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# taz.de -- Negative Google-Bewertungen: Hagenbeck allergisch gegen Kritik
> Der Hamburger Zoo versucht, negative Kundenrezensionen auf Google zu
> unterbinden. Er vermutet Lügen von Leuten, die gar nicht im Zoo gewesen
> seien.
Bild: Empfindlich wie seine Elefanten: Zoodirektor Dirk Albrecht
Hamburg taz | Ziemlich empfindlich hat der Hamburger Tierpark Hagenbeck auf
negative Bewertungen durch Besucher reagiert. Wie die Hamburger Morgenpost
berichtete, erhielt eine Hamburger Familie Post vom Anwalt, nachdem sie dem
Zoo auf Google Maps nur einen von fünf Sternen gegeben hatte. Der Eintrag
werde gelöscht, warnte Google, sofern sich die Familie nicht zu einer
Beschwerde der Tierpark-Leitung äußere.
Ähnliche Mails mit anhängendem Beschwerdeschreiben haben eine ganze Reihe
von Rezensenten erhalten. Der Tierparkleiter Dirk Albrecht begründete sein
Vorgehen der taz gegenüber damit, dass, „die Zahl der Bewerter, die
Hagenbeck als Angriffsfläche für unsachliche Angriffe gegen Tierhaltung
nutzen, ohne im Tierpark gewesen zu sein, deutlich zugenommen hat“.
Hagenbecks Tierpark gehört zu den bekanntesten Zoos in Deutschland. Vor gut
100 Jahren machte er mit seinen Freigehegen Furore und mit seinen
[1][„Völkerschauen“, bei denen er neben den Tieren Menschen aus exotischen
Ländern präsentierte]. Der Zoo ist nach wie vor in Privatbesitz. In
jüngerer Zeit kam er in die Schlagzeilen, weil sich die Geschäftsführung
weigert, [2][einen Tarifvertrag für die Beschäftigten abzuschließen].
## Rezensenten sollen Besuch nachzuweisen
Über die Beschwerde bei Google zeigte sich die Mutter der Familie in der
Hamburger Morgenpost fassungslos. Jahre zuvor habe ihr Sohn gepostet, dass
ihm aufgefallen sei, dass einige Tiere in ihrem Kot standen und nicht
sonderlich gepflegt aussahen. Ihrem Sohn sei es nur darum gegangen, sich
für eine gute Tierhaltung einzusetzen. Den Vorwurf, sie sei mit ihrem Kind
gar nicht im Zoo gewesen, weist sie zurück. Dass sie vier Jahre später
nachweisen solle, tatsächlich im Zoo gewesen zu sein, sei weltfremd.
Der Zeitung zufolge ist eine weitere Hamburger Familie wegen einer
negativen Bewertung angeschrieben worden. Der Vater hatte kritisiert, dass
der Hamburger Tierpark viel teurer sei als der Berliner Zoo. Hagenbeck
hätte das leicht mit dem Hinweis kontern können, dass er seine laufenden
Kosten selbst decken muss, ohne die Hilfe der öffentlichen Hand.
Stattdessen setzte Tierparkleiter Albrecht auch hier den Anwalt in Marsch.
„Man wird als Besucher mundtot gemacht“, zitiert die Hamburger Morgenpost
den Vater. Er vermute dahinter eine Taktik. Dass er im Zoo gewesen sei,
lasse sich leicht nachweisen. Schließlich habe Google ja seine
Bewegungsdaten.
Auch bei Google selbst führt das Vorgehen Albrechts zu schlechter Presse.
„Der Park versucht, meinen Post zu löschen“, [3][,,schreibt der als „Loc…
Guide“ firmierende Guillermo Brinkmann auf Google]. Als Local Guide
bezeichnet Google Leute, die besonders viel [4][zu den Inhalten von Google
Maps beitragen]. „Teuer, unsympathisches Personal, geschlossene Kioske“,
lautet Brinkmanns Kommentar zum Tierpark Hagenbeck. Bewertung: ein Stern
von Fünfen.
Dass sich Hagenbeck diese Blöße gibt, verwundert. Schließlich erhielt der
Zoo von knapp 33.000 Google-Rezensenten im Schnitt 4,6 von fünf Sternen und
bei 2.500 Trip-Advisor-Bewertungen 4,5 von fünf Punkten.
Der Hagenbeck-Direktor erklärt sein Vorgehen damit, dass sich der Tierpark
gegen unsachliche Angriffe schützen dürfen müsse. „Und leider bleiben
solche unwahren Bewertungen auf ewig im Internet“, sagt Albrecht. Ob es
sich tatsächlich um gefälschte oder unwahre Posts handele, prüfe Google
gerade.
## Fake-Inhalte werden gelöscht
[5][Nach den Richtlinien für Veröffentlichungen auf Google Maps] müssen
Beiträge oder Änderungen „auf tatsächlichen Erfahrungen und Informationen
basieren“. Fake-Inhalte, kopierte oder gestohlene Fotos, nicht
themenbezogene Rezensionen, Verleumdungen, Beleidigungen, persönliche
Angriffe sowie unnötige oder falsche Angaben sind verboten. Entfernt werden
aber auch [6][gefälschte Interaktionen]. Dazu gehören „Inhalte, in denen
Nutzern untersagt oder davon abgeraten wird, negative Rezensionen zu
schreiben, oder bestimmte Nutzer um positive Rezensionen gebeten werden“.
Nach Auskunft der vom Tierpark hinzugezogenen Rechtsanwaltskanzlei Wachs
wurde Google eine zweistellige Zahl von Bewertungen zur Überprüfung
vorgelegt. Negative Bewertungen gehörten zu einem vollständigen Bild, seien
aber zulässig, wenn sie sich auf einen Besuch im Tierpark bezögen.
Politische Statements gehörten nicht dazu.
„In vielen der gerügten Bewertungen behaupten die Bewerter nicht einmal,
den Tierpark besucht zu haben“, kritisiert die Kanzlei. Der Tierpark stehe
im Mittelpunkt der Diskussion um das Tierwohl in Parks generell. Während
einige Bewerter gar nicht versuchten, ihre negative Agenda zu verschleiern,
gingen andere nach dem Eindruck des Zoos subtiler vor. „Genau das soll
durch die aktuelle Aktion geprüft werden“, schreiben die Anwälte.
20 Oct 2023
## LINKS
[1] /Streit-um-Giraffenskulptur-bei-Hagenbeck/!5694439
[2] /Streik-im-Tierpark-Hagenbeck/!5957199
[3] https://www.google.com/search?q=Hagenbecks+Tierpark&client=firefox-b-e&…
[4] /Schlechte-Werte-fuer-Berliner-Freibaeder/!5610484
[5] https://support.google.com/contributionpolicy/answer/7422880?hl=de&ref_…
[6] https://support.google.com/contributionpolicy/answer/7400114?hl=de&ref_…
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
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