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# taz.de -- Australian Open: Duell der Versehrten
> Alexander Zverev spielt wegen Bauchmuskulatur-Problemen mit
> Schmerzmitteln. Bei Viertelfinalgegner Novak Djokovic zwickt es
> ebenfalls.
Bild: Nicht schelcht in Form: Alexander Zverev
MELBOURNE taz | Montag erwischte es wieder einen. Geplagt von einer
Bauchmuskelverletzung verzichtete Matteo Berrettini, Nummer zehn der Welt
des Männertennis, auf sein Spiel in der vierten Runde der Australian Open.
Die Ärzte hätten ihm dazu geraten, sagte der Italiener, denn es bestünde
die Gefahr, die Sache schlimmer zu machen. Außerdem, fügte er hinzu: „Ich
bin nicht bei 100 Prozent, aber wenn du die Jungs schlagen willst, dann
musst du bei 100 Prozent sein. Es ist nicht professionell anzutreten, wenn
du nicht dein Bestes geben kannst.“
Die einen sagen so, die anderen sagen so, und von außen ist die Sache
schwer zu erkennen. Aber so viel steht fest: Je besser einer ist in diesem
Sport, desto größer ist seine Chance, selbst dann zu gewinnen, wenn er
nicht in bester Form ist. Frag nach bei Rafael Nadal, der schon vor dem
Beginn des Turniers über Rückenschmerzen klagte, der aber nun nach seinem
Sieg in drei Sätzen gegen Berrettinis Landsmann Fabio Fognini im
Achtelfinale feststellt, es gehe vorwärts, Schritt für Schritt.
Auch [1][Novak Djokovic] und [2][Alexander Zverev] sind ein Thema dieser
Tage, inklusive der Bauchmuskeln. Zverev war es von Anfang an, er nahm vor
jedem Spiel Schmerzmittel und trug ein Kompressionspflaster unter dem Hemd,
dennoch kam er souverän durch die erste Woche und gab nur einen Satz ab.
## Djokovic' Auszeiten
Djokovic zog sich die Verletzung zu Beginn des dritten Satzes in Runde drei
gegen Taylor Fritz (USA) zu, und seither wird heftig diskutiert. Die ersten
beiden Sätze gegen den Amerikaner hatte er gewonnen, in den nächsten beiden
sah es so aus, als könne er kaum noch eine Vorhand durchziehen, doch im
fünften riss er das Ding rum. Danach jagte er einen mächtigen Schrei in den
dunklen Himmel über Melbourne und erklärte, als er wieder Luft bekam, das
sei einer der größten Siege seiner Karriere gewesen.
Nun muss man dazu sagen, dass Djokovic öfter in seiner großen Karriere den
Eindruck machte, er sei am Ende, und dass er dann nach einer
Behandlungsauszeit so spielte, als sei er einer Heilquelle entstiegen. Noch
während der Partie begannen der Meinungsaustausch über diesen neuesten
Fall, aber ein Argument war nicht zu übersehen: Warum soll jemand, der ein
Spiel im Griff hat und mit 2:0 Sätzen führt, eine Unterbrechung haben
wollen, um den Gegner aus dem Konzept zu bringen?
Zwei Tage später gewann er in vier Sätzen gegen den wie immer mächtig
aufschlagenden Kanadier Milos Raonic – es war der 300. Sieg des Serben bei
einem Grand-Slam-Turnier –, und natürlich ging es danach weiter um die
Verletzung. Nach dem Sieg gegen Fritz hatte er selbst gemutmaßt, es handele
sich um einen Muskelfaserriss, aber bei der Nachfrage zur offiziellen
Diagnose wich er aus. „Ich kann verstehen, dass Sie Details wissen wollen“,
sagte er, „aber ich möchte nicht darüber sprechen. Ja, ich hatte eine MRI
(Kernspintomografie), und ich weiß, was es ist.“ Und ja, natürlich gebe es
immer die Gefahr, die Sache schlimmer zu machen mit einem weiteren Spiel.
Aber es könne auch besser werden. „Du weißt nie, was mit dir passiert, wenn
du auf dem Platz stehst.“
Alexander Zverev weiß, dass er am Dienstag im Viertelfinale gegen den
Titelverteidiger (11 Uhr, Eurosport) nichts anderes erwarten sollte als
einen Gegner mit größten Ambitionen. Zverevs letzter von zwei Siegen aus
insgesamt sieben Begegnungen liegt schon eine Weile zurück – das war im
November 2018, als er bei den ATP Finals in London in allerbester Form den
Titel gewann. Auch die erste gemeinsame Partie hatte er gewonnen,
anderthalb Jahre vorher auf Sand in Rom.
Diese beiden Siege gehörten zu den größten seiner Karriere, findet Zverev,
es sei immer gut, sich daran zu erinnern. Aber auch bei der letzten der
fünf Niederlagen gegen die Nummer eins gab es Mut machende Momente. Das
Spiel fand Anfang Februar in der Vorrunde des ATP Cups in Melbourne statt,
und Zverev verlor in drei engen Sätzen. Danach dachte man, er sei
bemerkenswert gut in Form, so kurz vor den Australian Open. Bis jetzt hat
sich an der Einschätzung nichts geändert.
15 Feb 2021
## LINKS
[1] /Ausschluss-von-Tennisspieler-Djokovic/!5708219
[2] /Tennisturnier-Laver-Cup/!5625056
## AUTOREN
Doris Henkel
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