# taz.de -- Studie zu Schwangerschaftsabbrüchen: Verfrühte Vorfreude | |
> Eine von Jens Spahn beauftragte Studie liefert Daten über die schwierigen | |
> Bedingungen, Schwangerschaften abzubrechen. Ändern wird die CDU nichts. | |
Bild: Jens Spahn gab eine Studie zu „seelischen Folgen“ von Schwangerschaft… | |
Ein Eigentor hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geschossen, [1][als | |
er vor zwei Jahren eine Studie] zu „seelischen Folgen“ von | |
Schwangerschaftsabbrüchen ankündigte. Fünf Millionen Euro stellte er dafür | |
zur Verfügung, dass ihm jemand wissenschaftlich bescheinigte, was er schon | |
zu wissen glaubte: dass Frauen nach Abtreibungen leiden und man sie deshalb | |
davon abhalten sollte. | |
So direkt hat er das zwar nie gesagt, aber man kann davon ausgehen, dass er | |
es genau so gemeint hat. Denn Spahn hat sich wiederholt gegen das sexuelle | |
Selbstbestimmungsrecht von Frauen positioniert, unter anderem [2][gegen die | |
rezeptfreie Abgabe der Pille danach]. Den Kampf hat er verloren, dafür aber | |
verhinderte er 2019, dass Ärzt*innen über Schwangerschaftsabbrüche | |
informieren dürfen. | |
Und er nimmt hin, dass Frauen in einigen Regionen H[3][underte Kilometer] | |
für einen sicheren Schwangerschaftsabbruch reisen müssen. Diese und andere | |
gravierende Folgen des deutschen Abtreibungsrechts haben bisher nur | |
[4][Journalistinnen recherchiert] – ihre Ergebnisse haben SPD und CDU | |
ignoriert. In Zukunft wird das schwieriger. | |
Denn das Forscherinnenteam, das Spahn jetzt beauftragt hat, hat nichts | |
weniger vor, als ein umfassendes Bild davon zu liefern, unter welchen | |
Bedingungen Frauen in Deutschland eine Schwangerschaft abbrechen. | |
Repräsentative, nach wissenschaftlichen Kriterien erhobene Daten lassen | |
sich nicht so leicht vom Tisch wischen, [5][wie der x-te taz-Bericht]. | |
Dennoch ist Vorfreude verfrüht. | |
Zum einen ist nicht sicher, dass die Wissenschaftlerinnen an die [6][Zahlen | |
des statistischen Bundesamts] kommen, die zeigen, wie mies die | |
Versorgungslage wirklich ist. Zum anderen liegen bereits jetzt genug Fakten | |
auf dem Tisch, die beweisen, dass der Paragraf 218 [7][weder „das | |
ungeborene Leben“ schützt] noch Frauen in der Not hilft. Doch so, wie vor | |
allem die CDU über das Thema redet, steht zu befürchten: Sie wird sich | |
weiterhin einer Sachdiskussion verweigern und stattdessen von | |
Befindlichkeiten leiten lassen. | |
28 Jan 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Nach-Reformvorschlag-fuer-Paragraf-219a/!5566994 | |
[2] /Kommentar-zur-Pille-danach/!5027634 | |
[3] /Immer-weniger-Aerztinnen/!5487589 | |
[4] /Spaetabtreibungen-in-Deutschland/!5681768 | |
[5] /Diskussion-um-Paragraf-218/!5565165 | |
[6] /Studie-zu-Schwangerschaftsabbruechen/!5644885 | |
[7] /Abtreibungsgesetze-in-Deutschland/!5693086 | |
## AUTOREN | |
Eiken Bruhn | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Paragraf 219a | |
Jens Spahn | |
Schwerpunkt Abtreibung | |
Frauenrechte | |
Familienplanung | |
Schwerpunkt Abtreibung | |
Teenager | |
Schwerpunkt Abtreibung | |
Schwerpunkt Abtreibung | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Studie zu Schwangerschaftsabbrüchen: Umentscheidung unwahrscheinlich | |
Die Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch hat oft mit der | |
jeweiligen Lebenssituation zu tun. Die verpflichtende Beratung hat kaum | |
Einfluss. | |
Evangelikale Sexualpädagogik: Falscher Aufklärungs-Ansatz | |
Teenager brauchen keine Verhütungs-Tipps, sondern Menschen, mit denen sie | |
offen über sexuelle Bedürfnisse und Ängste sprechen können. | |
Versorgung ungewollt Schwangerer: Niemand will Abtreibungen | |
Schwangerschaftsabbrüche wird es immer geben. Verbote ändern daran nichts. | |
Es ist eine Frage der Gesundheit, nicht der Ideologie. | |
Abtreibungsverbot im Nachbarland: Polen ist nah | |
Das deutsche Abtreibungsrecht erschwert Teilen der Bundesregierung die | |
Kritik an dem polnischen Verbot. Anderen kommt es entgegen. |