# taz.de -- Streit in Berlins SPD: Giffeys Problem heißt Raed Saleh | |
> Der SPD-Chef geht rabiat gegen interne Kritiker vor. Co-Chefin Franziska | |
> Giffey müsste ihn aus eigenem Interesse an die kurze Leine nehmen. | |
Bild: Raed Saleh und Franziska Giffey beim Landesparteitag der Berliner SPD im … | |
Warum hat Raed Saleh nicht seine Hand zur Versöhnung ausgestreckt? Seit | |
November ist der Chef der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus auch | |
Landesvorsitzender der Berliner SPD. Zusammen mit der sozialdemokratischen | |
Spitzenkandidatin für die Wahl zum Abgeordnetenhaus, Franziska Giffey, | |
bildet er eine Doppelspitze. Raed Saleh hat alles erreicht. Nichts geht | |
mehr ohne ihn. Es sei denn, er stellt sich selbst ein Bein. | |
In Spandau, da ist Saleh der Chef der Kreis-SPD, scheint er nun übers Ziel | |
hinausgeschossen zu sein. [1][Einer seiner Getreuen, Ordnungsstadtrat | |
Stephan Machulik, kandidiert im Wahlkreis 3 gegen den umweltpolitischen | |
Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Daniel Buchholz]. Der hatte | |
den Wahlkreis 2016 souverän geholt. Wollte Machulik tatsächlich ins | |
Landesparlament, hätte er sich auch für zwei andere, vakante Wahlkreise | |
entschieden können. | |
Hat er aber nicht. Zu Recht hat Buchholz das als Kampfansage begriffen und | |
den Vorgang öffentlich gemacht. Seine Erklärung: Saleh, der in Spandau alle | |
Fäden zusammenhält, wolle ihn wegen eines Briefes kaltstellen, den 14 | |
Abgeordnete, darunter auch Buchholz, 2017 verfasst hatten. Darin | |
kritisierten sie den Führungsstil von Saleh als Fraktionschef. Er | |
vernachlässige die Fraktionsgeschäfte und promote lieber sein eigenes Buch, | |
hieß es damals. Außerdem kehre er Debatten unter den Tisch. | |
Saleh hat die Kritik ausgestanden, indem er sie ausgesessen hat. Mehr noch. | |
Er ist auf der Karriereleiter ganz oben angekommen. Warum geht er nun auf | |
einen Rachefeldzug? Diese Frage kann der 43-Jährige wohl nur selbst | |
beantworten. | |
## Giffey kann nicht warten | |
Eine aber kann auf diese Antwort nicht warten. Ebenfalls seit November ist | |
Franziska Giffey, derzeit Bundesfamilienministerin, [2][zusammen mit Saleh | |
nicht nur Landeschefin der Berliner SPD.] Kurz nach dem Parteitag, auf dem | |
sie 89,4 Prozent der Delegiertenstimmen bekam, wurde sie vom Landesvorstand | |
einstimmig zur Spitzenkandidatin nominiert. Die offizielle Kür soll am 24. | |
April erfolgen. | |
Bis dahin muss die SPD geschlossen dastehen, denn Giffey steht noch eine | |
Menge Arbeit bevor. Weder hat sich ihre Nominierung signifikant in einem | |
Aufschwung bei den Meinungsumfragen niedergeschlagen. Noch ist die | |
neuerliche Prüfung ihrer Doktorarbeit durch die FU Berlin abgeschlossen. | |
Innerparteiliche Konflikte mit Potenzial zur Schlammschlacht kommen da zur | |
Unzeit. | |
Sollte Saleh Daniel Buchholz tatsächlich für seine Unterschrift unter den | |
Brief von 2017 abstrafen, ist das keine Spandauer Provinzposse. Das weiß | |
auch Franziska Giffey. Sie müsste Saleh deshalb von der langen an die kurze | |
Leine nehmen. Aber kann sie das? Buchholz scheint es zu hoffen. Er sagt der | |
taz, er wünsche sich, „dass Franziska Giffey in diesem Fall vermittelt“. | |
Doch das ist nur die eine Baustelle. Die nächste erfolgt dann zeitgleich | |
zur Kür Giffeys als Hoffnungsträgerin der SPD. Am gleichen Tag nämlich wird | |
die SPD-Landesliste für die Bundestagswahl abgestimmt. Sollte Michael | |
Müller Platz eins verfehlen, wäre das der Bruch eines Deals. Denn Müller | |
hatte sich im Januar 2019 nur zugunsten Giffeys und Salehs von der | |
Parteispitze zurückgezogen, weil ihm die beiden zugesagt haben, mit ihm als | |
Spitzenkandidat in den Bundestagswahlkampf zu ziehen. Stattdessen herrscht | |
nun Russisch Roulette in der SPD. Wen trifft die Kugel als Nächstes? | |
30 Jan 2021 | |
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## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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