| # taz.de -- Berliner Streaming-Tipps der Woche: Das Kino nach Hause eingeladen | |
| > Auch in dieser Woche ist Sofa statt Kinosessel angesagt. Wir empfehlen | |
| > zwei Filmbonbons aus dem Streamingdienst „Filmfreund“. | |
| Bild: Filmstill aus der Dokumentation „Als Paul über das Meer kam“ von Jak… | |
| Nichts Neues aus dem Land der Lichtspieltheater. Da bis Ende des Monats | |
| sowieso alle Kinos geschlossen sind, ist die Frage eher, wie es weitergeht. | |
| Angesichts der aktuellen Covid-Infektionszahlen mag niemand daran glauben, | |
| dass es im Dezember wieder Corona-normal zugeht, also mit entsprechenden | |
| Hygienekonzepten. Wer zwischenzeitlich Filme gucken möchte, ist also | |
| entweder auf die heimische DVD- und Blu-ray-Sammlung angewiesen oder auf | |
| Streaming-Angebote. | |
| Wie den Anbieter „Filmwerte“ mit Sitz in Potsdam. Er betreibt | |
| [1][filmfriend.de], eine Plattform, mit der auch die Öffentlichen Berliner | |
| Bibliotheken zusammenarbeiten. Wer einen gültigen Bibliotheksausweis | |
| besitzt, kann ohne weitere Kosten frohgemut drauflos streamen. Ich empfehle | |
| zwei Filme, die unterschiedlicher nicht sein könnten. | |
| Mit dem Dokumentarfilm „Als Paul über das Meer kam“ (2017) wirft der | |
| Filmemacher Jakob Preuss einen ungewöhnlichen Blick auf die sogenannte | |
| Flüchtlingskrise. Als er den aus Kamerun stammenden Paul René Nkamani in | |
| einem Flüchtlingscamp in Marokko kennenlernt, entscheidet sich Preuss, die | |
| Rolle des reinen Beobachters aufzugeben und sich selbst zu engagieren. | |
| Als Paul es schließlich nach Europa schafft und in Deutschland Asyl | |
| beantragt, vermittelt ihm Preuss die eigenen Eltern als kompetente | |
| Integrationshelfer. Und dass, obwohl er sich durchaus an den absurd | |
| konservativen Ansichten seines Schützlings [2][zur deutschen | |
| Flüchtlingspolitik] reibt. Das ist das eigentlich Interessante an diesem | |
| Film: wie man bei aller emotionaler Verwicklung trotzdem eine notwendige | |
| Distanz wahren kann. | |
| ## Steife Kragen und Backenbärte | |
| Wem das alles viel zu aktuell ist, den versetzt die Hammer-Produktion | |
| „Taste the Blood of Dracula“ in die viktorianische Ära in England, in der | |
| einige gelangweilte Geschäftsleute den blutsaugenden Grafen (Christopher | |
| Lee, wer sonst?) in einer alten Kirche wiederbeleben. | |
| Doch bald schon fallen die Herren der Rache Draculas anheim, wobei den Film | |
| von Peter Sasdy durchaus ein Sinn für Stil auszeichnet, einem großen | |
| Vergnügen an einer Epoche, deren Erscheinungsbild von Kutschen, steifen | |
| Kragen und Backenbärten geprägt war (Filme streambar via | |
| [3][www.voebb.filmfriend.de/de/home]). | |
| Filmwerte stellt auch die Plattform für Arsenal 3 bereit, den | |
| [4][Streamingbereich des Berliner Kinos Arsenal]. Als Ergänzung und | |
| Kommentar des Kinoprogramms gedacht, müssen die Novemberprogramme diesmal | |
| für sich stehen. | |
| Dabei geht es unter der Fragestellung „Why an archive“ vor allem um Archive | |
| in Hongkong („Asia Art Archive“ und „Videotage“) und China („Video | |
| Bureau“), die sich vorwiegend mit der Archivierung aktueller Medienkunst | |
| beschäftigen. | |
| 13 Nov 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.filmfriend.de | |
| [2] /Neue-Fluechtlingsunterkuenfte/!5723870 | |
| [3] http://www.voebb.filmfriend.de/de/home | |
| [4] http://www.arsenal-3-berlin.de | |
| ## AUTOREN | |
| Lars Penning | |
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