# taz.de -- Verleihung der Grammys: Beyoncé knackt Rekord | |
> Abstand, Masken und Gedenken: Die Grammy-Gala wird geprägt von Corona, | |
> Rassismus-Protesten und Vorwürfen gegen die Veranstalter. Über allem | |
> strahlt Beyoncé. | |
Bild: Sängerin Beyoncé (links) und Rapperin Megan Thee Stallion gehörten zu … | |
LOS ANGELES dpa | Mit der Rekordzahl von insgesamt 28 Auszeichnungen ist | |
die US-Sängerin Beyoncé zur Königin der Grammys aufgestiegen – und feierte | |
gleichzeitig den allerersten Preis für ihre neunjährige Tochter Blue Ivy. | |
„Ich weiß, dass meine Tochter zuschaut. Blue – Glückwunsch“, sagte Beyo… | |
bei der knapp vierstündigen, live im Fernsehen übertragenen Gala in der | |
Nacht zum Montag in Los Angeles. | |
„Ich bin so stolz auf dich. Ich bin so stolz, deine Mutter zu sein.“ Blue | |
Ivy Carter gewann gemeinsam mit ihrer Mutter in der Kategorie „Bestes | |
Musikvideo“ für „Brown Skin Girl“. Beyoncé wurde außerdem noch mit drei | |
weiteren Grammys ausgezeichnet und hat damit nun mehr Preise als jede | |
andere Frau in der Geschichte der Grammys eingeheimst. | |
Die 28. Auszeichnung gewann die 39-Jährige, die mit neun Nominierungen als | |
Favoritin in die Gala gegangen war, in der Kategorie „Beste | |
R&B-Performance“ für „Black Parade“. „Ich fühle mich so geehrt und bi… | |
aufgeregt“, sagte die Sängerin. Es sei eine „magische Nacht“. Bislang ha… | |
die US-Bluegrass-Sängerin Alison Krauss mit ihren 27 Grammys den Rekord bei | |
den Frauen gehalten. Die insgesamt meisten Grammys, nämlich 31, hat der | |
1997 gestorbene ungarisch-britische Dirigent Georg Solti eingesammelt. | |
Auch alle anderen Preise in den Königskategorien gingen bei der | |
diesjährigen Gala an Frauen: [1][Taylor Swift gewann mit „Folklore“] die | |
Auszeichnung für das „Album des Jahres“ – und bedankte sich bei den Fans | |
und bei ihrem Freund Joe Alwyn. „Ich hatte die beste Zeit dabei, mit dir in | |
der Quarantäne Songs zu schreiben.“ Es war bereits ihr dritter Sieg in | |
dieser Kategorie. Vorjahres-Abräumerin [2][Billie Eilish] bekam den Grammy | |
für die „Aufnahme des Jahres“ für „Everything I Wanted“ – auch wenn… | |
Sängerin diese Auszeichnung eigentlich lieber bei der ebenfalls nominierten | |
[3][Rapperin Megan Thee Stallion] gesehen hätte. „Megan, du verdienst ihn“, | |
sagte Eilish. „Du hattest ein unvergleichbares Jahr.“ | |
## „Unsere Leben berührt und unsere Seelen gerettet“ | |
Die Rapperin gewann aber den Preis als „Beste neue Künstlerin“ und gleich | |
noch zwei weitere für „Savage“, ihre Kooperation mit Beyoncé. „Wir haben | |
wirklich ein höllisches Jahr hinter uns, aber wir haben es da durch | |
geschafft“, sagte die Musikerin – und sorgte dann noch für Wirbel, weil sie | |
gemeinsam mit Kollegin Cardi B. lasziv und leicht bekleidet rund um einen | |
gigantischen Stöckelschuh und ein riesiges Bett herum tanzte. „Wow, wow, | |
wow“, kommentierte Moderator Trevor Noah. „Das ist Wahnsinn.“ Viel Jubel | |
bekam auch der Musiker Harry Styles, der mit Federboa und nacktem | |
Oberkörper auftrat und später zudem den Preis für die „Beste | |
Pop-Performance“ bekam. | |
Die Live-Gala war stark von der Corona-Pandemie geprägt: Die Auftritte und | |
Preisübergaben fanden auf unterschiedlichen Bühnen statt, zum Teil unter | |
freiem Himmel. Im Publikum saßen – mit teils ausgefallen dekorierten Masken | |
und an weit voneinander entfernt aufgestellten Tischen – nur sehr wenige | |
geladene Gäste, hauptsächlich die Musiker und deren Begleitung. Mehrere | |
Preise wurden von Vertretern von Musik-Clubs aus verschiedenen US-Städten | |
präsentiert, die teils seit Monaten nicht mehr öffnen können. Ausgiebiger | |
als sonst wurde an die Stars aus der Musikbranche erinnert, die im | |
vergangenen Jahr gestorben sind – einige davon auch nach einer Infektion | |
mit dem Virus. | |
Die Musik habe während der Pandemie „unsere Leben berührt und unsere Seelen | |
gerettet“, sagte Moderator und Comedian Noah. „Wenn ihr schon lange nicht | |
mehr auf einem Konzert wart, ich auch nicht – aber wir bringen die Konzerte | |
jetzt zu euch.“ Die Grammys sollten die Menschen zusammenbringen, „wie es | |
nur Musik kann – und Impfungen“. „Nach einem Jahr, in dem wir alle | |
reingezoomt und ausgezoomt haben, ist es großartig, hier zu sein – es ist | |
großartig, überhaupt mal irgendwo zu sein“, sagte der frühere | |
Beatles-Sänger Ringo Starr, der einen Preis verlieh. | |
## Debatten über Transparenz und Diversität | |
Neben der Pandemie spielten auch die Proteste gegen Rassismus in den USA, | |
die im vergangenen Sommer [4][nach dem Tod des Afroamerikaners George | |
Floyd] bei einem brutalen Polizeieinsatz hochgekocht waren, bei der Gala | |
immer wieder eine Rolle. „Diesen Kampf, den wir im Sommer 2020 in uns | |
hatten? Lasst uns diese Energie beibehalten“, forderte die Sängerin H.E.R., | |
nachdem sie den Preis in der Kategorie „Song des Jahres“ für ihre als | |
Reaktion auf die Proteste geschriebene Hymne „I Can't Breathe“ bekommen | |
hatte. Während eines Auftritts des Rappers Lil Baby wandte sich zudem die | |
Aktivistin Tamika Mallory direkt an US-Präsident Joe Biden: „Präsident | |
Biden, wir verlangen Gerechtigkeit.“ | |
Die Grammys gehören zu den begehrtesten Musikpreisen der Welt. Die 63. | |
Verleihung der Auszeichnungen hätte ursprünglich bereits Ende Januar | |
stattfinden sollen, wurde wegen der zugespitzten Corona-Lage in Los Angeles | |
dann aber in den März geschoben. Über die Preisträger in mehr als 80 | |
Kategorien entscheiden rund 13.000 Mitglieder der Recording Academy. | |
Deutsche Grammy-Hoffnungen erfüllten sich nicht: So musste sich etwa der | |
Pianist Igor Levit mit seiner Aufnahme der kompletten Beethoven-Sonaten in | |
der Kategorie „Bestes klassisches Instrumentalsolo“ dem US-Bratschisten | |
Richard O'Neill geschlagen geben. | |
Überschattet wurde die Gala von schon seit längerem anhaltenden Debatten | |
über Transparenz und Diversität bei der Preisvergabe. Der kanadische Sänger | |
The Weeknd – der zu den derzeit erfolgreichsten Musikern gehört, aber nicht | |
nominiert worden war – hatte schon im Vorfeld angekündigt, die Grammys | |
künftig zu boykottieren. Auch der ebenfalls nicht nominierte Musiker Zayn | |
Malik hatte die Grammys für mangelnde Transparenz und Diversität kritisiert | |
– und trat während der Verleihung via Twitter nach: Die bisherigen | |
Fortschritte reichten nicht aus. „Ich halte den Druck aufrecht“, schrieb | |
Malik. „Wir müssen sicherstellen, dass wir die kreative Qualität von allen | |
ehren und feiern.“ | |
15 Mar 2021 | |
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