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# taz.de -- Nachruf auf Karikaturist Lars Vilks: Treibholz der Geschichte
> Als Karikaturist war Lars Vilks bei Islamisten verhasst. Es gab mehrere
> Anschläge auf ihn. Nun ist der 75-jährige Schwede bei einem Unfall
> gestorben.
Bild: Für ihn war die Kunstwelt „oft allzu schläfrig, langweilig und vorher…
Ein Wahlspruch, der ihn lebenslang begleitet habe, solle auf seinem
Grabstein stehen, wünschte sich Lars Vilks: „Alles ist ein Vorteil.“ Der
Wunsch kann ihm erfüllt werden. Am Sonntagnachmittag kam einer der
kontroversesten schwedischen Künstler bei einem Verkehrsunfall ums Leben.
Vilks, Doktor der Kunstgeschichte und von 1987 bis 2003 Professor an den
Kunsthochschulen von Stockholm, Oslo und Bergen liebte seine Rolle als
Provokateur und Außenseiter in einer Kunstwelt, die er als „oft allzu
schläfrig, langweilig und vorhersehbar“ charakterisierte. Er bezeichnete
sich als „Kuf“, abgeleitet von Kufic, einer der ältesten Formen arabischer
Schrift, die als besonders schwer entzifferbar und vieldeutig gilt.
Der „Kuf“ begann 1980 an einem Strand in Südwestschweden, ein Objekt aus
Treibholz zu bauen. Ohne Baugenehmigung. Er verwirrte immer wieder
Gerichte, die ihn zu stoppen versuchten und 2018 letztmals Bußgeld gegen
ihn verhängten, damit, dass er dieses Kunstwerk erst an Joseph Beuys, dann
an Christo verkaufte und munter immer weiter baute. Die riesige „Nimis“ aus
75 Tonnen Holz und 160.000 Nägeln ist zwischenzeitlich zur
Touristenattraktion geworden.
## 86.000 Euro Kopfgeld vom Ober-al-Qaida
Mit seinen „Mohammed-Hunden“-[1][Karikaturen] von Menschenköpfen – von i…
deklariert als die Mohammeds – auf Hundekörpern, mit denen er 2007 auf die
[2][dänischen Mohammed-Karikaturen] reagierte, bekam er es statt mit
Behörden [3][mit muslimischen Fanatikern] zu tun. 86.000 Euro Kopfgeld
setzte Abu Omar al-Baghdadi, Anführer der irakischen al-Qaida aus, 130.000
Euro, wenn „er geschlachtet wird wie ein Schaf“.
Mehrmals kam es zu Anschlägen auf ihn, etwa 2015 in Kopenhagen, als er bei
einer Diskussion zum Thema „Kunst, Blasphemie und Meinungsfreiheit“
eingeladen war. Ein Attentäter hatte zunächst versucht, in den gesicherten
Veranstaltungssaal einzudringen. Als das misslang, griff er eine Synagoge
an, bis er schließlich von der Polizei erschossen wurde.
Seit den Bombenanschlägen in Stockholm am 11. Dezember 2010, die die Täter
in einem Bekennerbrief mit dem „Schwein Vilks“ begründet hatten, wurde der
Künstler von einer Polizei-Spezialeinheit nonstop bewacht. „Seither bin ich
kein freier Mensch mehr“, äußerte Vilks. Beamte hatten ihn auch am
Wochenende zu einem Besuch in Stockholm begleitet.
Bei der Rückfahrt durchbrach das gepanzerte Zivilfahrzeug der Polizei aus
unbekannter Ursache die Leitplanke des Mittelstreifens und kollidierte
frontal mit einem entgegenkommenden LKW. Neben dem 75-jährigen Vilks kamen
auch zwei Personenschützer zu Tode. Die Polizeiermittlungen dauern an,
bisher geht man von einem geplatzten Reifen als Unfallursache aus.
4 Oct 2021
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## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Nachruf
Islamismus
Mohammed-Karikaturen
Karikatur
Schweden
Proteste in Iran
Schwerpunkt Frankreich
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