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# taz.de -- Abschalten von Kohlekraftwerken: Versagen von Politik und Industrie
> Der Ausbau der erneuerbaren Energien und der CO2-Preis machen auch junge
> Kohlekraftwerke unrentabel. Die Konzerne haben zu lange auf sie gesetzt.
Bild: Vattenfall wird sein Hamburger Kohlekraftwerk Moorburg im nächsten Jahr …
Es ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie Politik und Wirtschaft [1][den
Wandel in der Energiepolitik unterschätzt] haben: Als am 29. Oktober 2008
der Grundstein für das neue Steinkohlekraftwerk Westfalen im
nordrhein-westfälischen Hamm gelegt wurde, bezeichnete Bundeskanzlerin
Angela Merkel neue Kohlekraftwerke als „wesentlichen Eckpfeiler der
Energiepolitik“ und äußerte die Erwartung, dass sich diese „Investition in
die Zukunft“ über Jahrzehnte bezahlt machen würde.
Tatsächlich wurde einer der zwei geplanten Blöcke des Kraftwerks nie
fertiggestellt. Und der zweite, der 2014 nach langer Verzögerung ans Netz
ging, wird im nächsten Jahr nach nur 6 Jahren Betriebszeit wieder
stillgelegt. Für den Betreiber RWE dürfte es sich um eine der größten
Fehlinvestitionen der Geschichte gehandelt haben. Ähnliches gilt für den
Energiekonzern Vattenfall, der sein heftig [2][umstrittenes Hamburger
Kohlekraftwerk Moorburg] ebenfalls im nächsten Jahr stilllegen wird. Der
Ausbau der erneuerbaren Energien und der gestiegene CO2-Preis – zwei
Entwicklungen, an die die Betreiber offenbar lange nicht geglaubt haben –
machen Kohlekraftwerke schlicht unwirtschaftlich.
[3][Viel Entschädigung bekommen die Konzerne fürs Abschalten nicht]: Bei
der ersten Auktion wurden so viele Kohlekraftwerke zur Stilllegung
angeboten, dass dafür nur ein Drittel der Summe gezahlt werden muss, als
vom Gesetz her möglich gewesen wäre. Mitleid ist dafür aber nicht
angebracht, denn an Warnungen hat es seinerzeit nicht gefehlt. Angesichts
des offenbar großen Verlangens, die Verlustbringer so schnell wie möglich
loszuwerden, stellt sich vielmehr die Frage, warum dafür überhaupt
Entschädigungen fließen.
Vor allem aber ist zu hoffen, dass sich dies Versagen von Politik und
Industrie nicht wiederholt. Etwa in der Automobilbranche, in der viele
Akteure trotz massiver Warnungen am Verbrennungsmotor festhalten, teilse
mit offensiver Unterstützung aus der Politik. Spätestens jetzt sollte klar
sein: Wer die Klimakrise und den von ihr ausgehenden Veränderungsdruck
ignoriert, verliert.
1 Dec 2020
## LINKS
[1] /Kommission-verlangt-Aenderungen/!5727528
[2] /Umstrittenes-Steinkohlekrafterk/!5712394
[3] /Entschaedigungen-fuer-Kohlekonzerne/!5708238
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
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Erneuerbare Energien
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Energiewende
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Schwerpunkt Klimawandel
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