# taz.de -- Aktuelle Entwicklungen in der Coronakrise: Hotels dürfen Weihnacht… | |
> Mehrer Bundesländer erlauben Hotelübernachtungen. Mit dem Antrag bei der | |
> Ema rückt der Impfstoff in Deutschland näher. Die aktuelle Coronalage. | |
Bild: Bundesländer wie Berlin wollen über Weihnachten Hotelübernachtungen er… | |
Mehrere Bundesländer erlauben Hotelübernachtungen | |
Entgegen einer Empfehlung aus dem Kanzleramt erlauben immer mehr Länder | |
Hotelübernachtungen für Familienbesuche über Weihnachten. Heute entschied | |
auch Sachsen, dass Hotels und Pensionen über die Feiertage Gäste aufnehmen | |
dürfen, die in der Region ihre Familien besuchen. Ähnlich halten es eine | |
ganze Reihe anderer Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, | |
Hamburg, Hessen, Schleswig-Holstein, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und | |
Baden-Württemberg. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht solche Pläne | |
vor allem in Großstädten mit hohen Infektionszahlen kritisch. Sachsen hat | |
derzeit bundesweit die höchste Rate an Neuinfektionen binnen sieben Tagen | |
je 100.000 Einwohner. Von den zehn am stärksten betroffenen Landkreisen | |
liegen fünf in Sachsen. | |
Moderna will heute noch EU-Zulassung beantragen | |
Der US-Pharmakonzern Moderna will als erstes Unternehmen die Zulassung für | |
einen Corona-Impfstoff in der Europäischen Union beantragen. Der Antrag auf | |
eine bedingte Zulassung solle im Laufe des Tages bei der Europäischen | |
Arzneimittel-Agentur Ema gestellt werden, teilte das Unternehmen mit. | |
Parallel dazu soll eine Notfallzulassung bei der US-amerikanischen | |
Arzneimittelbehörde FDA beantragt werden. | |
Der RNA-Impfstoff von Moderna zählt derzeit zu den aussichtsreichsten | |
Kandidaten. Das US-Unternehmen hatte Mitte November mitgeteilt, dass seine | |
Vakzine eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent besitzt. Später korrigierte es | |
den Wert auf 94,1 Prozent. | |
Die Ema hatte ein sogenanntes Rolling-Review-Verfahren zu dem Präparat | |
begonnen, das eine vergleichsweise rasche Zulassung zum Ziel hat. Dabei | |
können Hersteller schon vor dem kompletten Zulassungsantrag einzelne Teile | |
zu Qualität, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit eines Präparats einreichen. | |
Mit dem Zulassungsantrag bei der Ema rückt eine Corona-Impfung auch in | |
Deutschland näher. Vergangene Woche hatte EU-Kommissionschefin Ursula von | |
der Leyen mitgeteilt, mit Moderna sei ein Rahmenvertrag über bis zu 160 | |
Millionen Impfstoff-Dosen abgeschlossen worden. Demnach sollen zunächst 80 | |
Millionen Dosen geliefert werden, mit der Option auf 80 Millionen weitere | |
Einheiten. In der EU könnte das Mittel nach Angaben von Moderna bereits im | |
Dezember ausgeliefert werden, sofern es eine Zulassung erhält. | |
Auch der Mainzer Hersteller BioNTech hat zusammen mit dem US-Konzern Pfizer | |
ein solches Verfahren laufen. BioNTech und Pfizer haben zwar bereits in den | |
USA eine Notfallzulassung beantragt, in der EU aber noch nicht. | |
„Corona-Pandemie“ ist Wort des Jahres | |
Der Begriff „Corona-Pandemie“ ist zum Wort des Jahres 2020 gekürt worden. | |
Die Zusammensetzung bezeichne das beherrschende Thema nahezu des gesamten | |
Jahres, erklärte die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden. „Als | |
Wort des Jahres steht Corona-Pandemie nicht nur für die nach Einschätzung | |
der Bundeskanzlerin ebenso wie vieler Fachleute schwerste Krise seit dem 2. | |
Weltkrieg, sondern sprachlich auch für eine Vielzahl neuer | |
Wortbildungen“, begründete die Jury ihre Entscheidung. Auch beim | |
zweitplazierten Wort geht es um Corona: Lockdown. Auf Platz drei folgt | |
„Verschwörungserzählung“. Damit reagiert die Jury nach eigenen Angaben | |
„nicht nur auf die Propaganda von Coronaleugnern, sondern auch auf | |
Behauptungen wie die des scheidenden US-Präsidenten Trump, er sei Opfer | |
eines großangelegten Wahlbetrugs geworden, auf Verschwörungsideologien wie | |
QAnon oder auf rechtspopulistische Überfremdungsfantasien“. | |
## Bund plant Maskenreserve | |
dpa/afp/taz | Als Konsequenz aus der [1][Coronakrise] will der Bund an 19 | |
Standorten in Deutschland eine Nationale Gesundheitsreserve mit wichtigem | |
Material wie Schutzmasken aufbauen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) | |
sagte: „Diese Pandemie lehrt uns, dass wir mehr vorsorgen müssen.“ Mit den | |
Plänen soll sich am Montag das Coronakabinett befassen. Demnach soll die | |
Reserve bis Ende 2021 vor allem mit schon beschafften Masken gefüllt | |
werden, dann mit Material aus inländischer Produktion. Ständig vorgehalten | |
werden soll der Bedarf des Gesundheitswesens und des Bundes für einen | |
Monat. | |
Die Reserve solle im Kern aus Schutzausrüstung, Schutzmasken, | |
Beatmungsgeräten und Medikamenten bestehen, erläuterte Spahn. „So | |
unterstützen wir im Notfall besonders diejenigen, die in Krankenhäusern, | |
Pflegeeinrichtungen und Arztpraxen arbeiten. Am Material soll gute | |
Gesundheitsversorgung nicht scheitern.“ | |
Die Bundesregierung hatte Anfang Juni grundsätzlich den Aufbau einer | |
„Nationalen Reserve Gesundheitsschutz“ beschlossen und beteiligte | |
Ministerien mit einem Konzept beauftragt. Hintergrund ist auch, dass zu | |
Beginn der Coronakrise im Frühjahr Schutzmasken und anderes Material knapp | |
waren. Der Bund stieg daraufhin in die Beschaffung ein und beschloss | |
Anreize für inländische Hersteller. Eigene Reserven sollen in erster Linie | |
auch weiterhin medizinische Einrichtungen und die Länder vorhalten, ehe auf | |
Bundesbestände zugegriffen werden soll. | |
Die Nationale Reserve soll grundsätzlich dezentral verfügbar sein, wie es | |
in einer Vorlage heißt. Für die erste Phase sind demnach derzeit von Seiten | |
des Bundes über Logistikunternehmen 16 regionale Standorte vorgesehen: | |
Apfelstädt, Augsburg, Bergkamen, Biblis, Crailsheim, Dortmund, Emmerich, | |
Euskirchen, Halle, Hamburg, Ibbenbüren, Kabelsketal, Krefeld, Langenhagen, | |
Neuss, Unna. Dazu kommen vom Bund gemietete Lagerflächen für | |
Handdesinfektionsmittel in Neustadt, Muggensturm und Krefeld. Die | |
Bundesreserve soll kompatibel zu Länderreserven sein, beraten werden soll | |
auch über Kooperationen. | |
Konkret soll die Reserve bestimmte Mengen beschaffen und bevorraten, sich | |
aber etwa auch Belieferungsoptionen und Produktionskapazitäten sichern. Mit | |
einer solchen Kombination soll der Bedarf für bis zu sechs Monate abgedeckt | |
werden können – immer physisch verfügbar sein soll ein Mindestvorrat für | |
einen Monat. Neben der Versorgung des Gesundheitssektors und des Bundes | |
solle auch humanitäre Hilfe mit Schutzausstattung für die | |
Weltgesundheitsorganisation (WHO) und andere Staaten ermöglicht werden | |
können, heißt es in der Vorlage. | |
## Über 11.000 Neuinfektionen | |
Erwartungsgemäß haben die Gesundheitsämter dem Robert-Koch-Institut (RKI) | |
am Montag vergleichsweise wenig neue Corona-Infektionen gemeldet. Innerhalb | |
eines Tages sind 11.169 neue Fälle übermittelt worden, wie das RKI am | |
Montagmorgen bekanntgab. Der bisherige Höchststand war am Freitag vor einer | |
Woche (20.11.) mit 23.648 gemeldeten Fällen erreicht worden. Am vergangenen | |
Montag hatte die Zahl bei 10.864 gelegen. An Sonntagen und Montagen sind | |
die Zahlen niedriger, weil laut RKI am Wochenende weniger Proben genommen | |
werden und dadurch auch insgesamt weniger getestet wird. | |
Die deutschen Gesundheitsämter meldeten binnen 24 Stunden zudem 125 neue | |
Todesfälle. In der Tendenz war die Zahl der täglichen Todesfälle zuletzt | |
nach oben gegangen, was nach dem steilen Anstieg bei den Neuinfektionen | |
auch erwartet wurde. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter | |
Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, | |
stieg auf insgesamt 16.248. | |
Der sogenannte Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Sonntag bei | |
0,95 (Vortag: 0,96). Das heißt, dass 100 Infizierte rechnerisch 95 weitere | |
Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 | |
bis 16 Tagen ab. Liegt der Wert für längere Zeit unter 1, flaut das | |
Infektionsgeschehen ab. | |
## US-Virologe warnt vor Thanksgiving-Welle | |
Der renommierte US-Virologe Anthony Fauci hat vor einem drastischen Anstieg | |
der Corona-Infektionszahlen nach Thanksgiving gewarnt. Wegen der regen | |
Reiseaktivitäten rund um den wichtigsten US-Feiertag werde sich die | |
Verbreitung des Coronavirus höchstwahrscheinlich nochmals beschleunigen, | |
sagte Fauci am Sonntag dem Sender CNN. In zwei oder drei Wochen sei mit | |
einem sprunghaften Anstieg der Infektionsfälle zu rechnen. „Wir wollen die | |
Menschen nicht verängstigen, aber das ist die Realität“, sagte Fauci. | |
Die US-Gesundheitsbehörde CDC hatte vor Thanksgiving dringend von den sonst | |
üblichen Reisen quer durch die USA zu Familienangehörigen abgeraten, | |
[2][doch ließen sich Millionen US-Bürger:innen davon nicht abhalten]. | |
Die USA sind das am schwersten von der Pandemie betroffene Land weltweit. | |
Insgesamt verzeichneten die Vereinigten Staaten bereits mehr als 13 | |
Millionen Coronafälle. Mehr als 266.000 Infizierte starben. | |
## Steuerpauschale fürs Homeoffice? | |
Finanzpolitiker:innen der Großen Koalition in Deutschland haben sich nach | |
einem Medienbericht auf eine Entlastung für Arbeitnehmer:innen geeinigt, | |
die in der Coronapandemie viel von zu Hause aus arbeiten müssen. Wie die | |
FAZ berichtet, soll es eine Steuerpauschale von 5 Euro pro Tag geben, | |
höchstens jedoch von 600 Euro pro Jahr. | |
Unklar ist demnach allerdings noch, ob sie neben dem | |
Arbeitnehmerpauschbetrag von 1.000 Euro gewährt wird. Wenn sie wie andere | |
Werbungskosten behandelt würde, könnten nur diejenigen profitieren, die auf | |
mehr als 1.000 Euro Werbungskosten kommen. Das Finanzministerium setzt sich | |
nach einem aktualisierten Konzept, aus dem die FAZ zitiert, für diesen Weg | |
ein: „Würde die Homeofficepauschale unabhängig, also zusätzlich zum | |
Werbungskostenpauschbetrag gewährt, wäre dies eine übermäßige (und damit | |
verfassungsmäßig zweifelhafte) Begünstigung.“ | |
„Die Homeofficepauschale ist die flexible Antwort auf die verkrustete | |
Rechtsprechung zum häuslichen Arbeitszimmer – unbürokratisch und leicht | |
nachvollziehbar“, sagte der CSU-Finanzpolitiker Sebastian Brehm: „Wir | |
wollen als CSU diejenigen entlasten, die während der Pandemie von zu Hause | |
aus Enormes geleistet haben.“ | |
## Kekule für privates Coronameldesystem | |
Der Virologe Alexander Kekulé hat ein privates Coronameldesystem für | |
Veranstaltungen ab 20 Personen vorgeschlagen. „Alle Veranstalter, auch die | |
privaten, sollten in die Pflicht genommen werden, die Teilnehmer zu | |
registrieren“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Sei | |
ein Teilnehmer oder eine Teilnehmerin positiv, könne der Veranstalter alle | |
anderen warnen. „Dadurch könnte man ein paralleles Meldesystem einziehen, | |
das auf privater Ebene viel, viel schneller ist und das eine höhere | |
Bereitschaft zur Mitwirkung hätte“, sagte Kekulé. | |
Mit Blick auf Weihnachten sagte Kekulé, es gebe „die ernstzunehmende | |
besondere Gefahr, dass sich viele Menschen infizieren, die über 70 Jahre | |
alt sind. Und diese haben, wenn sie sich infizieren, ein Sterberisiko von | |
fast 10 Prozent.“ Aber dieses Risiko sei zu steuern. Die in der vergangenen | |
Woche von Bund und Ländern beschlossenen Maßnahmen beinhalteten die | |
Möglichkeit, dass bis Weihnachten die Infektionszahlen deutlich gesunken | |
seien. „Die Politik wettet hier auf fallende Zahlen. Wenn es sehr viel | |
anders kommt, haben die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin ein | |
Kommunikationsproblem.“ | |
Mit einer Impfung der gesunden Allgemeinbevölkerung rechnet Kekulé nach | |
eigener Aussage im Zeitraum April bis Juni. „Im Sommer könnte die Seuche | |
dann verschwinden und im Herbst hoffentlich nicht wiederkommen. Das ist | |
mein optimistisches Szenario.“ | |
30 Nov 2020 | |
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