# taz.de -- Polizeikampagne gegen Kinderporno-Teilen: Für die Opfer ein schlec… | |
> Schleswig-Holsteins Polizei versucht, die Verbreitung von Kinderpornos | |
> durch Schüler*innen einzudämmen. Doch ihre Kampagne ist halbgar und | |
> zahnlos. | |
Bild: Porno per Handy: das Teilen unter Schüler*innen wird zunehmend zum Probl… | |
Ein Jugendlicher ist auf dem Bild zu sehen, erst hält er ein Handy in der | |
Hand, eine Animation später dann ein Buch. Auf rotem Hintergrund erscheint | |
in weißer Schrift:„Das Zockverbot haut rein!“ Der nächste Text wird | |
eingeblendet: „Mats (12 Jahre) hat in seinem Klassen-Chat | |
kinderpornografisches Material verbreitet“. | |
Das ist also die [1][Kampagne der Polizei Schleswig-Holstein] gegen die | |
Verbreitung von kinderpornografischem Material durch Kinder und | |
Jugendliche. Sie soll in sozialen Medien und in Apps laufen, also genau da, | |
wo sich die Zielgruppe aufhält und vielleicht auch genau da, wo manche von | |
ihnen Kinderpornos teilen. Hinzu kommen Plakate, die sich in der Ansprache | |
auch an die Eltern richten sollen. | |
Erst mal klingt das nach einer guten Idee und eine Kampagne zu dem Thema | |
ist leider dringend notwendig: In Schleswig-Holstein ist die Zahl der | |
jugendlichen Tatverdächtigen innerhalb von zehn Jahren von 9 auf 214 | |
geradezu explodiert. | |
Aber was will uns diese Kampagne sagen: „Passt auf Kids, wenn ihr | |
Kinderpornos verbreitet, nimmt euch die Mama für eine Woche die Playstation | |
weg“? Die Opfer von Kinderpornografie leiden ihr ganzes Leben. Sie werden | |
erst bei der „Produktion“ misshandelt und dann jedes Mal erneut | |
missbraucht, wenn ihre Peinigung verbreitet wird. Ihnen dürfte diese | |
Kampagne wie ein schlechter Scherz vorkommen. Den meisten sollte die | |
[2][Geschichte von Amanda Todd] noch geläufig sein. Das junge Mädchen aus | |
Kanada wurde jahrelang mit Aufnahmen ihres entblößten Oberkörpers | |
gepeinigt. Die Aufnahmen entstanden, als sie zwölf Jahre alt war. Ihrem | |
Leben setzte sie mit 15 ein Ende. | |
Das sind die wirklichen Konsequenzen von [3][Kinderpornografie]. Das muss | |
den jugendlichen Täter*innen und denjenigen, die Kinderpornos im | |
Klassen-Chat dulden, bewusst werden. Ihre Handlungen haben reale und oft | |
drastische Folgen. Sie können dafür verantwortlich sein, dass sich ein*e | |
Mitschüler*in das Leben nimmt, oder zumindest zutiefst psychisch | |
belastet ist. Und sie selbst können schnell von der Täter*innenrolle in | |
die Opferrolle rutschen. | |
Dass man in jungen Jahren noch kein Gespür für die Tragweite seiner | |
Handlungen hat, ist klar. Deswegen sollten offensivere Botschaften und | |
drastischere Beispiele gewählt werden. Diese halbgare Kampagne aber wird es | |
schwer haben, etwas zu bewirken. Sie ist zu zahnlos, zu sehr auf jugendlich | |
gemacht, zeigt dabei aber mal wieder, dass man bei der Polizei kein Gespür | |
für junge Menschen hat. Nur weil Ausdrucksweisen wie „Zockverbot“ oder „… | |
haut echt rein“ verwendet werden, heißt das noch lange nicht, dass man die | |
Sprache der Jugend spricht. | |
Im schlimmsten Fall wird die Kampagne zu Gelächter auf den Schulhöfen | |
führen. Wahrscheinlicher ist aber, dass sie bald schon vergessen ist und | |
die Zahl der jugendlichen Täter weiter ansteigt. Alles in allem also eine | |
vertane Chance. | |
21 Aug 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/ministerien-behoerden/… | |
[2] /Prozess-gegen-Online-Mobber-in-Kanada/!5870223 | |
[3] /Kinderpornografie/!t5017209 | |
## AUTOREN | |
Ben Reddig | |
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