Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Athleten-Widerstand nicht nur in den USA: We the Sport – We the P…
> Während Donald Trump Ex-Golfprofis ehrt, kämpfen Basketball- und
> Tennisprofis für Menschenrechte. Sport hat ein enormes demokratisches
> Potenzial.
Bild: NBA- und WNBA-Profis bei einer Black-Lives-Matter-Demo in Washington, Jun…
Die Meldung des Tages aus Washington: Die Golfprofis Annika Sörenstam aus
Schweden und Gary Player aus Südafrika werden von Noch-US-Präsident Donald
Trump mit der [1][Presidential Medal of Freedom] geehrt. Trump verkündete
dies einen Tag nach dem Sturm des Capitols. Beide nehmen die Ehrung an.
Nimmt man ernst, was überall hoch- und runtergebetet wird, ist das völlig
okay: Sport und Politik haben nichts miteinander zu tun, also brauchen sich
Sörenstam und Player auch nicht mit Trumps Regime beschäftigen. „Beim Sport
geht es darum, Menschen zu vereinen. Menschen aus allen Lebensbereichen,
mit allen politischen Ansichten. Sie sollten im Sport willkommen sein.“
Solche Sätze sind nicht nur im deutschen Sport mehrheitsfähig, ach, was
sage ich, sie sind Allgemeingut.
Diese Sätze stammen von Kelly Loeffler, Mitbesitzerin eines Profiteams der
US-Frauenbasketballliga WNBA, in diesen Tagen gescheiterte Kandidatin um
einen Sitz im US-Senat und bis Mittwochabend loyale Gefolgsfrau von Trump.
Gescheitert ist Loeffler nicht zuletzt an der [2][politischen Macht der
Spielerinnen]. Es waren die schlecht bezahlten Angestellten von
Klubbesitzern – und nicht die ja tatsächlich supergut bezahlten männlichen
NBA-Profis -, die Loeffler und Konsorten vom Platz gejagt haben.
Man kann auch sagen: Es waren diese Sportlerinnen, die die Politik im Sport
sichtbar gemacht haben, wofür wir ihnen mehr als nur dankbar sein sollten.
Sie haben nämlich an einem praktischen Beispiel und zu einem verdammt
wichtigen historischen Zeitpunkt bewiesen, dass die Rede vom unpolitischen
Sport ein unglaublich reaktionäres Geschwafel ist. Sie ist bloß dieser
Unfug, mit dem vom IOC und der Fifa bis hin zum DOSB und Horst Seehofers
Sportministerium alle hausieren gehen. Doch das hat, das ist schön,
Loeffler nicht geholfen.
## Freiheitsmedaille, Lorberblatt und „mündiger Athlet“
Muhammad Ali, Billie Jean King, Tommie Smith und John Carlos, das sind
große Namen in der Tradition von Sportlerwiderstand. All denen wurde in dem
Moment, in dem sie sich zu Wort meldeten, mitgeteilt, sie hätten nicht
genügend Überblick, ihnen fehlte es an Bildung, Lebenserfahrung und
charakterlicher Eignung – schließlich seien sie doch letztlich nur
Sportler, tumbe Muskelpakete. Nur wenn Athleten Worte wie „Vorbildfunktion
des Sports“ oder „soziale Verantwortung“ sagen und sich mit
Freiheitsmedaille oder Silbernem Lorbeerblatt würdigen lassen, dann sind
die Herrschaften, die sich selbst als politische Elite betrachten, bereit,
Sportlern den Status eines „mündigen Athleten“ zu verleihen.
„Don’t mix sports and politics“ ist ein politisches Gebot. Und zwar eines
von oben. Doch die Antwort, wie sie derzeit von NBA- und WNBA-Profis, von
Naomi Ōsaka und Colin Kaepernick und vielen anderen kommt, ist eine
unglaublich wichtige und eminent demokratische Selbstermächtigung: Wir sind
der Sport. An die Trumps und Loefflers gerichtet lautet sie: Ihr seid nur
die, die mit unserem Können Geld verdienen wollen.
Das Gehalts- und Einkommensgefälle zwischen NBA-Stars und der
US-Open-Siegerin Ōsaka auf der einen und den unterbezahlten Spielerinnen
der WNBA auf der anderen Seite ist enorm, aber Opfer von Rassismus und
Sexismus können alle werden, und wurden es oft auch. Zudem haben auch
Athleten, die durch den Sport zu Multimillionären wurden, oft nicht
vergessen, dass sie meist aus der Working Class kommen. Viele wissen auch,
wer ihre Fans sind, wer bei ihrem Aufstieg an ihrer Seite stand. Ganz
allgemein gilt, das im großen Volksvergnügen Sport ein enormes
demokratisches Potenzial steckt, das derzeit immer deutlicher zu Tage
tritt. Öfter im Basket- und Fußball, manchmal im Tennis und wie wir seit
Donnerstag wissen: eher nicht im Golf.
8 Jan 2021
## LINKS
[1] https://golfweek.usatoday.com/2021/01/07/opinion-annika-sorenstam-gary-play…
[2] /Sportler-gegen-Trump/!5738312
## AUTOREN
Martin Krauss
## TAGS
Kolumne Frühsport
US-Sport
Sportpolitik
Menschenrechte
Schwerpunkt USA unter Trump
Schwerpunkt Rassismus
Pressekonferenz
Australian Open
Tennis
Kolumne Eingelocht
Schwerpunkt Rassismus
Golf
Kolumne Press-Schlag
American Pie
Schwerpunkt USA unter Trump
## ARTIKEL ZUM THEMA
Biografie über schwarze Tennisspielerin: Tennisschläger als Waffe
Bruce Schoenfeld hat eine Biografie über die erste schwarze
Wimbledon-Siegerin Althea Gibson verfasst. Sie erzählt viel über
Ausgrenzung im Tennis.
Nach Presseboykott bei French Open: Osaka erklärt Rückzug vom Turnier
Weil um ihren Presseboykott bei den French Open Diskussionen entbrannten,
will Naomi Osaka nicht weiter antreten. Auf Twitter spricht sie über ihre
Depressionen.
Australien Open: Kalkuliert kaltschnäuzig
Naomi Osaka gewinnt bei den Australian Open ihren vierten Grand-Slam-Titel.
Verbesserungspotenzial sieht sie auf Sand und Rasen.
Australian Open: Duell der Versehrten
Alexander Zverev spielt wegen Bauchmuskulatur-Problemen mit Schmerzmitteln.
Bei Viertelfinalgegner Novak Djokovic zwickt es ebenfalls.
Donald Trump und der Golfsport: Reclaim the game!
Die Zeit ist gekommen für eine hoffentlich allerletzte Bilanz des
golferischen Untuns von Donald Trump. Also, raus zu einer schmuddeligen
Winterrunde!
Rassismusdebatten im Männerfußball: Actionhelden der 90er
Union Berlins Manager Oliver Ruhnert verteidigt einen seiner Spieler gegen
Rassismusvorwürfe. Dabei benutzt er selbst rassistisches Wording.
Donald Trump und der Golfsport: Auf Distanz
Die PGA Championship 2022 wird nicht auf einer Anlage des US-Präsidenten
stattfinden. Der Imageschaden für das Turnier wäre zu groß.
Sportler gegen Trump: Mit den Falschen angelegt
Kelly Loeffler verlor in Georgia auch, weil ihr die Unterstützung ihres
Basketball-Teams fehlte. NBA-Profis protestieren gegen den Trump-Mob.
Nach dem NBA-Titel für die Lakers: Die zwei Größten
LeBron James war der Star der NBA-Finals. Nun tobt der Streit, ob er größer
ist als Michael Jordan. In jedem Fall ist James der politischere Profi.
US-Profi-Sportler gegen Trump: „Vor den Bus gestoßen“
Donald Trump gilt als Affront gegen die multikulturelle Welt der
amerikanischen Profiligen. Kein Team will ihn im Weißen Haus besuchen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.