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# taz.de -- Trotz anhaltendem Krieg in Afghanistan: Erneut Abschiebung nach Kab…
> In Bürgerkriegsland Afghanistan kam es am Mittwoch zu tödlichen
> Terroranschlägen. Fast zeitgleich landete ein Abschiebeflug aus
> Deutschland.
Bild: Terroranschlag in Kabul am Mittwoch – zeitgleich kam es zur Abschiebung…
Berlin dpa/ap | In Afghanistan ist am Mittwoch ein Flug aus München mit 26
abgeschobenen Männern eingetroffen. Von den afghanischen Staatsbürgern
seien 23 in Deutschland strafrechtlich verurteilt worden, teilte eine
Sprecherin des Bundesinnenministeriums auf Anfrage mit. Sie kamen den
Angaben zufolge aus elf Bundesländern: Brandenburg, Baden-Württemberg,
Bayern, Hessen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen,
Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Saarland und Sachsen.
Die Maschine landete gegen 06.35 Uhr Ortszeit in der Hauptstadt Kabul, wie
afghanische Beamte am Flughafen mitteilten. Es war die 36.
Sammelabschiebung seit dem ersten derartigen Flug im Dezember 2016. Damit
haben Bund und Länder bisher 989 Männer abgeschoben.
Die afghanischen Behörden lehnten die Aufnahme eines Mannes am Mittwoch
nach eigenen Angaben ab. Ein Sprecher des afghanischen
Flüchtlingsministeriums sagte, dass der Mann vorläufig in ein Gasthaus in
Kabul gebracht werde. Weitere Details waren zunächst nicht bekannt.
Sajed Nur (24) aus der Provinz Parwan sagte nach der Landung: „Ich sollte
eigentlich mit dem letzten Flug abgeschoben werden, aber mein Anwalt hat
mich gerettet“. Nur war nach eigenen Angaben seit 2015 in Deutschland,
hatte eine Arbeit, sei aber in Haft geraten.
## Polizeichef in Kabul getötet
Nur Ali Schah (23) aus der östlichen Provinz Nangarhar war seinen
Erzählungen zufolge auch seit 2015 in Deutschland. „Ich habe dort studiert.
Ich wurde dreimal abgewiesen. Ich weiß nicht, warum sie uns abschieben“,
sagte der junge Mann. „Die Sicherheitslage ist sehr schlecht. Ich habe im
Moment keine Pläne.“
Abschiebungen in das Krisenland sind umstritten. Vor dem Flug hatten 96
Organisationen und Initiativen die Praxis in einer gemeinsamen Erklärung
kritisiert und einen Stopp der Abschiebungen gefordert.
Trotz der Aufnahme von Friedensgesprächen geht [1][der Bürgerkrieg mit den
militant-islamistischen Taliban] weiter. Bei einer Serie von
Bombenexplosionen kamen am Mittwoch in Kabul der Polizeichef eines Bezirks
und sein Leibwächter ums Leben. Fünf weitere Menschen wurden nach
offiziellen Angaben verletzt. Ziel der Anschläge waren Polizeikräfte in der
afghanischen Hauptstadt. Alle Sprengsätze waren an Fahrzeugen befestigt und
konnten aus der Ferne oder per Zeitschaltuhr gezündet werden. Zu den
Anschlägen bekannte sich zunächst niemand.
Beim folgenschwersten Anschlag der Serie wurde im Westen Kabuls ein
Polizeiauto von der Wucht der Detonation umgeworfen. Der Polizeichef des
Bezirks 5 und sein Leibwächter kamen ums Leben, der Fahrer wurde verletzt,
wie aus offiziellen Kreisen verlautete. Eine Stunde zuvor hätten sich zwei
weitere Explosionen ereignet, sagte Polizeisprecher Ferdaus Faramars. Bei
einer von ihnen seien vier Zivilisten getötet worden, bei der anderen habe
es keine Opfer gegeben.
In Afghanistan kam es zuletzt wieder [2][vermehrt zu Bombenanschlägen,
gezielten Tötungen und Gefechten]. Friedensverhandlungen zwischen den
Taliban und der afghanischen Regierung in Katar stocken seit längerer Zeit.
Zu einigen der Anschläge hat sich der örtliche Ableger der Terrorgruppe
Islamischer Staat bekannt, für andere macht die Regierung die Taliban
verantwortlich. Diese haben die Urheberschaft für die meisten der Anschlage
bestritten.
10 Feb 2021
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