| # taz.de -- Choreograph über afrikanische Tänze: „Jeder Schritt hat eine Ge… | |
| > Seit Beyoncés Hit „Already“ liegen afrikanische Tanzschritte im Trend. | |
| > Choreograf Isaac Kyere hat ein Videolexikon dieser Bewegungen erstellt. | |
| Bild: Afrohouse (links), Coupé Decalé (Mitte), Afrobeats (rechts) | |
| taz am wochenende: Herr Kyere, Sie haben vor Kurzem das „[1][African Dance | |
| Dictionary]“ veröffentlicht, eine Onlineplattform, in dem Sie fast wie in | |
| einem „Wörterbuch“ Tanzschritte per Video erklären. Kann man Tanzen lernen | |
| wie eine Sprache? | |
| Isaac Kyere: Auf jeden Fall. Nach meiner persönlichen Überzeugung ist | |
| Tanzen wie Sprechen. Durch Tanzen kann man sich ausdrücken, Tanzen kann | |
| eine Stimme geben, eine visuelle Stimme. Um sich bestmöglich auszudrücken, | |
| viele Menschen emotional zu erreichen, muss man sich wie mit jeder Sprache | |
| erst mal ausführlich mit ihr befassen. Auch im Tanz muss man eine gewisse | |
| Grammatik entwickeln, also einen eigenen „Flow“ finden. Außerdem Vokabeln, | |
| sprich einzelne Schritte lernen und überlegen, wie man sie betont und wie | |
| man Akzente setzt. Genau wie beim Lernen einer Sprache beginnt man am | |
| besten mit den Vokabeln und schafft sich ein brauchbares Wörterbuch mit | |
| Übersetzungen oder Erklärungen an. Deswegen war „African Dance Dictionary“ | |
| für mich der passendste Begriff. | |
| Wenn Sie von „[2][afrikanischem Tanz]“ sprechen, wovon sprechen Sie genau? | |
| Gemeint sind im „African Dance Dictionary“ die vier großen Stile des | |
| modernen afrikanischen Tanzes, die man zu aktueller Popmusik tanzt. Das | |
| sind Afrobeats, Ndombolo, Afro House und Coupé Decalé. Man kann natürlich | |
| nie die Fülle an traditionellen Tänzen abbilden, es geht hier ja immerhin | |
| um einen Kontinent. Trotzdem haben sich Begriffe wie „Afrodance“ oder | |
| „Afrofusion“ etabliert. Gemeint sind damit aber vor allem diese vier Stile | |
| vorrangig aus Ghana, Nigeria, dem Kongo, Angola und der Elfenbeinküste. Im | |
| „African Dance Dictionary“ beginne ich ein Kapitel immer mit der Geschichte | |
| des Stils, denn die modernen Tänze bedienen sich vieler traditioneller | |
| Bewegungen. Erst danach zeige ich alles, von Grundschritten hin zu den | |
| trendigsten Moves. Am Ende versuche ich allen auch den „Freestyle“ | |
| nahezulegen, also frei die Schritte zusammenzuknüpfen, um dann wirklich | |
| anzufangen, im Tanz zu „sprechen“. | |
| Und wie haben Sie selbst angefangen, diese „Sprache zu sprechen“? | |
| Beim Tanzen geht es viel ums Nachahmen. Ich bin in Ghana geboren und habe | |
| als Kind gesehen, wie meine Onkel und Tanten auf Familienfeiern | |
| traditionell ghanaisch getanzt haben, und sie dabei schon immer nachgeahmt. | |
| Wirklich befasst habe ich mich erst später mit modernem afrikanischen Tanz. | |
| Eigentlich war ich als HipHop-Tänzer mit meiner Crew, der „M.I.K Family“ | |
| aus Berlin, bekannt, konnte aber nicht zu lange bei einem Stil bleiben. | |
| Dann habe ich angefangen, intensiv zu Afromusic zu trainieren. Ich habe | |
| Afro-Tänzer kennengelernt, die gerade frisch nach Deutschland kamen, mit | |
| ihnen trainiert und erste Auftritte gemacht. Das ging rasant schnell, und | |
| ich durfte für die größten afrikanischen Musiker das Konzert mit einer Show | |
| eröffnen. Darunter waren Wizkid, einer der größten Afrobeats-Musiker, oder | |
| DJ Arafat, unser früheres Idol und eine Legende im Coupé Decalé. | |
| Wie haben Sie aus Europa heraus Inspiration gefunden und die Tänze lernen | |
| können? | |
| Es war für mich anfangs schwer, authentische Quellen zu finden. Die | |
| Geschichte der jeweiligen Schritte zu entdecken und Wissen zu sammeln war | |
| eine lange Reise. Mittlerweile beschäftige ich mich damit nun schon fast 15 | |
| Jahre. Anfangs war die einzige Möglichkeit für mich, sich mit Menschen in | |
| real life, also persönlich, auszutauschen. Das ging entweder auf großen | |
| Tanzcamps der afrikanischen Diaspora in Europa oder über andere | |
| afrikanische Tänzer, die für Shows hierherkamen. Die habe ich | |
| angeschrieben, mit ihnen trainiert und viele Fragen gestellt. Nach Ghana | |
| hatte ich natürlich einen eigenen Bezug und bin hingereist, um dort mit der | |
| Szene zu arbeiten. Insgesamt gab es für mich aber nur wenige digitale | |
| Quellen, das ist heute anders, man bekommt viel mehr vom afrikanischen | |
| Kontinent direkt mit, zum Beispiel über Instagram. | |
| Wie kann man sich solche Tanzcamps vorstellen? | |
| Die sind meist von der Diaspora in Europa organisiert, aber es werden immer | |
| Tänzer aus afrikanischen Staaten als Dozierende eingeladen. Oft sind die | |
| Einreise und der Papierkram ein Problem. Manchmal klappt es auch mal nicht | |
| mit der Anreise. In Europa ist Paris der beste Ort, um sich auszutauschen. | |
| Dort ist die afrikanische Community total aktiv. Da gibt es das „Afreekas | |
| Best Dance Camp“, wo man unbedingt hingehen sollte, wenn man alles zu | |
| afrikanischem Tanz wissen will. Ich selbst war drei Jahre Teilnehmer, und | |
| im vierten Jahr wurde ich eingeladen, um zu unterrichten. Das ist echt ein | |
| Erlebnis, man hat 6 bis 7 Kurse pro Tag, und dann gibt es noch Konferenzen, | |
| Podiumsdiskussion und Fragerunden. Man befasst sich dann wirklich mit der | |
| Kultur. Das ist nicht mehr nur Entertainment. Man geht hin, um sich | |
| weiterzubilden. | |
| Sie sprachen von Instagram als Plattform für Tanzvideos aus Afrika. Immer | |
| mehr junge Menschen erhoffen sich globale Aufmerksamkeit für ihre Videos | |
| und erfinden immer neue Moves. Wie behält man da den Überblick? | |
| Ja, das ist manchmal gar nicht so leicht. Es ist großartig, zu sehen, wie | |
| viel Neues entsteht. Aber es ist auch eine kontroverse Sache, wenn Leute | |
| nur im Internet viral gehen wollen und sich gar nicht mit den Grundlagen | |
| des Tanzes beschäftigen. Sachen kopieren, zusammenwerfen, ein Video machen | |
| und hoffen, dass das dann möglichst populär wird. Was in der Musik früher | |
| die „Charts“ waren, wo man unbedingt eine Platzierung bekommen wollte, sind | |
| im Tanz heute einzelne Instagram-Accounts mit Millionen von Abonnentinnen | |
| und Abonenten. Ein Beispiel ist „nwe“, dort wird fast nur afrikanischer | |
| Tanz gezeigt. Ich habe da auch schon Videos platzieren können, wurde | |
| „gereposted“ und konnte so weltweit Fans gewinnen. Aber eigentlich sollte | |
| man seine Kunst nicht nach kurzen Videosequenzen richten. Daher kam für | |
| mich die Idee des „African Dance Dictionarys“, um aus Entertainment Bildung | |
| zu machen. | |
| Sie haben im ersten Lockdown ein Video mit Peter Fox’ Projekt „Ricky Dietz�… | |
| gemacht. Es hieß „[3][Don’t touch my face“]. Sind Video-Inszenierungen | |
| durch Corona beliebter geworden? | |
| Ja, durch die Absage von Festivals und Kursen passiert noch mehr auf Tiktok | |
| und Instagram. Die Krise wird dort kreativ verarbeitet. Man will ja als | |
| Künstler den Zeitgeist treffen, also wurde auch mit Maske und Handschuhen | |
| getanzt oder Desinfektionsmittel in die Choreo eingebaut. Gefühlt hatte | |
| eine Zeit lang fast jedes Video was mit Corona zu tun. | |
| Apropos Entertainment, der Weltstar Beyoncé hat im August ein neues | |
| Musikvideo zu dem Lied „[4][Already]“ veröffentlicht, in der Symbolik einer | |
| Heimkehr nach Afrika. Die Tanzmoves aus dem Video sind ein Riesenerfolg auf | |
| Social Media und ein Mix der modernen Afro-Stile. Bedienen sich Superstars | |
| wie Beyoncé an der Kultur oder fördern sie sie? | |
| Es ist eine Win-win-Situation. Es ist sehr verständlich, eben weil es | |
| gerade so einen Hype um afrikanischen Tanz und die Musik gibt und parallel | |
| im Schwarzen Amerika die Idee, „zurück zu den Wurzeln“ zu schauen. Und wenn | |
| Superstars wie Beyoncé ein Licht auf Afrika werfen, ist das auch für die | |
| afrikanischen Künstler gut, um zu zeigen, wie reich die Länder kulturell | |
| sind, und das Bild ein Stück zu ändern. Hätte sie das Video einfach so | |
| gemacht, ohne zum Beispiel Tänzer aus Ghana einzubeziehen, wäre das nicht | |
| cool gewesen. Aber dadurch, dass die größten Tänzer wie „Afrobeast“, | |
| „Dancegod Lloyd“ aus Ghana im Video vorkommen, bewerte ich das anders. So | |
| bekommen sie plötzlich weltweite Aufmerksamkeit. Problematisch finde ich | |
| nur, wenn die Tanzschritte aus dem Video am Ende als „Beyoncés Schritte“ in | |
| die Geschichte eingehen. Weil sonst vergessen wird, dass jeder Schritt | |
| bereits eine Geschichte hat. | |
| ## Steifer Hintern: Afrohouse | |
| Obwohl im afrikanischen Tanz Geschwindigkeit und Energie meist sowieso | |
| schon enorm sind, kommt es bei Afrohouse zu einer Steigerung. | |
| Getanzt wird zu elektronischer House Music, gemischt mit traditionellen | |
| afrikanischen Perkussionen und Rhythmen. Das ergibt eine ziemlich | |
| anziehende Mischung, die vor allem in Angola eine riesige Fangemeinde hat. | |
| Der angolanische Tanzstil [5][Kuduro], gemeinhin übersetzt mit „steifer | |
| Hintern“, bildet den Ursprung des noch jüngeren Afrohouse. Kuduro entstand | |
| in den späten 80er Jahren in Angola, aber auch in den Vororten von Lissabon | |
| in der angolanischen Community. Alles begann damit, dass moderner | |
| elektronischer Sound mit flotten Tanzschritten gemischt wurde. | |
| Aber auch Einflüsse aus Südafrika sind aus Afrohouse nicht wegzudenken. | |
| Denn House ist Südafrikas Mainstream-Musik. Ein Tanz, der in den Townships | |
| von Johannesburg und Kapstadt zu House entwickelt wurde, heißt | |
| [6][Pantsula]. Und junge Tänzer wie die angolanischen „[7][Os Pilukas]“ | |
| brachten den südafrikanischen Pantsula-Flavour hinzu, immer schnellere, | |
| innovative Schritte beschleunigten so den „steifen Hintern“ des Kuduro. | |
| Es entstand der Tanz, den man heute in der angolanischen Tanzszene | |
| Afrohouse nennt. Bei Afrohouse arbeiten vor allem die Füße gen Boden, | |
| häufig geht einer schnellen Schrittkombination kräftiges Stampfen vorher. | |
| Erst dann bricht sich die Energie Bahn. Typisch ist auch, beim Tanzen einen | |
| Charakter oder eine Rolle einzunehmen. Es wird die Zunge ausgestreckt, wenn | |
| ein besonderer Move gelingt, geschielt, gegrinst und die Gesichtsmuskeln | |
| verrenkt. Denn das Gesicht tanzt bei Afrohouse immer mit. | |
| ## Variationen von Wäschewaschen: Afrobeats | |
| Rasant entwickelt sich der Tanz Afrobeats, den man zur gleichnamigen | |
| Popmusik aus Westafrika tanzt. Hier wird immer Neues erfunden, weshalb | |
| Afrobeats sich längst in viele einzelne „flows“, also Stile, unterteilt. | |
| Dazu gehören Tänze wie der Poco Dance aus dem nigerianischen Streetstyle | |
| oder Azonto aus Ghana. Afrobeats überspannt dabei als Überbegriff die Fülle | |
| westafrikanischer Popmusik, aber auch die tänzerischen Moves und Grooves, | |
| die sich aus Nigeria und Ghana seit den 2000ern um die ganze Welt | |
| verbreiten. | |
| Historisch haben Name und Stil dabei ihre Ursprünge im Afrobeat, | |
| entscheidend dabei: ohne s! Denn Afrobeat – ohne s – entstand in den 1960er | |
| Jahren in Nigeria. Pionier dieses Musikgenres mit Einflüssen aus | |
| ghanaischem Highlife, Jazz und Funk ist kein Geringerer als Afrikas | |
| musikalische Legende Fela Anikulapo Kuti. | |
| Heute ist Afrobeats – mit s – die Popmusik schlechthin in Westafrika mit | |
| Lagos und Accra als zentrale Brutstätten neuer DJs und Künstler*innen. | |
| Der Sound ist energiegeladen, mit einem durchgängig wie durchdringend | |
| trommelnden Beat unterlegt und wird oft autotune-lastig elektronisch | |
| produziert. Wo es bei Fela Kuti noch um Politik und Revolution ging, | |
| verhandeln heutige Afrobeats-Songs vorwiegend Themen wie Liebe, Sex und | |
| schnelles Geld. | |
| Künstler wie Wizkid und Burna Boy sind eine neue Generation nigerianischer | |
| Musiker, die dafür global verehrt werden. Ihre Musik enthält Samples und | |
| ganze Textpassagen von Fela Kuti, großflächig prangt auf Wizkids Unterarm | |
| das Tatoo von Kutis Gesicht, und um Burna Boys Hals hängt Kuti verewigt in | |
| Form einer glitzernden Diamantenkette. | |
| Wo neue Musik entsteht, entsteht neuer Tanz. Azonto war 2013 der erste Tanz | |
| aus Afrobeats, der bis in die westliche Welt hinein populär wurde. Vor | |
| allem der Song „U go kill me“ des ghanaischen Künstlers Sarkodie startete | |
| die globale Azonto-Welle. Dabei wird die Hacke schnell vor- und | |
| zurückgedreht, man tanzt dazu Variationen mit den Armen, die humorvoll | |
| Alltagssituationen nachahmen wie das Tippen am Computer, Telefonieren oder | |
| Wäschewaschen. | |
| Insbesondere die Angst, man könne sich zu Tode tanzen, zieht sich durch | |
| Afrobeats-Kreationen. So ist der Move „[8][Zanku]“ eine Abkürzung für | |
| „Zlatan abeg no kill us“. Abeg bedeutet „bitte“ im ghanaischen | |
| Pidgin-English. Frei übersetzt bedeutet die Tanzbewegung also: „Zlatan, | |
| bitte bring uns nicht um mit deiner Musik, wir fühlen sie so sehr!“ | |
| ## Hypnotische Hüfte: Ndombolo | |
| Bei Ndombolo dreht sich alles um die Hüfte. Und die Hüfte dreht sich | |
| hypnotisch kreisend um sich selbst. Der ganze Tanz baut auf diesem rasanten | |
| Hüft-Groove, dem sogenannten Loketo“, auf. | |
| Die [9][Beine sind dabei geöffnet], die Knie weich gebeugt, alles, um dem | |
| Becken möglichst viel Raum für kräftige Umdrehungen zu geben. Zudem gibt es | |
| mehr oder weniger komplexe Variationen von Schritten und Armbewegungen, die | |
| noch addiert werden können, nur selten steht die Hüfte dafür dann ganz | |
| still. | |
| Der trendigste Move im Ndombolo ist der „Yope“. Hier werden beide Fäuste | |
| vor der Hüfte gerade nach unten gestreckt und der Hintern abwechselnd nach | |
| rechts und links im Takt geschoben. | |
| Entstanden ist Ndombolo im Kongo und hat heute über die Ländergrenzen | |
| hinaus begeisterte Anhänger. Die Ursprünge liegen musikalisch im Soukous | |
| und Rumba Congolaise. Name und Sound fanden ihren Anfang mit dem Song | |
| „Ndombolo“ des kongolesischen Sängers und Tänzers JB Mpiana von 1997. | |
| Doch wo mit so viel Anziehungskraft das Becken rotierte, kam schnell das | |
| unglimpfliche Urteil der zuständigen Politik: Der Tanz sei obszön und | |
| korrumpiere die Jugend des Landes. So gab es in der Demokratischen Republik | |
| Kongo Versuche, den Tanz aus der Popkultur zu verbannen. Musikvideos von | |
| großen Ndombolo-Musikern wie Koffi Olomidé wurden im staatlichen Fernsehen | |
| und Radio zensiert. Wenig überraschend wurde dabei das genaue Gegenteil | |
| erreicht: Ein noch größerer Kult um den nun verruchten Tanz entstand. | |
| Denn egal wie viel Hitze Ndombolo politisch zu erzeugen scheint, das Feuer | |
| seiner Tänzerschaft erlischt nicht. | |
| ## Omas mit O-Beinen: Coupé Decalé | |
| Coupé Decalé entstand in Pariser Nachtklubs und ungefähr zu der Zeit, als | |
| im Jahre 2002 in der Elfenbeinküste der Bürgerkrieg ausbrach. Eine Gruppe | |
| ivorischer DJs in Paris hatte das vorrangige Ziel, die durch den Krieg | |
| wachsende Diaspora der Elfenbeinküste mit lebensfroher, rhythmischer | |
| Tanzmusik zu unterhalten. | |
| So wurde Coupé Decalé zu dem Sound, der von der zerrütteten politischen | |
| Lage im Heimatland ablenkte. Im Gegensatz zu vielen ivorischen Künstlern | |
| vor Ort verzichteten die Pariser Musiker dabei auf moralisierende Texte und | |
| widmeten sich voll und ganz der Partykultur. Die Gruppe um DJ Douk Saga aus | |
| Paris nannte sich „Jet Set“, als Anspielung auf ihre Lebenslage fern der | |
| Heimat. Sie vermochten es dabei sogar noch, den Bling-Bling und das Protzen | |
| der westlichen HipHopper zu steigern: Es wurde nicht nur mit Geld geprahlt, | |
| sondern gleich damit geschmissen, vorzugsweise ins Publikum, um es weiter | |
| anzuheizen. Schnell schwappte die Musik wieder zurück auf den afrikanischen | |
| Kontinent und ist dort bis heute beliebte Popmusik zum Tanzen. | |
| Tänzerisch geht es um viel Dynamik, auch Tricks und akrobatische Moves – | |
| Handstände bis hin zum Salto werden vollführt. Die Tänzer werden unter | |
| lautstarker Animation und improvisierten Lobpreisungen, dem „Atalakus“ des | |
| DJs, angefeuert. | |
| Als ein Vertreter der jüngeren Generation des Coupé Decalé wurde | |
| insbesondere [10][DJ Arafat] berühmt für seine tänzerischen Kreationen und | |
| seinen spontanen Sprechgesang. Er hat viel beigesteuert zum Tanz, unter | |
| anderem Schritte wie den „Kpangor“ aus dem gleichnamigen Lied „Kpangor po… | |
| bouger“. | |
| Das ist typisch, viele der Moves werden erst mit der Veröffentlichung eines | |
| Songs kreiert und haben humorvolle Referenzen oder sind kreative | |
| Wortneuschöpfungen. So ist beispielsweise der „Kpangor“ auch bekannt als | |
| der Tanzschritt für die Großmutter: Man geht dafür in die Knie, formt runde | |
| O-Beine, streckt den Po nach hinten, den Bauch nach vorn und bewegt sich in | |
| Trippelschritten vorwärts. Im Coupé Decalé findet sich für jeden Ernst des | |
| Lebens ein humorvoller Umgang. | |
| 21 Nov 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://dance-dictionary.com/ | |
| [2] https://www.youtube.com/watch?v=mUcRti0CyFY | |
| [3] https://www.youtube.com/watch?v=_vYSfy4OtBM | |
| [4] https://www.youtube.com/watch?v=agCgvFTJeRs | |
| [5] https://www.youtube.com/watch?v=45AiA4bV3t4 | |
| [6] https://www.youtube.com/watch?v=gMgcL0_WGig | |
| [7] https://www.youtube.com/watch?v=hqebel9S-xk | |
| [8] https://www.youtube.com/watch?v=T9iis-6dWGU | |
| [9] https://www.youtube.com/watch?v=-6uZvexXxEM | |
| [10] https://www.youtube.com/watch?v=OfXa2S7qVJg | |
| ## AUTOREN | |
| Judith Rieping | |
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