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# taz.de -- Weltweite Reaktionen zum Angriff aufs Kapitol: Retourkutschen für …
> Gerne erklären die USA anderen Ländern Demokratie. Nach der gewalttätigen
> Erstürmung des Kapitols muss sich Washington nun selbst etwas anhören.
Bild: Trump-Chaoten stürmen das Kapitol
In vielen Staaten auf der Welt gehört der robuste Umgang mit gewählten
Parlamenten zum politischen Alltag. Dann gibt es aus Washington
Demokratielektionen – oder Beschimpfungen, wie [1][der berühmte
„Shithole“-(Drecksloch)-Kommentar Donald Trumps über Afrika]. Für die
Betroffenen bieten [2][die Ereignisse in Washington] nun reichlich
Gelegenheit für Retourkutschen.
Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu rief „alle Parteien“ in den USA zu
„Mäßigung und gesundem Menschenverstand“ auf und verlangte eine „ruhige…
rechtsstaatliche Lösung der Probleme“. Der südafrikanische
Oppositionspolitiker Mmusi Maimane forderte die USA auf Twitter auf, „die
Demokratie und den Rechtsstaat zu achten und eine friedliche Machtübergabe
zuzulassen“, und schlug ein Protestschreiben der Afrikanischen Union vor.
Direkter war die Zeitung Le Pays in [3][Burkina Faso – wo 2014 ein
Volksaufstand gegen eine Diktatur zum Erfolg führte, indem junge
Demonstranten das Parlament verwüsteten]. „Wenn Scheiße sich über
‚shitholes‘ lustig macht“, titelte das Blatt jetzt und analysierte: „Die
Lehrer der Demokratie sind schlechte Schüler.“ Dennoch seien die USA „ein
wahrhafter Tempel der Demokratie, in dem die Abwege eines Einzelnen nicht
das ganze demokratische System erschüttern können“.
Man nimmt eben nicht nur die Chaoten vom Kapitol aufmerksam zur Kenntnis,
sondern auch und vor allem ihr Scheitern im Versuch, Donald Trump an der
Macht zu halten. Das ist das wahrhaft Überraschende. Indiens führende
Zeitung The Hindu beispielsweise hob nicht die Gewaltszenen hervor, sondern
dass Trump jetzt doch noch die Amtsenthebung drohen könnte.
Deswegen reagieren Autokraten weltweit nicht so sehr mit Häme als mit
Verblüffung: Wie kann es sein, dass ein in die Enge getriebener Präsident
sich nicht mit Gewalt durchsetzt? Eine Sprecherin des chinesischen
Außenministeriums verglich die Erstürmung des Kapitols mit den
Demokratieprotesten in Hongkong und wunderte sich: „Die Reaktion bestimmter
Personen in den USA und auch einiger Medien ist diesmal komplett anders.“
Eine Sprecherin des russischen Außenministeriums in Moskau erklärte die
Ereignisse ähnlich wie Trump: „Das Wahlsystem in den Vereinigten Staaten
ist archaisch, es entspricht nicht modernen demokratischen Standards und
schafft Möglichkeiten für zahlreiche Verstöße.“
7 Jan 2021
## LINKS
[1] /Rassistischer-Spruch-des-US-Praesidenten/!5476806
[2] /Trump-und-der-Sturm-aufs-Kapitol/!5742463
[3] /Jugend-in-Burkina-Faso/!5588814
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
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Schwerpunkt USA unter Donald Trump
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Taiwan
Kolumne Press-Schlag
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