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# taz.de -- Impfstoffe gegen Corona: „Wir können loslegen“
> Auch Biontech beantragt eine Zulassung für seinen Corona-Impfstoff – sei
> die erteilt, könne man sofort losimpfen, sagt das Mainzer Unternehmen.
Bild: US-Hersteller Moderna hat seinen Zulassungsantrag vor Biontech/Pfizer ein…
Berlin taz | Der US-Hersteller Moderna und Biontech aus Mainz liefern sich
weiter ein Wettrennen um die ersten Impfungen gegen Corona. Beide haben nun
Zulassungen auf der ganzen Welt beantragt – in Europa nennt sie sich
„vorläufige Zulassung“, in den USA „Notfallzulassung“.
In der aktuellen Runde des Rennens war nun Moderna schneller: Das
Unternehmen teilte bereits am Montag erst auf seiner Webseite mit, es werde
für seinen Impfstoff eine Notfallzulassung in den USA und eine vorläufige
Marktzulassung in der EU beantragt. Nur um kurze Zeit später, in der Nacht
zum Dienstag, dann auch zu bestätigen, dass ebendies geschehen sei.
Punktsieg für Moderna – Zulassungsantrag vor der deutschen Konkurrenz von
Biontech und dessen Partner Pfizer eingereicht.
Eine klare Retourkutsche für die Unverfrorenheit von Biontech, die
geschlagene sieben Tage [1][vor Moderna], [2][am 9. November], verkündeten:
Wir sind die ersten Unternehmen weltweit, die einen wirksamen Impfstoff
entwickelt haben, es schützt mindestens 90 Prozent der Menschen, die ihn
bekommen haben. Wobei die Lorbeeren eigentlich an Biontech gehen: Die haben
den Impfstoff entwickelt, Pfizer ist Logistikpartner. Die Daten kamen zwar
von einem unabhängigen Komitee der US-amerikanischen
Arzneimittelzulassungsbehörde FDA aus einer wichtigen Phase-III-Studie mit
rund 44.000 Proband*innen. Doch die Entscheidung, sie so schnell
rauszuhauen, die traf Biontech.
Jetzt gewinnt in dem Karnickelrennen also Moderna den Preis für die ersten
beantragte Marktzulassung in den USA und Europa. Die News ging so schnell
raus, dass die Europäische Arzneimittelbehörde EMA noch nicht einmal eine
Pressemitteilung dazu vorbereitet hatte. Man werde sich bald dazu äußern,
sagte eine Sprecherin. Heißt: Wir schreiben gerade noch an der Mitteilung.
Offenbar wollte man hier nun Biontech unbedingt zuvorkommen.
Dessen Finanzvorstand Sierk Poetting nahm es am Dienstag auf einer
Pressekonferenz mit Bundesforschungsminister Anja Karliczek sportlich. Man
werde selbst „sehr, sehr“ bald eine Zulassung beantragen. „Die Daten sind
alle da. Gedulden Sie sich einen kleinen Moment. Das Paket ist fertig“,
sagte Poetting – keine Stunde später [3][kam dann die Bestätigung]. Auch
Biontech hat nun weltweit Zulassungen beantragt. Innerhalb von Wochen
könnte die in der EU zuständige EMA laut eigenen Angaben für eine Meinung
über den Impfstoff brauchen. Die EU-Kommission würde dann die entsprechende
Zulassung erteilen. „Auch eine vorläufige Zulassung, so sie denn zum Tragen
kommt, legt zugrunde, dass ein ausreichender Datensatz vorhanden ist“,
sagte der Präsident des an der Prüfung maßgeblich beteiligte
Paul-Ehrlich-Insituts, Klaus Cichutek, [4][in einem taz-Interview].
## Großbritannien impft vor der EU
„Wir können innerhalb weniger Stunden ausliefern“, sagte Poetting zudem,
sollte eine Zulassung erteilt werden. Die Logistik stehe, Millionen
Impfdosen sind bereits produziert. Sicher ist, dass Großbritannien vor der
EU loslegen wird: Laut einem Bericht der Financial Times vom Montag sind
dort die Krankenhäuser angewiesen, sich für den 7. Dezember bereitzuhalten.
So schnell wird es in der EU wahrscheinlich nicht gehen. Die EMA
veranstaltet erst am 11. Dezember eine [5][öffentliche Anhörung] zu
Impfstoffen. In den USA soll sich der Beratungsausschuss für Impfstoffe der
FDA am 10. Dezember zur Überprüfung der Daten von Biontech und Pfizer
treffen und eine Empfehlung abgeben, am 17. Dezember soll über das Vakzin
von Moderna beraten werden.
Zwar prüft die EMA bereits seit Anfang Oktober die Daten zu den klinischen
Studien der Impfstoffe von Biontech, Moderna und der britischen
AstraZeneca, allerdings waren das zunächst noch nicht die Daten aus den
dritten, großen klinischen Studien. Dieses Rolling Review genannte
Verfahren beschleunigt die jetzt beantragte, vorläufige Marktzulassung
wahrscheinlich deutlich. Sie kann bereits erteilt werden, wenn nur ein Teil
der Daten der klinischen Studien ausgewertet sind, der Rest kann dann
nachgereicht werden.
Bei der Sicherheit der Impfstoffe werde es trotz der Geschwindigkeit der
Entwicklung keine Abstriche geben, beteuern Expert*innen immer wieder. Die
Impfstoffe seien zwar in atemberaubender Schnelligkeit entwickelt worden,
es seien aber keine Abkürzungen genommen worden, die sicherheitsrelevant
sind, sagte Marylyn Addo, Virologin am Deutschen Zentrum für
Infektionsforschung, auf der Pressekonferenz am Dienstag. „Es sollte uns
begeistern, dass wir auf eine solche Art und Weise auf eine Pandemie
reagieren können“, so Addo. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek
kündigte eine „klassische Kampagne“ an, um Transparenz und Klarheit über
die Impfstoffe herzustellen.
1 Dec 2020
## LINKS
[1] /Neuer-Corona-Impfstoff-von-Moderna/!5729327
[2] /Durchbruch-beim-Corona-Impfstoff/!5723984
[3] https://investors.biontech.de/news-releases/news-release-details/pfizer-and…
[4] /Biochemiker-ueber-Sicherheit-von-Corona-Impfstoffen/!5727779
[5] https://www.ema.europa.eu/en/events/public-stakeholder-meeting-development-…
## AUTOREN
Ingo Arzt
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Impfung
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