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# taz.de -- Kampf um den CDU-Vorsitz: Leichter Rückenwind für Laschet
> In den Umfragen zum künftigen CDU-Chef legt Laschet zu, Merz aber ist
> weiter vorn. Unterdessen sondiert Spahn eine mögliche Kanzlerkandidatur.
Bild: Laut einer Umfrage sprachen sich 1/4 der Befragten für Armin Laschet aus
Berlin taz | Eine Woche vor dem Parteitag, auf dem die CDU ihren neuen
Vorsitzenden wählen will, hat NRW-Ministerpräsident Armin Laschet in der
Gunst der CDU-AnhängerInnen deutlich zugelegt. Allerdings liegt sein
[1][Konkurrent Friedrich Merz] weiter vorne. Das geht aus einer Umfrage von
Infratest-Dimap im Auftrag der ARD hervor.
Ein Viertel der Befragten sprach sich für Laschet aus, das ist im Vergleich
zum November ein Plus von zehn Prozentpunkten. Merz verlor an Zustimmung
und liegt nun nur noch bei 29 Prozent. Der dritte Kandidat,
[2][Außenpolitiker Norbert Röttgen], holte leicht auf und liegt nun
gleichauf mit Laschet bei 25 Prozent. Die meisten BeobachterInnen sind sich
einig: [3][Das Rennen ist offen].
Allerdings entscheiden weder CDU-AnhängerInnen noch die Parteimitglieder
über den Vorsitz, sondern die 1.001 Delegierten, die sich [4][am 15./16.
Januar zu einem digitalen Parteitag] versammeln werden. Der Vorsitzende
wird dort zunächst digital ermittelt, das Ergebnis muss dann aber noch mit
einer Briefwahl bestätigt werden. Belastbare Umfragen unter den Delegierten
gibt es nicht.
Rückenwind erhalten Laschet und Röttgen nun auch von der Frauen Union. Bei
einer vierstündigen Schaltkonferenz deren Bundesvorstands habe es zwölf
Wortmeldungen für Laschet und zehn für Röttgen gegeben, berichtet die
Deutsche Presse-Agentur. Es sei deutlich geworden, dass sich die Spitze der
Frauen Union Merz nicht als neuen Parteichef wünsche. Eine formelle
Abstimmung habe es nicht gegeben. Unter den 1.001 Delegierten sind etwa 300
Frauen. Wie viele davon der Frauen Union angehören, ist nicht bekannt.
## Süssmuth unterstützt Laschet
Ausdrücklich für Laschet als neuen CDU-Vorsitzenden hat sich Rita Süssmuth,
die Ehrenvorsitzende der Frauen Union, ausgesprochen. „Armin Laschet hat
über Jahre gelernt, Verantwortung zu übernehmen“, sagte die frühere
Bundestagspräsidentin, für die Laschet einst als Redenschreiber arbeitete.
Ihm sei der Zusammenhalt der Menschen wichtig. Auch habe er die Fähigkeit,
seinen Blick auf Andersdenkende zu korrigieren und die eigene Position in
Frage zu stellen. „Ich mag an ihm diese abwägende Art.“ Süssmuth bedauert…
dass keine Frau angetreten ist, um Annegret Kramp-Karrenbauer im Amt zu
beerben.
Laschet riet unterdessen seiner Partei davon ab, vom Regierungskurs von
Kanzlerin Angela Merkel abzurücken. „Unser Kurs der Mitte sowie das gute
Regierungshandeln findet große Zustimmung. Die muss sich auch in der
Bundestagswahl niederschlagen“, sagte er der Rheinischen Post. „Deshalb ist
es klug, nicht den Bruch mit Angela Merkel zu wählen.“
Genau das hat Merz in einem Meinungsbeitrag für den Spiegel gerade erneut
gefordert: Ein fröhliches ‚Weiter so‘ sei ebenso wenig angezeigt wie der
unkonkrete Anspruch, jederzeit ‚Die Mitte‘ zu besetzen, „ja so etwas zu
sein wie ‚Die Mitte‘ schlechthin“, schreibt Merz. Es sei klare politische
Führung gefragt.
Die Mehrheit der Bevölkerung allerdings sieht Merkels Arbeit derzeit
durchaus positiv. 72 Prozent sind laut einer aktuellen Umfrage von
Infratest-Dimap mit ihrer Arbeit sehr zufrieden oder zufrieden. Das ist ein
Prozentpunkt mehr als im Dezember.
## Spahn für Kanzlerkandidatur „offen“
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn soll unterdessen derzeit nach mehreren
Medienberichten seine Chancen für eine eigene Kanzlerkanidatur eruieren.
Ein Vorsitzender eines CDU-Landesverbandes sagte Bild, Spahn denke „sehr
offen darüber nach, zu kandidieren und sagt das in Gesprächen auch ganz
eindeutig“. Ein CDU-Landesfraktionschef bestätigte die Überlegung des
Gesundheitsministers. „Jens Spahn hat mir gegenüber klargemacht, dass er
für eine Kanzlerkandidatur offen ist, wenn seine Umfragewerte im März
wesentlich besser sind als die von Laschet.“
Der Spiegel berichtet unter Berufung auf „ein halbes Dutzend
CDU-Mitglieder“, Spahn habe sich in Telefonaten an Landtagsabgeordnete,
Fraktionskollegen und Landesfunktionäre gewandt, um deren Haltung zu einer
möglichen Kanzlerkandidatur von ihm zu ergründen. Er habe dies auch „mit
Hinweis auf seinen eigenen Umfragestatus als beliebtester Politiker
Deutschlands“ getan.
Zuvor soll Spahn bereits versucht haben, Laschet, mit dem er bei der
Vorsitzendenwahl gemeinsam als Team antritt, über Umwege zur Aufgabe der
Vorsitzkandidatur zu seinen eigenen Gunsten zu bewegen. Nicht nur junge
Abgeordnete, auch Parteivize Volker Bouffier habe gegenüber Laschet die
Idee eines möglichen Rollentauschs ins Spiel gebracht. Dieser habe jedoch
abgelehnt.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Bundestagspräsident Wolfgang
Schäuble zum Jahreswechsel gesagt hatte, dass der Kanzlerkandidat der Union
nicht unbedingt CDU- oder CSU-Vorsitzender sein müsse. Möglich also, dass
Schäuble seinen politischen Ziehsohn Spahn inzwischen für kanzlertauglich
hält. Zumal keiner der drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz
Begeisterungsstürme in der Mitgliedschaft oder der Bevölkerung auslöst.
Ähnlich wie Schäuble hatte sich zuletzt auch
CDU/CSU-Bundestagsfraktionschef Ralph Brinkhaus geäußert. Spahn allerdings
hat in der WählerInnengunst gerade verloren. Nach der neuen
Infratest-Dimap-Umfrage sind derzeit 56 Prozent mit seiner Arbeit
zufrieden, das ist ein Minus von acht Prozentpunkten und der niedrigste
Zufriedenheitswert seit Mai 2020.
8 Jan 2021
## LINKS
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[3] /Fragerunde-mit-CDU-Vorsitz-Kandidaten/!5739358
[4] /Machtkampf-um-Vorsitz/!5733692
## AUTOREN
Sabine am Orde
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