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# taz.de -- Sebastian Fiedler und die SPD: Von der Kripo in den Bundestag
> Der Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter will für die SPD ins
> Parlament – mit einem eher konservativen Programm für innere Sicherheit.
Bild: Ein Albtraum für Linksliberale: Sebastian Fielder 2020 bei Markus Lanz
Er setzt zum Karrieresprung an: Der [1][Chef des Bundes Deutscher
Kriminalbeamter (BDK), Sebastian Fiedler], will für die SPD in den
Bundestag – und soll am Samstag im Wahlkreis Mülheim-Essen I, der seit 1961
von den Genoss:innen gehalten wird, als Kandidat nominiert werden.
Im Parlament will der 47-Jährige „die innere Sicherheit zum Markenkern“ der
SPD machen. Durch den Föderalismus sei die Polizei nicht immer gut
aufgestellt, findet der Beamte. So erhielten Polizist:innen in Berlin
„Tausende Euro“ weniger Jahresgehalt als in Bayern.
Im Kampf gegen Rechtsextreme bei der Polizei setzt er auf einen
verbesserten Schutz von Whistleblower:innen und mehr Supervision. Im
September waren [2][diverse Chatgruppen aufgetaucht, in denen sich
Polizist:innen Bilder von Hakenkreuzen oder von Geflüchteten in einer
Gaskammer geschickt hatten].
Dennoch klingt die Kandidatur des langjährigen Kampfsportlehrers für manch
Linksliberalen wie eine Drohung: Als Mitglied der Bosbach-Kommission, die
im Auftrag von CDU-Ministerpräsident Armin Laschet Vorschläge für „Mehr
Sicherheit in Nordrhein-Westfalen“ aufgelistet hat, plädiert Fiedler dafür,
Kinder unter 14 Jahren durch den Verfassungsschutz beobachten zu lassen.
Von Studien, die [3][strukturelle Polizeigewalt] beklagen, hält er dagegen
nichts: „Weit über 99 Prozent“ seiner Kolleg:innen leisteten einen
„herausragenden Dienst für die deutsche Bevölkerung“, schrieb Fiedler 2019
– heute wiederholt er die Zahl nicht mehr.
## Verdacht der Untreue
Auch die nach Trump klingende Forderung des niedersächsischen
BDK-Landesverbands, „die Antifa“ zu verbieten, hält der Kriminalist nur f�…
stilistisch schlecht formuliert: „Es geht um gewalttätige
linksextremistische Gruppierungen“, sagte er der taz, „und die muss man
verbieten und bestrafen.“
Andererseits macht sich Fiedler für ein Ende der Strafverfolgung von
Drogenkonsument:innen stark. Statt der Kriminalisierung von
Abhängigen müsse „der Markt“ ausgetrocknet werden.
Für Fiedler selbst könnte der Wechsel in den Bundestag auch eine Flucht
bedeuten. Denn innerhalb des BDK, den er seit 2014 führt, ist der
Bundesvorsitzende nicht unumstritten. Erst am Mittwoch teilte die
Staatsanwaltschaft mit, dass sie eine Anzeige wegen des Verdachts der
Untreue und der Insolvenzverschleppung bei der verbandseigenen Kripo
Akademie nicht weiterverfolgt.
Dort sollen rund 50.000 Euro verschwunden sein. Fiedler selbst nennt die
Vorwürfe „hanebüchen und absurd“. Allerdings: Gestellt wurde die Anzeige
aus den Reihen des BDK selbst. Unterschrieben hat der Vorsitzende des
Bezirksverbands Bonn, Hermann-Josef Borjans. Und der sagt: „Unklar ist
weiter, ob Sebastian Fiedler als Geschäftsführer der Kripo Akademie eine
haftungsrechtliche und vereinsrechtliche Rückzahlungspflicht gegenüber dem
BDK hat.“
In einer früheren Version dieses Textes hieß es, Hermann-Josef Borjans sei
ein Vetter des SPD-Bundesvorsitzenden Norbert Walter-Borjans. Das ist
falsch. Wir bitten um Entschuldigung.
19 Feb 2021
## LINKS
[1] /Ein-Streitgespraech-ueber-Rechtsextremismus/!5716986
[2] /Polizeiskandal-in-NRW/!5714629
[3] /Konsequenzen-aus-NRW-Polizeiskandal/!5714778
## AUTOREN
Andreas Wyputta
## TAGS
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Polizei
SPD
Bundestag
Schwerpunkt Rechter Anschlag in Hanau
Rechter Populismus
Rigaer94
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