| # taz.de -- Waffenfund in Österreich: Auf der Spur der Uzis | |
| > Waren in Österreich gefundene Waffen für deutsche Neonazis bestimmt? Ein | |
| > Verdächtiger hatte einst gute Kontakte nach Berlin. | |
| Bild: Beschlagnahmte Waffen im Rahmen einer PK der Landespolizeidirektion Wien | |
| Berlin taz Die Aussage schreckte Behörden und Politik in Deutschland auf. | |
| Peter B. war gerade [1][mit vier Landsleuten festgenommen worden], wegen | |
| eines der größten Waffenfunde seit Jahrzehnten in Österreich: 76 Uzis, | |
| AK47, Skorpion-MPs, 100.000 Schuss Munition, Handgranaten und Sprengstoff. | |
| Da machte der 53-Jährige eine brisante Aussage: Die Waffen seien für | |
| Rechtsextreme in Deutschland vorgesehen gewesen, zum Aufbau einer Miliz. | |
| Die Aussage machte Österreichs Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am | |
| Wochenende bekannt. Der deutsche Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) | |
| nannte den riesigen Waffenfund am Montag „alarmierend“. Es sei „ein | |
| massiver Schlag gegen schwere Kriminalität gelungen“. Auch SPD-Chefin | |
| Saskia Esken erklärte, man müsse „endlich ernst nehmen, dass rechter Terror | |
| sich zunehmend radikalisiert, bewaffnet und international vernetzt“. | |
| Tatsächlich ist die Meldung brisant, denn der Rechtsextremismus gilt | |
| hierzulande bereits jetzt als größte Bedrohung. Die Festnahme von 12 | |
| Rechtsextremen, die als „Gruppe S.“ Anschläge geplant haben sollen, sowie | |
| Waffenfunde bei Soldaten und die Anschläge von Hanau, Halle und auf Walter | |
| Lübcke unterstreichen das. | |
| Und nun eine weitere rechtsextreme Miliz? Bereits in der vergangenen Woche | |
| hatten die Österreicher die fünf Personen festgenommen, unter ihnen als | |
| Hauptverdächtigen Peter B., der eigentlich wegen anderer Delikte inhaftiert | |
| war, zuletzt aber Freigang hatte. Bei der Gruppe und in zwei Lagerhallen | |
| fanden sich die Schusswaffen, dazu auch 12 Kilo Amphetamine und | |
| NS-Devotionalien. Laut Ermittlern wurden die Waffen über Drogengeschäfte | |
| finanziert – und sollten dann nach Deutschland gehen. | |
| ## Seit den Neunzigern bekannt | |
| Peter B. ist kein Unbekannter. [2][Bereits in den Neunzigern] wurde er im | |
| Kontext einer rechtsextremen Briefbombenserie in Österreich festgenommen, | |
| bei der fünf Menschen teils schwer verletzt wurden. Vom Vorwurf des | |
| Mitwirkens an der Serie wurde er freigesprochen, aber zu fünf Jahren Haft | |
| wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verurteilt. | |
| Was die deutsche Miliz angeht, für die die Waffen angeblich gedacht waren, | |
| geben sich die Behörden jedoch zugeknöpft. Festgenommen wurden am | |
| vergangenen Mittwoch zwar auch zwei Männer aus Nordrhein-Westfalen. Ihnen | |
| wird vorgeworfen, sie hätten eine Drogenlieferung an einen der | |
| österreichischen Beschuldigten vorgehabt. Der Kurier wurde im bayrischen | |
| Passau festgenommen, mit 23 Kilogramm Amphetamin im Auto. Den Verkäufer | |
| verhafteten Beamte in Velbert bei Düsseldorf. In dessen Wohnung und der des | |
| Kuriers wurden weitere 1,8 Kilo Marihuana und 50 Gramm Kokain gefunden. | |
| Laut der Staatsanwaltschaft Duisburg gibt es bei den Männern bisher | |
| allerdings keinen rechtsextremen Bezug, ebenso wenig einen zu den | |
| Waffengeschäften. In Haft sitzen sie nun wegen des Vorwurfs des | |
| Drogenhandels in nicht geringen Mengen. Laut Medienberichten bewegten sie | |
| sich eher in einem Rocker-Umfeld. | |
| Auch in Sicherheitsbehörden wird nur auf die Ermittler in Österreich | |
| verwiesen. Neben den Hinweisen auf die rechte Miliz werde auch ein Bezug | |
| zur Organisierten Kriminalität geprüft. Laut Seehofer wird „in alle | |
| Richtungen aufgeklärt“. | |
| ## Schon 2018 verurteilt | |
| Der Hauptverdächtige Peter B. wurde schon im Januar 2018 in Passau wegen | |
| Einfuhr von Waffen und Betäubungsmitteln zu zehn Monaten Haft auf Bewährung | |
| verurteilt. Er war von Österreich kommend am Grenzübergang Passau mit 250 | |
| Schrotpatronen im Kofferraum und 2 Gramm Amphetamin erwischt worden. Vor | |
| Gericht tat er dies als Versehen ab. | |
| Im gleichen Jahr wurde Peter B. dann auch vor dem Landesgericht Wiener | |
| Neustadt verurteilt, weil er eine Gürtelschnalle mit NS-Symbolen getragen | |
| und rechtsextreme Nachrichten verschickt hatte. Mit Einbezug des Passauer | |
| Urteils gab es nun eine zweieinhalbjährige Haftstrafe – die Peter B. | |
| aktuell als Freigänger absaß. | |
| Zudem hielt Peter B. schon in den Neunziger Jahren Kontakt zu deutschen | |
| Rechtsextremen, reiste wiederholt nach Berlin. Ein dortiger Neonazi | |
| verschaffte ihm damals mehrere Kilogramm Sprengstoff. Inwieweit diese | |
| Kontakte Bestand haben, ließen die Behörden offen. | |
| Grüne und Linke fordern nun weitere Aufklärung. Die Grünen beantragten, das | |
| Thema im Innenausschuss des Bundestags aufzurufen. Die Linke Martina Renner | |
| warnte, die Bewaffnung der Neonazi-Szene habe inzwischen „das Ausmaß einer | |
| rechten Bürgerkriegsarmee erreicht“. | |
| 14 Dec 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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