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# taz.de -- Umstrittenes Steinkohlekrafterk: Vattenfall will Moorburg stilllegen
> Der Betreiber bietet Abschaltung im nächsten Jahr an. Denn wegen
> Umweltauflagen und höherer CO2-Preise ist das Kraftwerk nicht
> wirtschaftlich.
Bild: Sind jetzt nicht mehr die einzigen, die Moorburg stilllegen wollen: Klima…
Hamburg dpa/taz | Der Betreiber Vattenfall will das Hamburger
Kohlekraftwerk Moorburg im nächsten Jahr stilllegen. Dazu habe sich
Vattenfall an einer Auktion der Bundesnetzagentur zur Stilllegung von
Kraftwerkskapazitäten beteiligt, teilte das Unternehmen am Freitag, 4.
September, mit. In einer ersten Runde hat die Bundesnetzagentur 4.000
Megawatt Kraftwerkskapazität in Norddeutschland ausgeschrieben, die gegen
eine Entschädigung stillgelegt werden sollen. Die Agentur will Anfang
Dezember das Ergebnis der Ausschreibung bekannt geben.
„Es ist eine schwere Entscheidung, weil es ein junges, hocheffizientes
Kraftwerk ist“, sagte Vattenfall-Chef Magnus Hall der [1][Süddeutschen
Zeitung]. Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei das nicht
leicht. „Wenn man aber andererseits Geld damit verliert, muss man etwas
tun.“
Das Kraftwerk besteht aus zwei Blöcken mit einer Leistung von jeweils gut
800 Megawatt und ist offiziell seit 2015 in Betrieb. Es ist eines der
modernsten und effizientesten Kohlekraftwerke in Deutschland und sollte
eigentlich bis 2038 am Netz bleiben. Das Kraftwerk kann bis zu elf
Terawattstunden Strom pro Jahr erzeugen und stößt bei voller Last jährlich
rund acht Millionen Tonnen CO2 aus. Im vergangenen Jahr waren es 4,7
Millionen Tonnen.
Ob Moorburg bei der Auktion der Bundesnetzagentur den Zuschlag erhält, ist
offen. Die Agentur muss nicht nur die Höhe der Entschädigung
berücksichtigen. Hier würde derjenige Bewerber den Zuschlag erhalten, der
die geringste Summe fordert. Wichtig ist auch der CO2-Ausstoß. Da hat
Moorburg als modernes Kraftwerk eher bessere Werte je erzeugter
Stromeinheit als ältere Mitbewerber. Zudem spielt die Versorgungssicherheit
eine Rolle.
Moorburg ist seit vielen Jahren ein Zankapfel in der Hamburger Politik. Das
Kraftwerk wurde Mitte der Nuller-Jahre geplant und fiel auf Wunsch des
damaligen CDU-Senats unter Ole von Beust doppelt so groß aus wie zunächst
vorgesehen. Den Grünen gelang es später in Senatsverantwortung aus
rechtlichen Gründen nicht, den Bau zu stoppen, wie sie es zuvor angekündigt
hatten. In Betrieb genommen wurde Moorburg offiziell 2015.
## Erfolgreiche BUND-Klage gegen Kühlwasser-Nutzung
Die geplante Nutzung als kombiniertes Strom- und Wärmekraftwerk für die
Hamburger Fernwärmeversorgung kam allerdings nicht zustande, so dass
Moorburg heute vorwiegend Strom produziert. Zudem darf das Kraftwerk als
Folge einer Klage des BUND zur Kühlung [2][nur geringe Mengen Wasser aus
der Elbe verwenden]; diese Entscheidung wurde in dieser Woche vor Gericht
noch einmal bestätigt.
Beides wirkt sich negativ auf die Wirtschaftlichkeit aus und dürfte damit
für die Bewerbung um eine frühe Stilllegung eine wichtige Rolle gepielt
haben. Zudem hat der gestiegenen Preis für CO2-Zertifikate die
Wettbewerbsfähigkeit von Kohlekraftwerken in letzter Zeit deutlich
verschlechtert.
Der BUND begrüßte die Entscheidung in einer [3][Stellungnahme]. „Die
Abschaltung von Norddeutschlands größtem Klimakiller ist überfällig“,
erklärte Landesgeschäftsführer Manfred Braasch. Zwei Tage nachdem
Vattenfall erneut eine herbe Schlappe vor Gericht erlitten habe, kommen die
Entscheidung kaum überraschend, so Braasch. „Sie zeigt, dass das Kraftwerk
nur unter Inkaufnahme enormer Umweltschäden wirtschaftlich zu betreiben
ist.“ Auch die SchülerInnen-Bewegung Fridays for Future äußerte sich
zufrieden. „Die dreckigsten Energieträger stehen vor ihrem Ende“,
kommentierte FFF die Entscheidung auf Twitter.
4 Sep 2020
## LINKS
[1] https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kohlekraftwerk-hamburg-moorburg-schl…
[2] /Fruehes-Moorburg-Ende-in-Sicht/!5210529
[3] https://www.bund-hamburg.de/service/presse/detail/news/abschaltung-von-moor…
## TAGS
Moorburg
Kohleausstieg
Schwerpunkt Klimawandel
Vattenfall
CO2-Emissionen
Erneuerbare Energien
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