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# taz.de -- Änderung des Geschlechtseintrags: Sauna-Aufguss mit Genderkritik
> Erwachsene können wohl künftig ohne Zwang zur Begutachtung den
> Geschlechtseintrag ändern lassen. Genderkritische Feingeister sind da
> schon überfordert.
Bild: Am besten in die gemischte Sauna gehen
Die Regierung ist dabei, das Gesetz für die Änderung des
Geschlechtseintrags zu reformieren. Das ist Teil des mühseligen Prozesses,
[1][das Transsexuellengesetz] durch ein Menschenwürdiges zu ersetzen. Die
zuständigen Ministerien, Inneres und Justiz, haben sich noch nicht
endgültig ausgekotzt, aber es läuft darauf hinaus, dass Erwachsene künftig
den Geschlechtseintrag ohne den bisherigen Zwang zur Begutachtung ändern
lassen können, und ohne die bisher übliche [2][peinliche Befragung]. Und
auch nach einer Frist von 12 Monaten erneut.
Und die Überforderung ist schon wieder groß bei den genderkritischen
Feingeistern. Zugegeben, da gibt es ja auch viel zu durchdringen – aber es
wäre gleich viel weniger, wenn genderkritische Feingeister nicht immer
alles Mögliche zusammenschmeißen würden. Zum Beispiel Geschlechtseintrag
und Saunen.
Kolumnist Götz Aly bei der Berliner Zeitung schrieb neulich, er könne ja
dann bald einfach seinen Geschlechtseintrag ändern lassen, „anschließend
die stets angenehm wenig frequentierte Frauensauna aufsuchen, die
Frauenquote in einem Aufsichtsgremium heben und spezielle Programme zur
Frauenförderung in Anspruch nehmen.“ Gesundheit!
Wenn ich als cis Mann das Bedürfnis habe, eine Frauensauna aufzumischen,
indem ich mich als trans Frau ausgebe, dann kann ich das jetzt schon tun.
Ich brauche keinen Geschlechtseintrag für solchen Schabernack. Ich bin
dann weder trans noch eine Frau, sondern ein Mann mit kuriosem Hobby.
Allerdings ist es leichter, mich als Bademeister auszugeben oder als
Aufgussheini. Oder ich verkleide mich als Holzbank oder Öfchen – immer noch
weniger Aufwand, als meinen Geschlechtseintrag behördlich ändern zu lassen.
## Besser, als Leute mit Gutachter*innen zu traktieren
Das Bundesverfassungsgericht [3][hat 2017] den Gesetzgeber vor eine Wahl
gestellt: Entweder den Geschlechtseintrag ganz abschaffen – oder ihn so
gestalten, dass er der geschlechtlichen Identität der Menschen gerecht
wird. Darum geht es. Da sich Geschlecht nicht von außen bestimmen lässt,
können hier nur die Aussagen der Antragsteller*innen selbst zugrunde
gelegt werden. Finde ich persönlich auch besser, als die Leute mit
Gutachter*innen zu traktieren oder, wie bis vor nicht allzu langer
Zeit, sie dazu zu zwingen, [4][sich sterilisieren zu lassen].
Natürlich ist eine binäre Geschlechterwelt einfacher zu verwalten (ich sage
einfacher, keineswegs einfach!), wenn es etwa um Quoten geht. Es will mir
aber nicht in den Kopf, dass uns keine anderen Lösungen einfallen, als
Menschen ihre Genderidentität zu verwehren. Die Ursache für die genannten
Probleme sind ja nicht trans Menschen. Sondern cis Männer. Cis Männer
klammern sich an Chefsessel, und cis Männer verhalten sich so sexuell
übergriffig, dass viele Frauen an Orten der Nacktheit unter sich bleiben
wollen. Hat deshalb schon mal jemand cis Männer zur Zwangsbegutachtung
geschickt? Nicht dass ich wüsste.
19 Feb 2021
## LINKS
[1] /Nach-Protesten-zurueckgezogener-Entwurf/!5596041
[2] https://www.siegessaeule.de/magazin/entw%C3%BCrdigende-fragen-an-trans-pers…
[3] /Beschluss-des-Bundesverfassungsgerichts/!5458877
[4] https://www.siegessaeule.de/magazin/4527-zwangssterilisation-von-trans-pers…
## AUTOREN
Peter Weissenburger
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