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# taz.de -- Studie zu Migrantenorganisationen: Mehr als nur Integrationshelfer
> Migrantische Verbände verhelfen Menschen mit Zwanderungsgeschichte zu
> gesellschaftlicher Teilhabe. Sie brauchen aber mehr finanzielle
> Förderung.
Bild: Staatssekretär Markus Kerber lobte die Studie zu Migrantenorganisationen
Berlin taz | In Deutschland gibt es mehr als 12.000 aktive und eingetragene
Migrantenorganisationen. Zu dieser Hochrechnung kommt eine Studie
„[1][Vielfältig engagiert – breit vernetzt – partiell eingebunden?]“ im
Auftrag des Innenministeriums, die am Dienstag vorgestellt wurde.
Die Kernergebnisse der Autor:innen: Die Verbände und Vereine aus
migrantischen Communities fördern zuallererst die Teilhabe von Menschen mit
Zuwanderungsgeschichte. Besonders engagieren sie sich im Kinder- und
Jugendbereich, im Bildungssystem und in der Arbeit mit Geflüchteten. Fast
jede zweite Aktivität hat mit dem Austausch zwischen Menschen mit und ohne
Migrationshintergrund zu tun.
In diesem Sinn sei das „Label ‚Migrantenorganisation‘ keinesfalls
überholt“, so Nils Friedrichs, einer der Autor:innen bei der Vorstellung
der Studie. Die meisten Vereine würden sich selbst so bezeichnen. Als
Motivation spiele für viele eine Rolle, die Teilhabe von Personen mit
Migrationshintergrund in Deutschland zu verbessern.
Ein Trend sei, dass sich die Organisationen zunehmend auch in Dachverbänden
organisieren und erfolgreich Fördergelder beantragen, etwa bei
Landesregierung, dem Innenministerium oder auch beim Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge.
## Ziel: mehr reguläre Förderung
„Lange Zeit wurden Migrantenorganisationen kaum oder sogar mit Argwohn
bedacht“, sagte Cornelia Schu, Geschäftsführerin der Sachverständigenrat
deutscher Stiftungen für Integration und Migration, die das zweijährige
Forschungsprojekt leitete.
Noch erfolgreicher würden sie, wenn die Verbände sich nun zunehmend auch in
Fachverbänden organisieren würden – und damit auch mehr reguläre Förderung
erhielten. „Hier sieht die Studie Handlungsbedarf“, so Schu. So könnten
sich die Migrantenorganisationen beispielsweise um die Anerkennung als
Trägerinnen sozialer Dienste bemühen.
Die Studie fordert auch, Menschen mit Migrationshintergrund müssten besser
politisch eingebunden werden. Umgekehrt müssten sich aber auch Ressorts und
Behörden interkulturell öffnen. Im Jahr 2019 hatten 26 Prozent der
Deutschen Migrantionshintergrund.
Markus Kerber, Staatssekretär im Bundesinnenministerium lobte, die nun
vorgelegte Studie habe eine „Forschungs- und Erkenntnislücke“ geschlossen.
Das Ministerium habe sie auch „aus Eigeninteresse“ in Auftrag gegeben.
Schließlich dürfe der Bund nur mit bundesweit organisierten Verbänden
zusammenarbeiten.
## Entscheidend in „Verbändedemokratie“
Momentan fördert das Innenministerium neun Migrantenorganisationen,
darunter die Türkische Gemeinde in Deutschland, die Kurdische Gemeinde
Deutschland oder der Verband Deutsch-Syrischer Hilfsvereine.
Migrantenorganisationen seien wichtig als „Brückenbauer“ und „Partner“…
unserer „Verbändedemokratie“, sagte Kerber. Ihre Bedeutung sehe man etwa in
den Stellungnahmen von Migrantenorganisationen beim
Fachkräfteeinwanderungsgesetz oder bei der Fachkommission für gleichwertige
Lebensverhältnisse.
Auch bei den [2][Kabinettsempfehlungen gegen Rechtsextremismus] und
Rassismus, die am Mittwoch beschlossen werden sollen, seien entsprechende
Dachverbände angehört worden und ihre Anliegen in die Arbeit der
Bundesregierung eingeflossen.
1 Dec 2020
## LINKS
[1] https://www.svr-migration.de/wp-content/uploads/2020/11/SVR-FB_Studie_Migra…
[2] /Antifa-Kabinett-der-Bundesregierung/!5727525
## AUTOREN
Ralf Pauli
## TAGS
Integration
Standort Deutschland
Einwanderung
Bundesinnenministerium
Feminismus
Integrationspolitik
GroKo
Prävention
Rechtsextremismus
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