# taz.de -- Corona-Schutz in Hamburger Bürgerschaft: Pressefreiheit darf nicht… | |
> Laut Grundgesetz entscheiden die Medien selber, was sie spannend finden. | |
> Das ist nicht die Aufgabe von Ausschussvorsitzenden oder Präsidentinnen. | |
Bild: Vor der Pandemie war hier Publikum erlaubt: ein Sitzungssaal der Hamburge… | |
Zugegeben, der Betrieb eines Parlaments ist gerade eine Herausforderung. | |
Aber [1][darunter darf nicht die Pressefreiheit leiden]. Laut Grundgesetz | |
entscheiden die Medien selber, worüber sie berichten. Das ist nicht die | |
Aufgabe von Ausschussvorsitzenden oder Präsidentinnen. Sie haben kein Recht | |
zu dieser Bevormundung. | |
Genau das tun sie aber in Hamburg, indem sie entscheiden, welcher Ausschuss | |
öffentlich ist. Es wird nicht nur der Zugang zu vermeintlich Langweiligem | |
blockiert, es wird definiert, was spannend ist. Das zeigt die Praxis der | |
seit Sommer möglichen Livestreams für die bereits von den Sitzungen | |
ausgeschlossene Bevölkerung. Die Anhörung des Innensenators, der zu | |
Coronazeit feierte, gab es zu sehen. Den Hype darum kann man unpolitisch | |
finden. Die Beratungen zu Kinderschutz und Corona wurden nicht gestreamt. | |
Doch hier konnten Journalisten wenigstens noch in die Sitzung. Das geht | |
nicht mehr. | |
Es ist kein Argument, dass sich nur wenige Journalisten in die Ausschüsse | |
verirrten. Es geht ums Prinzip. Deshalb gab es die sogenannte | |
Saalöffentlichkeit. Zuschauer und Reporter durften da sein. Schon seit | |
Sommer dürfen einfache Bürger das nicht mehr. [2][Daran gab es Kritik]. Die | |
löst Rot-Grün nun auf, indem es bei Videokonferenzen Presse und Volk gleich | |
behandelt. Beide gucken zu, wenn es jene, die beobachtet werden sollen, | |
denn wollen. | |
## Rot-Grün ist in Hamburg zu mächtig | |
Sorge vor Ansteckung ist ernst zu nehmen. Die Lösung kann aber anders | |
aussehen, wie Bremen, Kiel, Berlin zeigen. Bei Videokonferenzen könnten | |
sich Zuschauer anmelden. Zum Schutz der Privatsphäre der Abgeordneten gibt | |
es technische Lösungen. Also wo liegt das Problem? | |
Vielleicht ist Rot-Grün, das in Hamburg mit Zweidrittelmehrheit regiert, zu | |
mächtig. Gerade erst schaffte es mit den „Deputationen“ ein altes | |
Beteiligungsgremium ab. Und die kleine Opposition klagt, ihre Anträge | |
würden viel zu selten in Ausschüsse überwiesen. Um so wichtiger ist es, | |
dass dieses Parlament sich zügig korrigiert und die Presse berichten lässt | |
über das, was dort passiert oder gerade nicht passiert. | |
20 Nov 2020 | |
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## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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