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# taz.de -- Heiko Maas' Marshallplan für die USA: Spontane Fremdscham
> Außenminister Maas hat es inhaltlich gut gemeint. Doch Wortwahl und
> Zeitpunkt sind maximal peinlich. Die USA brauchen keinen deutschen
> Oberlehrer.
Bild: Im Ton und Zeitpunkt vergriffen: Außenminister Maas will einen „Marsha…
Manchmal beweist die SPD ein großes Talent für Initiativen, die spontan
Fremdscham auslösen. Heiko Maas’ neuester Vorschlag ist geradezu ein
Musterbeispiel für gut gemeinte, aber schlecht gemachte politische
Kommunikation. „Wir sind bereit, mit den USA an einem gemeinsamen
Marshallplan für die Demokratie zu arbeiten“, tönt der SPD-Außenminister
auf Twitter. Und fügt hinzu: „Die Spaltung in unseren Ländern bei den
Wurzeln zu packen, ist eine der größten Aufgaben für die USA und Europa.“
Die Grundidee, das Vertrauen in westliche Demokratien und
[1][Multilateralismus] zu stärken, ist richtig. Aber Maas schadet ihr mit
seinem Angebot eher, als dass er sie stärkt, weil es großmäulig und
anmaßend wirkt. Auf den Ton kommt es an. Da wäre erstens der historische
Vergleich, der abwegig ist. Mit dem Marshallplan haben die USA der jungen
Bundesrepublik und anderen westeuropäischen Staaten wirtschaftlich auf die
Beine geholfen, nachdem die Nazis mit ihrem Angriffskrieg große Teile des
Kontinents verwüsteten. Und jetzt soll Deutschland, das seine Demokratie
auch den USA verdankt, die [2][amerikanische Demokratie] retten? Bitte
nicht.
Auch wenn Maas es so platt nicht gemeint hat: Ein deutscher Außenminister
sollte wissen, dass er präzise sprechen muss, damit falsche Assoziationen
vermieden werden. Auch Form und Zeitpunkt von Maas’ Vorstoß sind maximal
falsch gewählt. Dass er die Zusammenarbeit ausgerechnet nach einem
dramatischen Ereignis, dem [3][Sturm Rechtsextremer aufs Kapitol],
öffentlich anbietet, dient erkennbar auch der eigenen Profilierung. Das ist
peinlich und der Ernsthaftigkeit der Sache unangemessen.
Wenn es Heiko Maas wirklich darum geht, mit anderen Staaten zusammen den
Glauben an die Demokratie zu fördern, und wenn er dazu eine engere
transatlantische Kooperation anstrebt, hätte er gut daran getan, dies
hinter den Kulissen zu organisieren. Manchmal ist es besser, einfach zu
machen – und den Mund zu halten. Die USA brauchen keinen deutschen
Oberlehrer, der ihnen die Demokratie erklärt. Maas hat diese Falle nicht
erkannt.
10 Jan 2021
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## AUTOREN
Ulrich Schulte
## TAGS
Heiko Maas
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Krise der Demokratie
Demokratie
SPD
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