.
[5][Jetzt zu sagen, er habe seiner Tochter geglaubt, „das ist sehr
schwach“].
9 Mar 2021
## LINKS
[1] https://www.leparisien.fr/faits-divers/assassinat-de-samuel-paty-j-ai-menti…
[2] /Trauer-um-ermordeten-Lehrer-bei-Paris/!5720050
[3] /Debatte-ueber-Islamismus-in-Frankreich/!5720820
[4] /Trauer-um-ermordeten-Lehrer-bei-Paris/!5720032
[5] https://www.rtl.fr/actu/justice-faits-divers/assassinat-de-samuel-paty-il-n…
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
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Schwerpunkt Islamistischer Terror
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Glaube, Religion, Kirchenaustritte
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