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# taz.de -- Arbeitskonflikt in Hagenbecks Tierpark: Geschäftsführer lenkt ein
> Im Konflikt um Kurzarbeit und Entlassungen in Hagenbecks Tierpark beendet
> Geschäftsführer Dirk Albrecht das Arbeitsverbot gegen den Betriebsrat.
Bild: Angriff abgewehrt: Mehrfach war das Gerangel um Kündigungen in Hagenbeck…
Hamburg taz | Überraschende Wende im Arbeitskonflikt zwischen Betriebsrat
und Geschäftsführung des Tierparks Hagenbeck: Im Rechtsstreit um die
Entlassung des Betriebsratsvorsitzenden Thomas Günther hat
Hagenbeck-Geschäftsführer Dirk Albrecht nach Angaben der
Industriegewerkschaft Bauen – Agrar – Umwelt (IG Bau) nun offenkundig
eingelenkt.
Mit sofortiger Wirkung wird das zweimonatige Arbeitsverbot gegen Günther
einer Vereinbarung von voriger Woche zufolge aufgehoben. Günther soll
seinen Job als Tierpfleger im Giraffengehege ab sofort wieder ausüben
können und das Amtsenthebungs- und Kündigungsersatzverfahren vorm
Arbeitsgericht werde vom Zoo nicht weiterverfolgt. „Es ist bewundernswert,
dass der Betriebsratsvorsitzende trotz des existenziellen Angriffs auf
seine Person dem Druck standgehalten hat“, lobt IG-Bau-Vize-Regionalleiter
Dirk Johne das Engagement Günthers für die Belegschaft.
Der Konflikt war zum Jahreswechsel während der Verhandlungen um eine
coronabedingte Betriebsvereinbarung zur Kurzarbeit ausgebrochen und
eskaliert ([1][taz berichtete]).
Der neue Geschäftsführer Dirk Albrecht kündigte noch vor Beginn der
Verhandlungen neun Entlassungen an, um offensichtlich den Betriebsrat unter
Druck zu setzen. Noch während des Lockdowns im Frühjahr konnte eine
einvernehmliche Kurzarbeiterregelung mit dem alten Management für die
Bereiche Gastronomie, Service, Verwaltung ohne Probleme abgeschlossen
werden. Das staatliche Kurzarbeitergeld wurde vom Zoo auf 100 Prozent des
Nettogehalts aufgestockt.
Eskaliert war die Situation auch, weil Albrecht den ersten Gesprächstermin
platzen ließ, indem er verlangte, dass die Gewerkschaftsvertreter das
Geländes des Zoos verlassen.
Bei einem Rundgang im Zoo im Anschluss an die abgebrochenen Verhandlungen
hatte sich die Lage erneut zugespitzt. Albrecht untersagte den Rundgang des
Betriebsrates mit den IG-Bau-Gewerkschaftern, durch den die Belegschaft
informiert werden sollte, und rief die Polizei. Um eine Eskalation zu
vermeiden, hatte der Betriebsrat den Rundgang abgebrochen, die anwesenden
Betriebrats-Mitglieder kassierten Abmahnungen. Später hieß es, es sei gegen
den Coronaschutz verstoßen worden. Wenig kündigte Hagenbeck dem
Betriebsratsvorsitzenden Günther und erteilte ihm Hausverbot.
„Der Betriebsratsvorsitzende kann zwar beurlaubt werden, ihm kann aber
nicht in seiner Funktion als Betriebsratsvorsitzender der Zutritt zum
Tierpark verwehrt werden“, kritisierte Gewerkschafter Johne.
In der Tat erteilte Anfang Januar das Arbeitsgericht Hamburg Albrecht durch
eine einstweilige Verfügung eine Rüge. Bis zur einer Entscheidung über eine
Kündigung müsse einem Betriebsrat Zugang zum Betrieb gewährt werden,
urteilte das Gericht. „Gepaart mit dem Umstand, dass die Coronapandemie
generell zahlreiche mitbestimmungsrelevante Themen in sich birgt, ist ein
uneingeschränkter Zutritt sämtlicher Betriebratsmitglieder zum Betrieb umso
wichtiger“, so die Entscheidung von Arbeitsrichterin Nicole Witt.
Die neun Entlassungen sind inzwischen zurückgenommen worden, eine
Kurzarbeitvereinbarung ist abgeschlossen. In dieser Woche sollte das
Arbeitsgericht über das von Hagenbeck beantragte Kündigungsersatzverfahren
zwecks Amtsenthebung von Thomas Günther entscheiden, nachdem der
Betriebsrat als Gremium Günthers Kündigung widersprochen hatte. Die
Kammer des Gerichts machte aber deutlich, dass die Zuständigkeit bei
Arbeitsrichterin Witt liege, da diese bereits über den Kündigungskomplex
wegen der vermeintlichen Coronaprävention entschieden hatte. Deren Position
liegt per Urteil ja bereits vor.
„Herr Albrecht ist sich wohl der Aussichtslosigkeit des Verfahrens bewusst
geworden“, vermutet IG-Bau-Vize-Landeschef Johne hinter dem unerwarteten
Einlenken von Geschäftsführer Dirk Albrecht, der wohl auch einen weiteren
Image-Schaden durch hartes Agieren vermeiden möchte. Es sei ein großer
Erfolg für den Betriebsrat, dem Betriebsratsvorsitzenden und der IG Bau,
dass es gelungen sei, sich gemeinsam gegen diese Angriffe und eine
Unternehmensführung nach Gutsherrenart zur Wehr zu setzen, befindet
Gewerkschafter Johne.
1 Mar 2021
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[1] /Arbeitskampf-bei-Hagenbecks-Tierpark/!5738238
## AUTOREN
Kai von Appen
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